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Hochwasser in Bayern und Baden-Württemberg: Suche nach vermisstem Feuerwehrmann geht weiter – auch mit Drohnen
Fünf Menschen sind bundesweit infolge des Hochwassers in Süddeutschland gestorben. Lesen Sie im Liveblog die aktuellen Entwicklungen zur Hochwasserlage in Bayern und Baden-Württemberg.
Stand:
16:22 Uhr: Retter berichten von Bergung der 32-Jährigen aus Baumkrone
Die Suche nach einer vermissten 32-Jährigen in einem überfluteten Wald in Schwaben hat sich nach Angaben der Einsatzkräfte als schwierig erwiesen. Das Problem sei gewesen, die Frau in dem Wald überhaupt zu finden, sagte der Notfallsanitäter Harald Heinlein, der an Bord des ADAC-Hubschraubers für die Rettungswinde zuständig war. Auch die Bergung sei eine Herausforderung gewesen. „Denn über den Bäumen bestand die Gefahr, dass durch den Abwind der Rotorblätter Äste abbrechen und Personen verletzen.“
Die Frau war nach Angaben der Polizei in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Silberwald bei Neu-Ulm unterwegs gewesen und wurde vermutlich vom Hochwasser überrascht. Die 32-Jährige rettete sich in die Krone eines umgestürzten Baumes und setzte noch einen Notruf ab, dann brach die Verbindung zu ihr ab. Zahlreiche Einsatzkräfte suchten mit Booten und Hubschraubern nach ihr. Am Dienstag wurde sie mithilfe einer Drohne entdeckt.
Das war schon außergewöhnlich und nicht alltäglich, dass wir jemanden retten, der so lange auf einem Baum gesessen hat.
Harald Heinlein, Notfallsanitäter
Weil das Wasser zu dem Zeitpunkt immer noch brusthoch stand und das Gelände zu unzugänglich für Boote war, wurde die Luftrettung gerufen. Er habe zunächst den Notarzt mit der Rettungswinde zu der geschwächten Frau hinuntergelassen, sagte Heinlein. Dann habe er diese mit der Rettungswinde an Bord des Hubschraubers gezogen, der 75 Meter über dem Baum in der Luft gestanden habe. Der Hubschrauber brachte die Frau an den Rand des Waldes, wo Rettungskräfte warteten.
14:25 Uhr: Pflegeheim nimmt wegen Evakuierungen elf schwerstbehinderte Personen auf
Weil wegen des Fachkräftemangels derzeit 25 Betten nicht belegt sind, hat das Caritas-Altenheim im bayerischen Hochwassergebiet Hilfsbedürftige aufgenommen, die wegen eines drohenden Dammbruchs evakuiert werden mussten: Für drei Tage diente das Heim als Quartier für elf schwerstbehinderte junge Erwachsene. Das teilte der Caritasverband für die Diözese Regensburg am Mittwoch mit.
„In einer Katastrophe hilft nur eines: Zusammenhalt“, sagte die Leiterin des Alten- und Pflegeheims Sankt Emmeram in Geisenfeld, Tanja Wocheslander. Geisenfeld liegt im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, der von den Überschwemmungen am Wochenende besonders hart getroffen worden war. „Wir haben keine Sekunde gezögert“, berichtete Wocheslander.
14:21 Uhr: Krisenstab in Meckenbeuren aufgelöst
Die Bodenseekreis-Gemeinde Meckenbeuren kehrt nach dem Hochwasser der vergangenen Tage langsam wieder zur Normalität zurück. „Der Krisenstab hat heute seine Arbeit eingestellt“, sagte eine Gemeindesprecherin am Mittwoch. Seit eineinhalb Tagen liefen die Aufräumarbeiten. „Dank des sonnigen Wetters sind die Aufräumarbeiten besonders gut vorangegangen.“
Eine geflutete Grundschule im Ortsteil Kehlen soll an diesem Donnerstag wieder öffnen. Das Wasser sei abgepumpt worden und der Strom sei auch wieder da. Die Schule und ein angrenzendes Sportgelände standen nach dem Dauerregen vom Wochenende unter Wasser. Fast 30 Millionen Liter Wasser seien bereits vom Technischen Hilfswerk Überlingen an dem Sportplatz abgepumpt worden, sagte die Sprecher.

