zum Hauptinhalt
Rettungsstelle des Vivantes Klinikums Am Urban

© Mario Heller/Tagesspiegel

Wartezeiten in Berliner Rettungsstellen: So viele Minuten müssen Patienten in den Vivantes-Notaufnahmen warten

Nur für die landeseigenen Vivantes-Kliniken gibt Berlin aktuelle Zeitangaben bekannt. Die Wartezeiten schwanken massiv. Ansonsten beruft sich die Gesundheitssenatorin auf die Verschwiegenheitspflicht.

Stand:

Die Debatte um die Notaufnahmen wird regelmäßig heftig geführt, nun teilt Berlins Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) auf CDU-Anfrage zumindest die Wartezeiten aus den landeseigenen Vivantes-Kliniken mit. Dabei geht es um die Zeit zwischen dem Anmelden am sogenannten Tresen der Rettungsstelle, den eine speziell geschulte Pflegekraft führt, und dem Erstkontakt des Patienten mit einem Arzt.

Demnach dauerte das Warten in den sieben Vivantes-Rettungsstellen im ersten Halbjahr 2024 im Schnitt wie folgt: im Schöneberger Auguste-Viktoria-Klinikum 61 Minuten; im Reinickendorfer Humboldt-Klinikum 33 Minuten; im Urban-Krankenhaus in Kreuzberg 93 Minuten; in der Friedrichshainer Klinik 95 Minuten; am Vivantes-Standort Kaulsdorf 39 Minuten; im Neuköllner Krankenhaus 61 Minuten und im Klinikum Spandau 53 Minuten. Die Wartezeit sagt für den Einzelfall wenig aus, denn sie schwankt je nach Wetter, Wochentag, Uhrzeit massiv.

37
Rettungsstellen gibt es in Berlin.

Berlins landeseigene Kliniken gehören zu den größten Deutschlands, ihre Rettungsstellen sind hochfrequentiert. Vivantes-interne Spitzenreiter waren im Jahr 2022 die Kliniken in Friedrichshain und Neukölln, wo jährlich fast 71.000 beziehungsweise 60.000 Notfälle behandelt wurden. Unter Ärzten heißt es, nur die Charité-Rettungsstelle auf dem Virchow-Campus in Wedding versorge in Berlin wohl mehr Patienten, schätzungsweise bis zu 90.000 im Jahr.

Die Charité bezeichnete in ihrer Antwort an den Senat den Term „Wartezeiten“ als „unpräzise“. Die landeseigene Universitätsklinik teilte demnach mit: Alle Patienten würden innerhalb von zehn Minuten durch eine Pflegefachkraft mit einem fünfstufigen Instrument, dem „Manchester Triage System“, einer Dringlichkeitsstufe zugeordnet.

1,3
Millionen Fälle versorgen Berlins Notaufnahmen pro Jahr.

Nach diesem üblichen Triage-System werden Fälle als „rot“ eingestuft, wenn Lebensgefahr besteht, dem sofort ein Arztkontakt folgt. Als „orange“, wenn die Patienten zehn Minuten warten können, „gelb“ meint 30 Minuten Wartezeit, „grün“ bedeutet, es sind bis zu 90 Minuten zumutbar – und „blau“ bezeichnet Patienten, die keine Notfälle sind, zur Arztpraxis gehen könnten und deshalb mitunter 120 Minuten warten müssen.

Zu den vielen privat, frei-gemeinnützig und konfessionell geführten Krankenhäuser, schreibt Czyborra, habe der Senat kein Auskunftsrecht. Gemeint ist, dass es sich bei den angefragten Zahlen um geschützte Unternehmensdaten handele. Der Senat beruft sich wiederholt aus Wettbewerbsgründen auf Verschwiegenheit.

So wollten vergangenen Herbst die Grünen erfolglos von Senatorin Czyborra wissen, wie viele Fälle jede der insgesamt 37 Berliner Notaufnahmen pro Jahr versorgt. Insgesamt registrieren die Rettungsstellen bis zu 1,3 Millionen Fälle im Jahr, wobei circa 70 Prozent ambulant bleiben.

Aus der aktuellen Senatsantwort geht hervor, dass die Wartezeiten in den Vivantes-Notaufnahmen in den Pandemiejahren 2020 bis 2022 viel kürzer waren. Das hängt damit zusammen, dass in der Coronakrise viele Berliner auch wegen der Lockdowns öfter zu Hause blieben. Die Zahl der Unfälle sank.

Oft wurden Wartezeiten zuletzt thematisiert, wenn Patienten und Angehörige die Pflegekräfte und Ärzte in Notaufnahmen angegriffen hatten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })