Wie man Gespenster der Geschichte austreibt: Thomas Kilpper ritzt Bilder in den Fußboden des Stasi-Ministeriums.
30 Jahre Mauerfall
Nahe der Mauer in Neukölln aufgewachsen, hatte es die Tagesspiegel-Leser Andrea und Andreas Klose aus beruflichen Gründen nach Frankfurt am Mai verschlagen. Am Abend des 9. November hatten sie Gäste zum Essen eingeladen. Von den Ereignissen in Berlin erfuhren die Beiden erst am nächsten Morgen.
Am 9. November feierte Tagesspiegel-Leserin Kerstin Appel bei Freunden. Gegen 22 Uhr klingelte es. Unerwarteter Besuch stand vor der Tür. Die Grenze war offen.
Im Mai 1989 fanden in der DDR Kommunalwahlen statt. Bürgerrechtler und kirchliche Initiativen wollten sich nicht mit den Manipulationen am Ergebnis zufrieden geben. Sie beobachteten das Wahlgeschehen. Dazu gehörte auch Manfrd Krause in Potsdam. All jene, die sich entschlossen hatten, dem System auf die Finger zu sehen, mussten mit Repressionen durch die Stasi rechnen.
Der SED-Chef Walter Ulbricht bat Stalin vergeblich um Erlaubnis. 1961 wurde der Mauerbau detailliert mit Chruschtschow erörtert.
Zwei Frauen, und er mittendrin. Dmitri Vrubel konnte sich nicht entscheiden – und verwandelte den Konflikt in ein Gemälde. Die Umarmung von Breschnew und Honecker, vor 20 Jahren an die Berliner Mauer gemalt, wurde zum Sinnbild eines politischen Aufbruchs. Jetzt muss Vrubel das Bild noch einmal malen. Er tut es mit gemischten Gefühlen
Ostdeutschland holt wirtschaftlich weiter auf, wird aber bis zum Ende des Solidarpakts im Jahr 2019 wohl nur knapp an das Niveau im Westen herankommen.
Neun Jahre alt war Tagesspiegel-Leser Nico Vasilevski, als die Mauer fiel. Das war für ihn als Kind schon sehr spannend. Das aufregendste Erlebnis war aber, als er in dem ganzen Trubel des 9. November auf einmal seine Tante aus Ost-Berlin wiedersah.
Die 12-jährige Tochter von Tagesspiegel-Leserin Heide Binner verfolgte am frühen Morgen des 10. November schlaftrunken die Nachricht vom Fall der Mauer und hatte nur einen Gedanken. Das Mädchen aus Rudow wollte endlich ein Surfbrett. Denn die Gewässer von Grünau rückten in greifbare Nähe.
Die Kreuzberger "Henne" ist alles: Kultkneipe, Hähnchenbraterei, Nachbarschaftstreff, Szenelokal und 100 Jahre Stadtgeschichte.
Nach dem 9. November wollten Tagesspiegel-Leserin Barbara Hummel-Joesten und ihr Mann unbedingt nach Berlin. Die Stimmung war für sie größtenteils überwältigend. Aber sie machte auch andere Beobachtungen, die sie in einem Gedicht festhielt
Tagesspiegel-Leser Reinhardt Graetz war an diesem 9. November auf Dienstreise in Berlin. Am Nachmittag machte er sich auf den Rückflug nach Frankfurt. Zu Hause angekommen konnte er dann in den Nachrichten verfolgen, dass sich in Berlin gerade Geschichte ereignete.
Im Herbst 1989 hatte sich Tagesspiegel-Leser Stefan Unger vorgenommen, die DDR zu verlassen. Er bereitete heimlich seine Ausreise vor. Als er am Abend des 9. November hörte, dass man nach West-Berlin könne, hielt er dies für einen Trick. Und machte sich auf den Weg nach Prag.
Nicht weit entfernt vom Übergang Borhnholmer Straße wohnte 1989 Tagesspiegel-Leser Stefan Maier. Als der damals 17-Jährige von der Straße her komische Geräusche hörte, ging er nach draußen. Zunächst konnte er nicht so recht verstehen, was sich da abspielte.
Mit seinem kleinen Sohn wollte Tagesspiegel-Leser Werner Dörr im Oktober 1989 über die Transitstrecke nach Westdeutschland fahren. Es gab nur ein Problem. Der Kleine hatte nicht das richtige Reisedokument.
Es war schon irgendwie komisch, dass der blaue Trabi immer dicht am Fahrzeug unseres Lesers Donat Schober klebte. Das muss die Stasi sein, mutmaßten die Kinder und animierten ihren Vater zu einer Verfolgungsjagd durch West-Berlin.