© dpa/Felix Kästle
14:08 Uhr: Olympischer Sportbund richtet Spendenkonto für Vereine ein
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will von den Hochwasserschäden betroffene Sportvereine unterstützen und stellt dafür einen Grundstock von 100 000 Euro zur Verfügung. Dieses Geld bietet dies Basis für ein Spendenkonto.
„Mit Sorge und Mitgefühl erleben wir die aktuelle Notsituation, in der sich viele Menschen im Süden des Landes aufgrund des Hochwassers derzeit befinden“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert am Mittwoch und rief die Mitgliederorganisationen sowie Dritte zu Spenden auf. „Von der Zerstörung durch die Wassermassen sind auch Sportvereine massiv betroffen. Als Dachverband des Sports bereiten wir hier für die Zeit des Wiederaufbaus schnelle, unbürokratische und solidarische Hilfe vor und stehen den Vereinen zur Seite“, sagte Weikert.
13:53 Uhr: Regensburg lässt Wasser an Donau-Schutzwänden vorbeifließen
In Regensburg lassen Hilfskräfte kontrolliert Wasser an den Schutzwänden am Donauufer vorbeifließen. „Wir haben einen völlig durchnässten Boden“, sagte der Leiter des Regensburger Tiefbauamts, Michael Köstlinger, am Mittwoch. Aus Sorge, dass der Untergrund und damit die Schutzelemente in der Werftstraße plötzlich versagen könnten, lasse man einen gewissen Zufluss zu und schalte die Pumpen ab. Die Hoffnung sei mehr Stabilität für den Untergrund und damit auch für die Schutzwände.
Wenn eine gewisse Wasserhöhe auf der Seite der Werftstraße erreicht sei, würden die Pumpen wieder angeschaltet, betonte Köstlinger. Von einer Flutung des Bereichs könne man daher nicht sprechen. Die Schutzelemente würden auch nicht kontrolliert geöffnet, sondern ohnehin durchdringendes Wasser an der Werftstraße werde teils nicht mehr abgepumpt.

© dpa/Sven Hoppe
13:42 Uhr: Kulturstiftung der Länder legt Fonds für Hochwasserschäden auf
Mit einem Sonderfonds der Notfallallianz Kultur will die Kulturstiftung der Länder die Rettung von Kulturgütern aus den aktuellen Hochwasserlagen in Deutschland unterstützen. Damit soll insbesondere die Bergung, Erstversorgung, Konservierung und Restaurierung von regional wie national bedeutendem Kulturgut gefördert werden, wie die Stiftung am Mittwoch in Berlin mitteilte.
Der Fonds richtet sich demnach an gemeinnützige und öffentlich zugängliche kulturelle Einrichtungen. Projekte können mit bis zu 5000 Euro gefördert werden. In der Notfallallianz Kultur sind seit 2021 Ministerien, Behörden, Stiftungen, Verbände und andere Organisationen zusammengeschlossen. Die Partnerinnen und Partner seien davon überzeugt, „dass Gefährdungen von Kunst und Kulturgut durch Krisen und Katastrophen nur im Schulterschluss bewältigt werden können“, hieß es.
13:20 Uhr: Viele Bahnstrecken in Bayern weiter gesperrt
Wegen Hochwasser und Unwetterschäden können auf mehreren Bahnstrecken in Bayern auch am Mittwoch keine Züge fahren. Gesperrt seien unter anderem die ICE-Strecken zwischen Donauwörth und Augsburg sowie zwischen Nürnberg und Würzburg, teilte die Bahn am Vormittag mit. Auch die stark beanspruchte Fernverkehrs-Achse zwischen Ulm und Augsburg sei nur eingeschränkt befahrbar. Deshalb endeten einige Fahrten früher, andere Züge verspäteten sich demnach um etwa 45 Minuten.
Es kommt zu Zugausfällen, Haltausfällen und Verspätungen im Fernverkehr.
