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Der Podcast "Das Coronavirus-Update" mit Christian Drosten führt die iTunes-Charts an.

© Christian Charisius/dpa

Neue Zahlen zu Online-Hörgewohnheiten: Podcast-Hauptstadt Berlin

Coronavirus-Update, Sex & Crime, Kultur: In keinem anderen Bundesland werden Podcasts so stark konsumiert wie in Berlin.

Ein Podcast wird derzeit besonders häufig genutzt: „Das Coronavirus-Update“ mit den Virologen Christian Drosten und Sandra Ciesek. Auch im September führt dieses Format die iTunes-Podcast-Charts an. Bei Spotify seht „Gemischtes Hack“ mit Comedy-Autor Tommi Schmitt und Comedian Felix Lobrecht ganz oben im Beliebtheitsranking. Doch egal, ob nun Information wie vom Tagesspiegel oder Unterhaltung, der Podcast-Boom ist ungebrochen und Berlin Deutschlands Podcast-Hauptstadt.

„Schon heute nutzen zehn Prozent mehr Berlinerinnen und Berliner ab 14 Jahren Podcasts als durchschnittlich in Deutschland“, sagt Anja Zimmer, Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB). Zusammen mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat die MABB für Berlin und Brandenburg eine vertiefende Untersuchung zum Online-Audio-Monitor in Auftrag gegeben.

Im Zentrum dieser seit 2018 jährlich stattfindenden Untersuchung stehen die Fragen, ob und über welche Geräte und Plattformen die Bevölkerung solche Internet-Angebote nutzt, erläutert Steffen Meyer-Tippach, Referent Digitale Projekte bei der MABB. „Durch den Monitor wird festgestellt, welche Player relevant sind, möglicherweise so relevant, dass eine Aufsichtsbehörde wie die MABB eingreifen muss.“ Nachzuhören ist seine Einschätzung ebenfalls in einem Podcast. Zum Online-Audio-Monitor hat das Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) eine Spezialfolge von „Detektei Zukunft“ veröffentlicht.

Podcasts an sich sind kein neues Phänomen, die Zuwachszahlen sind dennoch beachtlich. Während in der Bundeshauptstadt die Nutzung von Audio-Angeboten über das Internet gegenüber 2019 insgesamt nur geringfügig um 3,9 Prozent zugenommen hat, sind die Zahlen für Podcasts und Radiosendungen auf Abruf mit plus 72,6 Prozent durch die Decke gegangen. Und das auch im Vergleich mit anderen beliebten Online-Audio-Angeboten wie Hörbüchern und Hörspielen (plus 28,3 Prozent) oder Musikstreaming-Diensten (plus 23,2 Prozent).

"Ein wichtiger Beitrag für die Medienvielfalt"

So stark wie Podcasts ist bei den Berlinern kein anderer Bereich gewachsen. „Bei so vielen großartigen Angeboten zu so unterschiedlichen Themen ist das kein Wunder, aber eben auch noch nicht der Regelfall. Berlin ist bei Podcasts eindeutig die Nummer Eins. Das ist ein wichtiger Beitrag für die Medienvielfalt hier in der Region“, sagte MABB-Direktorin Zimmer dem Tagesspiegel.

Interessant dabei: Fast jeder zweite Berliner Nutzer von Internet-Audio-Inhalten hört Podcasts (46 Prozent), darunter überdurchschnittlich viele Frauen. Am stärksten nachgefragt sind Angebote zu Politik & Gesellschaft, Wissenschaft & Technik sowie zu Freizeit, Hobby & Games. Das Thema Liebe & Erotik spielt hingegen nur eine untergeordnete Bedeutung, im Gegensatz zum Thema Gesundheit, das nach Kunst & Kultur auf Platz fünf der Themen-Charts liegt.

Die wichtigste Plattform für Online-Audio-Inhalte bleibt weiterhin das Smartphone, einen starken Zuwachs gab es bei Smart-TVs, die inzwischen verstärkt zum Hören von Internet-Audio verwendet werden. Insgesamt spielen aber Laptop, PC und Tablet noch eine größere Rolle. Wer in Berlin gehört werden will, sollte seine Angebote auch für Alexa & Co. bereitstellen. Inzwischen nutzen 400 000 Berliner solche Smart Speaker, ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Und welche Unterschiede gibt es zu Brandenburg? Zum einen ist die Podcast-Nutzung im Umland mit 31,8 Prozent der Online-Audio-Hörer deutlich geringer, liegt sogar unter dem Bundesdurchschnitt. Zudem ist bei den Brandenburgern das Auto eindeutig der bevorzugte Unterwegs-Ort, um Webradio oder Podcasts zu hören. In der Hauptstadt liegen Busse und Bahnen nahezu gleichauf mit dem Kfz. Und noch einen Unterschied hat die Untersuchung ergeben: Unter Berliner Podcast-Nutzern sind Info- und Wissenssendungen, Nachrichten sowie Hörbücher und Hörspiele besonders beliebt, während die Brandenburger überdurchschnittlich gerne Unterhaltung und Comedy aus dem Internet hören.

„Bei allem Erfolg von Online-Angeboten ist das Radio weiterhin das meistgenutzte Audio-Medium“, sagt indes Marko Kutzscher, Leiter Medienforschung Hörfunk/Online des RBB, im MIZ-Podcast. „Die Radio-Nutzungszahlen erreichen ein Vielfaches, selbst gegenüber den Top-Podcasts.“ Kurt Sagatz

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