Im Herbst 1989 wollten Tagesspiegel-Leserin Carola Rosenberg und ihre Familie die DDR verlassen. Sie versuchten zunächst, über Polen auszureisen. Dort wurden sie aber wieder zurückgeschickt. Anschließend machten sie sich - wie so viele andere auch - auf den Weg nach Prag.
Das Geschichtsforum 1989/2009 wollte Geschichte zum Erlebnis machen - doch auch die Besucher müssen mitspielen.
Polen reklamiert für sich das Urheberrecht für den Mauerfall. Zum Zeitpunkt der Friedlichen Revolution konnte das Land bereits auf mehrere Monate einer demokratischen Regierung zurückblicken. Die Rechte spricht lieber über den Krieg und schürt antideutsche und antirussische Ressentiments.
Polen verlegt Feiern zum Jahrestag der freien Wahlen von Danzig nach Krakau. Ministerpräsident Tusk will sich von der Gewerkschaft Solidarnosc nicht erpressen lassen. Auf die Solidarität von Staatschef Kaczynski kann er dabei nicht zählen.
Brigitte Grunert über die Sprache der Politiker, 60 Jahre Grundgesetz und 20 Jahre Fall der Mauer.
Der Mauerfall im November 1989 war nicht Anfang, sondern Endpunkt einer Entwicklung, die ohne die Freiheitsbewegung in Osteuropa nicht möglich gewesen wäre. Doch ein EU-Video über die Wende blendet die Vorgeschichte aus.
Sat1 lässt in „Die Grenze“ Mini-DDR erbauen
Doppelperspektive: Der Westteil Berlins war auf den Stadtplänen im Osten nur eine weiße Fläche, das hat das Lebensgefühl auch dort erheblich mitgeprägt. Auf der anderen Seite: So nahe der Osten für Westler auch war, bedeutete eine Fahrt dorthin doch eine Reise in ein vollkommen fremdes Land.
Die computergestützte Wiederherstellung zerrissener Stasi-Akten wird sich deutlich länger hinziehen als geplant. 16.250 Säcke voller Aktenschnipsel hatte der DDR-Geheimdienst nach seiner Auflösung 1990 hinterlassen.
Seit heute ist auf dem Berliner Alexanderplatz die Freiluft-Ausstellung zum 20. Jahrestag des Mauerfalls zu sehen. Bis zum 14. November können Interessierte durch die Geschichte der Revolution in der DDR wandeln.

Weil es keine andere Möglichkeit der Abstimmung gab als die mit den Füßen, verließen bis zum Mauerbau 1961 rund 2,1 Millionen Bürger ihre Heimat DDR. Freie Wahlen waren im anderen deutschen Staat des Teufels. Michael Jürgs hält es für aufklärend hilfreich, daran zu erinnern.
Am 7. Mai 1989 wurde die letzte Kommunalwahl der DDR inszeniert – und erstmals wurde von Betrug gesprochen. In den 20 Jahren danach gab es viele freie Wahlen, aber betrogen kommt man sich in einigen Orten immer noch vor – zum Beispiel in Zuchau in Sachsen-Anhalt

Er ist einer der besten DJs der Welt: Paul van Dyk . Als 17-Jähriger kam er in den Westen, nachdem der Ausreiseantrag seiner Mutter genehmigt worden war - kurz vorm Mauerfall. Hier erzählt er die Geschichte seines Umzugs in eine andere Welt.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat die Bundesregierung aufgefordert, ein Konzept für das Mauerfall-Jubiläum vorzulegen.

Die Deutsche Kinemathek präsentiert in einer Sonderausstellung im Filmhaus am Potsdamer Platz Privataufnahmen aus dem Herbst des Wendejahres 1989.

Man hätte es sich fast denken können. Von den 525 Vorschlägen für das Einheitsdenkmal ist nicht einer realisierungswürdig und ein Drittel wurde sogar als Schrott bezeichnet. Doch es wäre wohl zu einfach, die Künstler zu schelten, meint Alexander Gauland.

Wenige Wochen nach dem Fall der Mauer interessierte sich Tagesspiegel-Leser und Autor Gottfried Schenk dafür, was aus der einstigen Exklave Streinstücken geworden war. Immer noch war das kleine Dorf im Süden der Stadt nur durch eine schmale von hohen Betonwänden umgegebenen Zufahrt zu erreichen. Dahingegen klafften in den Grenzanlagen rund um das zu Berlin gehörende Dorf schon große Löcher. Die Mauerspechte hatten ganze Arbeit geleistet.

Bei Umzügen innerhalb Berlins entsteht sie jedes Mal neu - die Qual der Wahl nach dem richtigen Bezirk. Die meisten Berliner legen sich laut einer Umfrage zumindest zwischen Ost und West fest. Uns interessiert, wo Sie gerne leben möchten.
Am Morgen des 10. November 1989 hatte sich Tagesspiegel-Leserin Barbara Geister auf einen ganz normalen Schultag eingestellt. Aber schon sehr schnell merkte die Lehrerin, dass dieser Tag alles andere als gewöhnlich war.

In diesem Jahr feiert die Bundesrepublik ihren 60. Geburtstag, auch die DDR würde 60, wenn es sie noch gäbe, und vor 20 Jahren fiel die Mauer. Anlass genug für eine neue Strophe der Nationalhymne? Wäre der Text der DDR-Hymne geeignet? Diskutieren Sie mit.
Am 10. November machte sich Tagesspiegel-Leser Matthias Ziegfeld sofort von seinem Studienort Bremen aus auf die Reise nach Berlin, um die historischen Ereignisse mitzuerleben. Mit seinen Freunden fuhr er sofort Richtung Brandenburger Tor und erklomm dort die Mauer. Dort hatte er eine ganz besondere Begegnung.

Er war der Stichwortgeber für den Mauerfall: Der italienische Journalist Riccardo Ehrman stellte Günter Schabowski am 9. November 1989 die entscheidende Frage. Es wirkte spontan. Jetzt stellt sich heraus: Ehrman war von der SED „gebrieft“ worden.
Von Schloss Liebenberg bis zur Heilandskirche beginnt die Kulturland-Kampagne mit 500 Vorträgen. Mit Ausstellungen, Filmen und Vorträgen soll an den 20. Jahrestag des Mauerfalls erinnert werden.
20 Jahre nach dem Mauerfall flammt erneut eine Diskussion über eine neue, gesamtdeutsche Verfassung auf. SPD-Chef Müntefering beklagt organisatorische Fehler bei der deutschen Einheit.