Verkehrsmeldung der Deutschen Bahn
Auch die Eurocity-Express-Verbindung von München nach Zürich blieb demnach am Mittwoch zwischen Lindau und der bayerischen Landeshauptstadt unterbrochen. Zudem blieb die Intercity-Route von Ulm in Richtung Kempten und Oberstdorf im Allgäu zunächst gesperrt. Auch im Regionalverkehr in Bayern mussten Fahrgäste am Mittwoch auf vielen Routen weiter mit Zugausfällen und erheblichen Verspätungen rechnen - unter anderem wegen Hangrutschen und überfluteten Bahndämmen.

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12:19 Uhr: Meteorologe beklagt überforderte Prognosemodelle bei Starkregen
Auch mit Blick auf die jüngsten Hochwasserereignisse fordert der Meteorologe Karsten Schwanke Nachbesserungen bei Mess- und Vorhersagesystemen. So habe sich auch bei den jüngsten Lagen in Süddeutschland und zuvor im Saarland gezeigt, dass viele automatisierte Vorhersagen „komplett überfordert sind bei diesen Starkregenereignissen“, sagte der Wetterexperte am Mittwoch in Dortmund auf der Fachmesse „112 Rescue“.
Schon jetzt sei eine deutliche Häufung von Temperaturrekorden und Starkregenereignissen messbar, zeigte Schwanke auf - diese Entwicklung werde weitergehen, so der Meteorologe. „Darauf müssen wir besser vorbereitet sein.“ Für Süddeutschland hätten Wettermodelle die enormen Regenmengen der letzten Tage und den betroffenen Bereich zwar gut prognostiziert. Es fehle aber an Angaben, welche Auswirkungen die erwarteten Niederschläge vor Ort haben könnten.
11:35 Uhr: Hessens Ministerpräsident fordert Pflichtversicherung gegen Elementarschäden
Hessens Ministerpräsident Boris Rhein fordert angesichts des Hochwassers in Süddeutschland die schnelle Einführung einer Pflichtversicherung für Elementarschäden. Die Bundesregierung müsse sich bewegen und endlich die Pflichtversicherung auf den Weg bringen, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Wir alle sehen, dass Extremwetterereignisse zunehmen.“
„Naturkatastrophen wie Unwetter oder Stürme dürfen weder Menschen in den finanziellen Ruin treiben noch in vollem Umfang alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern belasten“, sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK). „Wir Länder werden das Thema am 20. Juni bei der nächsten MPK unter hessischem Vorsitz deshalb wieder auf den Tisch legen und Bewegung vom Bund einfordern.“
10:58 Uhr: Bislang keine Hochwasserschäden an Atommüll-Zwischenlagern
Die Atommüll-Zwischenlager in Bayern und Baden-Württemberg sind bisher von Hochwasserschäden verschont geblieben. Benachbarte Flächen seien zwar im schwäbischen Gundremmingen, das nur wenige Hundert Meter von der Donau entfernt liegt, wie auch in Biblis im Norden Baden-Württembergs überflutet worden. Die Sicherheit der Zwischenlager sei aber gewährleistet, teilte die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mit.
Das gelte auch für die fünf weiteren Atommüll-Zwischenlager in Süddeutschland, teilte die BGZ mit. Dort sei die Hochwasserlage bisher aber auch weniger dramatisch gewesen. Bei der Wahl der Standorte sei der Schutz vor Überflutungen mitbedacht worden.

© dpa/Stefan Puchner/Archiv
08:31 Uhr: „Lange Ablaufzeiten“ der Donau bei Passau
Trotz teilweise sinkender Pegel bleibt die Hochwasserlage vor allem in Bayern angespannt. In Passau wurden am Dienstagabend nach Angaben der Stadtverwaltung die Scheitel von Donau und Inn überschritten, blieben aber trotz sinkender Tendenz zunächst noch hoch. Große Teile der Innenstadt waren weiterhin überschwemmt. Die Stadt rechnete damit, dass ab Freitag die Aufräumarbeiten beginnen können.
Laut der Hochwasserzentrale des Bayerischen Landesamts für Umwelt waren am Dienstagabend alle Donaupegel von Donauwörth bis Passau weiterhin in der höchsten Meldestufe und haben teilweise sehr langgezogene Hochwasserscheitel. An den Zuflüssen der Donau ging das Hochwasser weiter zurück. Durch die „langen Ablaufzeiten“ des Wassers blieb die Hochwasserlage in den betroffenen Gebieten zunächst aber weiter angespannt.
07:33 Uhr Pegel der Donau in Regensburg sinkt nur sehr langsam
Die Hochwasserlage in Regensburg in Bayern bleibt angespannt. Der Pegelstand sinke sehr langsam auf hohem Niveau, sagte eine Sprecherin der Stadt am Dienstagmorgen. Laut Hochwassernachrichtendienst (HND) lag der Pegelstand der Donau weiter bei über sechs Metern - normal sind etwa drei Meter.
Die Stabilisierung der Schutzwände an der Werftstraße werde auch am Mittwoch weiter im Fokus des Katastrophenschutzes stehen, sagte die Sprecherin. „Das ist unsere Schwachstelle.“
05:41 Uhr: Bayern hat Ziele beim Bau von Flutpoldern weit verfehlt
Die bayerische Staatsregierung hat über zwei Jahrzehnte nach dem Beschluss zum Bau von sieben großen Flutpoldern zum Schutz vor extremen Hochwassern erst zwei der damals geplanten Projekte verwirklicht. Das bestätigte das Umweltministerium in München auf dpa-Anfrage. „Der Polder Weidachwiesen ist in Betrieb und wurde auch aktuell genutzt. Der Polder Riedensheim ist einsatzbereit“, teilte eine Sprecherin mit. „Solche Projekte erfordern umfangreiche Planungen und anschließende Baumaßnahmen und benötigen deshalb Zeit“, erläuterte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler).
Geplant war die Fertigstellung aller sieben Polder bis 2020, wie in einem Bericht des Landesamts für Umwelt zum Flutpolderprogramm aus dem Jahr 2018 nachzulesen. Derzeit steht insbesondere Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger in der Kritik, der ehedem neben „Monstertrassen“ - also große Stromleitungen quer durchs Land - auch „größenwahnsinnige Flutpolder“ bekämpfte.
05:09 Uhr: Wasserstände von Donau und Inn sinken langsam, doch die Lage bleibt kritisch
Der Kampf gegen das Hochwasser in Süddeutschland und seine verheerenden Folgen geht weiter. Auch wenn an der stark betroffenen unteren Donau der Wasserstand an bestimmten Stellen langsam zu sinken beginnt, bleibt die Lage vor allem im Osten Bayerns kritisch.
Die Wasserstände an den Pegeln in Passau und Regensburg lagen am frühen Mittwochmorgen laut Hochwassernachrichtendienst (HND) weiter bei der höchsten Meldestufe 4. Für Regensburg etwa meldete der HND am Mittwochmorgen weiter einen Pegelstand von über sechs Metern - normal sind etwa drei Meter.
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sind zwar in Bayern am Mittwoch und Donnerstag weitere Schauer und Gewitter zu erwarten - Starkregen sei aber nur am östlichen Alpenrand wahrscheinlich. Das Landratsamt Donau-Ries warnte, trotz teils sinkender Pegelstände in den Flüssen könne das Wasser auf freier Flur weiter steigen. Auch in Baden-Württemberg sind laut DWD am Donnerstag einzelne Schauer oder Gewitter möglich - am Mittwoch soll es weitestgehend trocken bleiben.
Durch den hohen Grundwasserstand seien die Böden der Donauinseln nass und schwammig „wie ein Wackelpudding“, sagte die Regensburger Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD). Die Lage blieb laut einer Sprecherin der Stadt bis zum frühen Morgen angespannt. Flussabwärts in Passau, wo die Donau, Inn und Ilz zusammenfließen, wurden bis zum frühen Morgen an den Deichen keine Schäden oder Durchbrüche gefunden, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern sagte.
Hochwasser-Lage am Dienstag
21.22 Uhr: Scheitel an Donau und Inn in Passau überschritten
In der Stadt Passau im Südosten Deutschlands ist der Scheitel der Flüsse Donau und Inn erreicht - die Wasserstände fallen leicht, wie die Stadt am Dienstagabend mitteilte. Die Donau habe den vorhergesagten Scheitel von zehn Metern bereits überschritten.
Der Wasserstand lag am Dienstagabend nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes (HND) bei etwa 9,70 Metern. Normal sind hier Wasserstände von etwa fünfeinhalb Metern. Der Pegelstand am Inn ging von gut sieben Metern auf knapp 6,70 Meter zurück.
Die Stadt hatte aufgrund der erwarteten Zuspitzung der Hochwassersituation am Dienstag den Katastrophenfall ausgerufen. Zahlreiche Straßen und Plätze in Passau sind wegen des Hochwassers bereits gesperrt, Schulunterricht fällt aus. Der Busverkehr ist beeinträchtigt, Verbindungen in die Altstadt wurden am Dienstag eingestellt. Betroffen sind den Angaben zufolge vor allem die Alt- und Innenstadt.
Die Behörden warnten erneut dringend davor, überflutete Bereiche zu betreten. Das gesamte Hochwassergebiet - insbesondere Alt- und Innenstadt - solle gemieden werden. Die Stadt erarbeite nun Strukturen für die Aufräumarbeiten, die voraussichtlich ab Freitag beginnen könnten, hieß es weiter. In Passau kommen die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammen.
16:53 Uhr: Frau nach 52 Stunden aus Baum gerettet
Eine 32-Jährige hat im bayerischen Hochwassergebiet mehr als 52 Stunden in einer Baumkrone ausgeharrt. Am Dienstag wurde die Frau im schwäbischen Neu-Ulm mithilfe einer Drohne gefunden und mit einem Hubschrauber gerettet, wie die Polizei in Kempten mitteilte.
Die Frau hatte seit Sonntag als vermisst gegolten, berichtete das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West der „Schwäbischen Zeitung“ am Dienstag. Demnach wurde die Vermisste im Neu-Ulmer Silberwald von den Fluten überrascht. Am späten Samstagabend habe sie gegen 23.30 Uhr noch selbst den Notruf gewählt, weil sie zunehmend vom steigenden Hochwasser eingekesselt wurde. Danach brach die Verbindung zu ihr ab, heißt es in dem Bericht.
Die Suche per Hubschrauber und Booten brachte der „Schwäbischen Zeitung“ zufolge zunächst keinen Erfolg. Am Dienstag konnte die Polizei die 32-Jährige schließlich mithilfe einer Drohne in der Krone eines umgestürzten Baumes ausfindig machen. Die Polizei brachte die Vermisste per Hubschrauber in Sicherheit und zur weiteren Abklärung in ein Krankenhaus.
Unter ihr stand das Hochwasser zum Zeitpunkt der Rettung noch immer etwa brusthoch.
Polizeipräsidium Schwaben Süd/West
16:02 Uhr: „Ein, zwei Tage echte Anspannung“ in Regensburg
Die Oberbürgermeisterin von Regensburg hat die Hochwasserlage in der Stadt am Dienstag als angespannt bezeichnet. „Wir haben noch ein, zwei Tage echte Anspannung, echte Sorge, dass uns das hält, was wir an Schutzmaßnahmen gerade hier in diesem Bereich auf den Inseln aufgebaut haben“, sagte Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) am Nachmittag bei einem Besuch von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der Oberpfalz.
Die Böden auf den Donauinseln seien „wirklich feucht“, „nass, schwammig“, „wie ein Wackelpudding“, sagte Maltz-Schwarzfischer. „Das heißt, die Lage ist nach wie vor angespannt.“ Der Wasserstand der Donau halte sich derzeit auf hohem Niveau, sinke bislang aber nicht. Söder sagte in Regensburg, die Stadt sei „erfahren, professionell, gut aufgestellt beim Hochwasserschutz“. Doch nun drücke das Grundwasser gegen die Verankerungen der Vorrichtungen und mache diese „wackelig“.
14:34 Uhr: Passau ruft wegen Hochwasser Katastrophenfall aus
Die Stadt Passau in Niederbayern hat aufgrund der erwarteten Zuspitzung der Hochwassersituation am Dienstag den Katastrophenfall ausgerufen. Für die Donau werde im Laufe des Nachmittags ein Pegelstand von rund zehn Metern erwartet, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Aktuell betrage der Pegelstand 9,97 Meter. Relativ zeitgleich werde aber auch der Scheitel des Inns die Dreiflüssestadt erreichen, hieß es. Aufgrund des Starkregens am Montag rechnet die Stadt dort mit einem Pegelstand von mehr als sieben Metern.
Zahlreiche Straßen und Plätze in Passau sind wegen des Hochwassers bereits gesperrt, Schulunterricht fällt aus. Der Busverkehr ist beeinträchtigt, Verbindungen in die Altstadt wurden am Dienstag komplett eingestellt. Betroffen ist den Angaben zufolge vor allem die Alt- und Innenstadt. Die Stadt warnte dringend davor, überflutete Bereiche zu betreten. Das gesamte Hochwassergebiet solle grundsätzlich gemieden werden. In Passau kommen die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammen. Vor allem entlang der Donau spitzt sich die Hochwasserlage in Bayern weiter zu.
14: 26 Uhr: B10 nach Durchbruch der Lärmschutzwand wieder frei
Im Kreis Göppingen in Baden-Württemberg ist die Sperrung der B10 in Ebersbach an der Fils nach der Überflutung der Fahrbahn wieder aufgehoben worden. Am Sonntag hatten enorme Wassermassen dort eine Lärmschutzwand zum Einsturz gebracht und die Fahrbahnen überflutet. Seit fünf Uhr früh am Dienstag sei die Straße wieder frei, berichtete ein Sprecher des Landratsamts Göppingen dem SWR. „Es ging dann jetzt doch schnell“, so der Sprecher.
14:08 Uhr: Mehrere Menschen nach Hochwasser in Bayern vermisst
Mehrere Menschen gelten in den Hochwassergebieten Bayerns derzeit als vermisst. Ein Sprecher des Innenministeriums in München sagte, die Zahl der Vermissten habe am Dienstagmorgen bei sieben gelegen, im Laufe des Vormittags bei fünf, am frühen Nachmittag dann bei sechs.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte nach einer Kabinettssitzung am Vormittag die Zahl der Vermissten im Freistaat mit insgesamt bis zu sieben angegeben. Die Lage sei „extrem volatil“, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums dazu. Unter den Vermissten könnten demnach auch Menschen sein, die sich inzwischen bei den Behörden vor Ort zwar gemeldet haben, deren Meldung aber bislang nicht ans Lagezentrum in München weitergegeben wurde.
Die genauen Zahlen sind nicht sehr valide.
Innenministerium Bayern
Als vermisst galt am Dienstag weiter auch ein Feuerwehrmann in Schwaben. Der 22-Jährige war in Offingen mit weiteren Einsatzkräften mit einem Boot gekentert. Die anderen konnten sich retten.
13:33 Uhr: Bayern will 100 Millionen Euro an Hochwasser-Hilfen bereitstellen
Nach der Flutkatastrophe in vielen Landesteilen will die bayerische Staatsregierung mindestens 100 Millionen Euro an Finanzhilfen für Betroffene bereitstellen: „100 Millionen plus X“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluss in München.
Von dem Hilfspaket sollen grundsätzlich sowohl Privathaushalte als auch Gewerbebetriebe, Selbstständige sowie Land- und Forstwirte profitieren können. „Bayern hilft, schnell und unbürokratisch“, sagte Söder. „Wir lassen in der Not niemanden allein.“
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12:57 Uhr: Frau geht mit Badeanzug im Hochwasser schwimmen
Eine Frau ist im niederbayerischen Deggendorf im Hochwasser schwimmen gegangen - in einer vollgelaufenen Fußgängerunterführung. Die Feuerwehr habe bei einer Kontrollfahrt am Montagabend die Frau im Badeanzug gesehen und aus dem Wasser gerufen, sagte eine Rathaussprecherin am Dienstag.
Stadtbrandinspektor Tim Rothenwöhrer sagte, dass sich Menschen am Hochwasser nicht an Absperrungen halten und versuchen Selfies zu machen, sei inzwischen schon „normal“. Einen Fall wie den der Schwimmerin habe er aber noch nicht erlebt.
12:45 Uhr: Landkreis Rosenheim hebt Katastrophenfall auf
Angesichts einer Entspannung der Hochwasserlage am Alpenrand hat der Landkreis Rosenheim den Katastrophenfall wieder aufgehoben. Derzeit werde noch geprüft, ob am Mittwoch an allen Schulen im Landkreis der Unterricht regulär stattfinden kann, teilte das Landratsamt am Dienstag mit.
Zuvor hatte sich die Lage an den Flüssen und Bächen in der Region demnach deutlich entspannt. Fast alle Menschen hätten in ihre Unterkünfte und Häuser zurückkehren können. Nur die Bewohner einer Unterkunft für Asylbewerber in Raubling in der Nähe des Flusses Inn seien noch in der dortigen Gemeindehalle untergebracht. Die Behörde rechnete aber damit, dass sie „noch im Laufe des Tages“ in ihre Unterkunft zurückkehren können.
11:18 Uhr: Polizei meldet fünftes Todesopfer durch Hochwasser
Die Zahl der bekannten Todesopfer infolge des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg ist laut Polizei auf fünf gestiegen. Wie die Beamten am Dienstag mitteilten, rutschte eine Frau am Montag in Markt Rettenbach in Bayern mit ihrem Auto von einer Straße ins Wasser und wurde später leblos geborgen. Ein Arzt habe nur noch den Tod der 57-Jährigen feststellen können.
Die Frau war nach ersten Ermittlungen auf einer überfluteten Staatsstraße bei Markt Rettenbach unterwegs, nachdem sie eine Absperrung ignoriert hatte. Im gesperrten Abschnitt sei die Frau mit ihrem Wagen an einer überfluteten Stelle mit ihrem Wagen seitlich von der Straße in eine Wiese abgerutscht. Dort sei der Wasserstand so hoch gewesen, dass das Auto sofort von Wasser umschlossen worden sei.
11:03 Uhr: Wetterdienst gibt vorerst Entwarnung beim Thema Regen
Gute Nachrichten für die Hochwassergebiete in Deutschland: In den kommenden Tagen bleibt es dort nach der Vorhersage des Deutschen Wetterdiensts (DWD) überwiegend trocken. „Aus meteorologischer Sicht kann man nun für den Süden Deutschlands Entwarnung geben“, erklärte DWD-Meteorologe Robert Hausen am Dienstag in Offenbach.
10:22 Uhr: A9 in Oberbayern wieder „uneingeschränkt befahrbar“
Die nach einem Dammbruch in Oberbayern teilweise gesperrte Autobahn 9 ist wieder ohne Einschränkungen freigegeben worden. Die am Montag eingerichtete Blockabfertigung in Richtung München wurde am Dienstagmorgen beendet, teilte die Polizei auf X mit. Alle Fahrspuren seien damit auf dem Abschnitt zwischen Ingolstadt-Süd und Langenbruck wieder „uneingeschränkt befahrbar“.
Im Zuge der Blockabfertigung dürften zunächst nur jeweils 300 Fahrzeuge auf den Abschnitt, dann wurde die Fahrbahn immer wieder für einen bestimmten Zeitraum gesperrt. Andere Straßen in der Region wie die Bundesstraße 16 zwischen Manching und Ernsgaden blieben am Dienstag wegen Überflutung zunächst weiter gesperrt.
09:44 Uhr: Schifffahrt auf Mittel- und Oberrhein ist eingestellt
Nach den heftigen Regenfällen ist Deutschlands wichtigste Wasserstraße Rhein in weiten Teilen nicht mehr befahrbar. „Auf dem Mittel- und Oberrhein ruht die Schifffahrt“, sagte ein Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Rhein (WSA) der Nachrichtenagentur Reuters. War zu Wochenbeginn zunächst nur der Oberrhein in Bereichen wie Maxau, Mannheim und Worms gesperrt, so seien mittlerweile mit Mainz und Bingen auch Teile des Mittelrheins betroffen.
„Viele Schiffe haben jetzt schon Liegeplätze aufgesucht oder sind in den Häfen geblieben“, sagte der Sprecher. „Sie warten jetzt ab, bis die Grenzwerte bei den Pegelständen wieder fallen.“ Der Scheitelpunkt könnte noch im Tagesverlauf am späten Nachmittag oder am Abend erreicht werden.
Mit den Sperrungen soll verhindert werden, dass durch den Schiffsverkehr Schäden für die Anrainer entstehen. Die Schiffe erzeugen Wellen, die bei Hochwasser über die Uferkante treten und etwa Keller volllaufen lassen können. Der Rhein ist ein wichtiger Transportweg für Güter wie Getreide, Kohle, Benzin und Heizöl.
07:35 Uhr: Teile einer Burgruine in Bayern rutschen ab
Teile der Burg Falkenstein im oberbayerischen Flintsbach sind angesichts des Dauerregens abgerutscht. Unterhalb der Burg seien 50 Anwohnende in Sicherheit gebracht worden, teilte der Landkreis Rosenheim mit. Die Burgruine unweit der Autobahn an der Grenze zu Österreich gilt als Wanderziel. Die Hauptburg Falkenstein wurde nach Angaben der Tourismusgesellschaft Chiemsee-Alpenland etwa um 1300 erbaut. Wie groß das Ausmaß der Schäden an der Ruine ist, war zunächst nicht bekannt.
Im Landkreis Rosenheim ist die Hochwasser-Lage weiter angespannt. Bürgerinnen und Bürger sollten möglichst zu Hause zu bleiben. „Es besteht eine akute Gefahr für Leib und Leben“, hieß es in einer Mitteilung der Behörde am Montagabend. Die Menschen sollten den Aufenthalt im Freien vermeiden, sich von offenen Gewässern fernhalten und die Rettungskräfte nicht bei ihrer Arbeit behindern.

© dpa/David Pichler
[Update 09:25 Uhr] 06:34 Uhr: Suche nach vermisstem Feuerwehrmann geht weiter
Nach einem im Hochwasser in Schwaben vermissten Feuerwehrmann wird weiterhin aktiv gesucht, allerdings vorläufig nicht mehr in den Fluten selbst. Die Polizei hat vorherige Angaben vom Morgen korrigiert, wonach die Suche eingestellt worden sei. Die Strömung sei derzeit so groß, dass eine Suche vom Wasser aus für die Einsatzkräfte zu riskant sei, sagte ein Polizeisprecher am Dienstagvormittag.
Vom Land und aus der Luft werde die Suche fortgesetzt. Am Dienstag sollten dafür Drohnen und ein Hubschrauber eingesetzt werden. Der 22-Jährige war in der Nacht zum Sonntag in Offingen nahe der Grenze zu Baden-Württemberg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen.
Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war bei starker Strömung gekentert. Vier Einsatzkräfte im Alter zwischen 24 und 70 Jahren konnten sich an Land retten und blieben unverletzt. Nach dem 22-Jährigen suchten kurz darauf Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, der DLRG-Wasserrettung, der Wasserwacht, der Bundeswehr und der Polizei. Sollte der Mann ums Leben gekommen sein, wäre er das derzeit fünfte bekannte Todesopfer des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg.
Anm.d.Red.: In der Ursprunsgversion dieses Beitrags hatte es unter Berufung auf Angaben des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West geheißen, die aktive Suche nach dem vermissten Feuerwehrmann sei eingestellt worden. Nach einer offiziellen Korrektur haben auch wir den entsprechenden Passus berichtigt.
04:31 Uhr: Behörden haben Jahrhundert-Niederschläge gemessen
An mehreren Orten in Süddeutschland fiel in den vergangenen Tagen nach vorläufigen Daten so viel Regen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Man könne von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen, sagte der Meteorologe Thomas Deutschländer vom Deutschen Wetterdienst (DWD). „Das ist schon besonders, aber nicht komplett außergewöhnlich.“ „Das ist alles ein bisschen vorläufig, wir müssen die Daten noch prüfen“, sagte Deutschländer. Manchmal fielen Stationen aus oder die Messungen seien zu niedrig. „In der Regel kommt aber noch etwas hinzu, die jetzigen Daten sind eher konservativ.“
Insgesamt zeigten etwa 20 bis 30 Messstationen solche besonders hohen Werte an. Diese Orte reichten überwiegend von einer Region nordöstlich von Augsburg bis fast zum Bodensee. Einige Extremwerte bezögen sich auf die Niederschläge an einem Tag, andere auf Niederschläge in drei aufeinander folgenden Tagen. (dpa/Reuters/AFP/epd/Tsp.)
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