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Bericht bringt Trump in Erklärungsnot: Eine Aktzeichnung und was sie mit dem Fall Epstein zu tun hat
Das „Wall Street Journal“ berichtet über einen Brief von Donald Trump an den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Es ist ein weiteres Detail in dem Fall, der den US-Präsidenten in Bedrängnis bringt.
Stand:
Auch das noch. Wie die US-Zeitung „Wall Street Journal“ am Donnerstag berichtet, ist eine Aktzeichnung aus der Hand von US-Präsident Trump aufgetaucht. Demnach hat der heutige US-Präsident im Jahr 2003 auf einem Brief mit dickem Filzstift Umrisse eines nackten Frauenkörpers gezeichnet. Zwei geschwungene Striche markieren die Brüste; dort, wo das Schamhaar sein müsste, steht „Donald“ als Unterschrift. Die Zeichnung umrahmt den Text des Briefes.
Aber nicht die Zeichnung an sich droht nun für Trump zum Skandal zu werden, sondern der Zusammenhang, in dem sie entstand.
Sie befindet sich laut den Recherchen des „WSJ“ in einem Brief von Donald Trump an Jeffrey Epstein, in dem er ihm zum 50. Geburtstag gratuliert. Epstein, der über viele Jahre systematisch Minderjährige missbraucht und für Sex vermittelt hatte, wurde 2006 zum ersten Mal verhaftet. Das Verfahren gegen ihn endete 2008 mit einem Deal, in dem Epstein seine Schuld ansatzweise gestand und nach einer gut einjährigen Haftstrafe frei kam. 2019 wurde Epstein ein zweites Mal verhaftet, im selben Jahr beging er mit 66 Jahren in seiner Gefängniszelle nach offiziellen Angaben Suizid.
Seitdem ranken sich im Lager von Trumps Anhängern zahlreiche Verschwörungsmythen um den Fall. Angeblich soll Epstein Mädchen auch an Prominente und demokratische Politiker vermittelt haben. Angeblich soll er ein israelischer Agent im Dienst des Mossad gewesen sein. Um das zu vertuschen, sei er in seiner Zelle umgebracht worden. Trump selbst heizt diese Spekulationen seit Jahren an. Doch nun drohen sie zum Bumerang zu werden, der ihn nachhaltig von seiner Basis entfremden könnte.
Es wird sogar gesagt, dass er schöne Frauen so sehr liebt wie ich – und viele von ihnen sind jünger.
Donald Trump über Jeffrey Epstein
Denn: Nach eingehender Sichtung der Dokumente erklärten Trump, seine Justizministerin Pam Bondi und FBI-Chef Kash Patel vor einigen Tagen, dass es keine Verschwörung gebe, keine Liste mit prominenten Namen und keinen vertuschten Selbstmord. Zeitweise hatten im Auftrag von Bondi Hunderte Mitarbeiter an der Überprüfung des Falls gearbeitet.
Der Präsident sah sich danach heftiger Kritik der Verschwörungstheoretiker ausgesetzt. Nun will Trump einige Unterlagen zu dem Fall freigeben, um den Protest zu beruhigen. Zuvor hatte Bondi noch erklärt, keine weiteren Dokumente zum Fall Epstein veröffentlichen zu wollen.

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Konkret handelt es sich dabei um die Ermittlungsunterlagen des Justizministeriums (auch als „Epstein-Akten“ bezeichnet). Sie bestehen vor allem aus vom FBI im Jahr 2019 an den Wohnsitzen von Epstein beschlagnahmten Unterlagen. Die langjährige Ermittlerin in dem Fall, Maurene Comey, wurde diese Woche entlassen.
Trump behauptete vor einigen Tagen, Teile der „Epstein-Akten“ seien von den früheren demokratischen Präsidenten Barack Obama und Joe Biden und dem früheren FBI-Chef James Comey, „erfunden“ worden. Auch Justizministerin Bondi und FBI-Chef Patel und sein Vize Dan Bongino verbreiteten vor der Wahl Verschwörungstheorien zu dem Fall.

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Dumm nur: Auch Donald Trumps Kontakte zu Epstein rücken mit dem Streit um die „Epstein-Akten“ wieder in den Fokus.
In einem Interview mit dem Magazin „New York“ bezeichnete Trump Epstein im Jahr 2002 als „großartigen Kerl“, den er seit 15 Jahren kenne. „Mit ihm kann man viel Spaß haben. Es wird sogar gesagt, dass er schöne Frauen so sehr liebt wie ich – und viele von ihnen sind jünger. Kein Zweifel: Jeffrey genießt seine Freizeit“, sagte Trump. Es gibt Fotos und ein Video, die die beiden gemeinsam zeigen. Hier kommt auch die Aktzeichnung ins Spiel.

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Der Brief von Trump war Teil einer Mappe mit Gratulationsbriefen, die Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell zusammengestellt hatte. Die Reporter des „Wall Street Journal“ hatten laut eigener Aussage Einblick in die Mappe. Einige Briefe aus der Mappe liegen laut dem „WSJ“ auch im Justizministerium in den „Epstein-Akten“. Ob Trumps Brief dabei ist, ist unklar.
Der Brief endet mit den Worten: „Alles Gute zum Geburtstag – möge jeder Tag ein neues wundervolles Geheimnis sein.“ Im Gespräch mit dem „WSJ“ bestreitet Trump, Urheber des Briefs zu sein.
Die Zeitung zitiert Trump im Artikel mit den Worten: „Das ist gefälscht. Es ist ein Falschbericht des ‚Wall Street Journals‘“. Und weiter wurde der US-Präsident zitiert: „Ich zeichne keine Bilder von Frauen“. Und: „Es ist nicht meine Sprache. Es sind nicht meine Worte.“
Trump kündigte Klage gegen die Zeitung an. Auf Trumps Profil auf seiner Plattform Truth Social heißt es in einem Post als Reaktion auf die Berichterstattung: „Das ist ein weiteres Beispiel für FAKE NEWS!“ Nicht nur die Zeitung, sondern auch Medienmogul Rupert Murdoch, zu dessen Portfolio das „Wall Street Journal“ zählt, will Trump verklagen.
Der US-Präsident schrieb auf Truth Social: „Ich habe Rupert Murdoch gesagt, dass es sich um einen Schwindel handelt und dass er diese Fake-Geschichte nicht drucken soll.“ Trump sprach zudem über das WSJ von einer „drittklassigen“ Zeitung.

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Auch Vize-Präsident JD Vance sprang Trump zur Seite. Auf der Plattform X postete Vance: „Verzeiht mir meine Ausdrucksweise, aber diese Geschichte ist kompletter und absoluter Bullshit. Das WSJ sollte sich schämen, sie veröffentlicht zu haben.“
Trump erklärte nach der zweiten Verhaftung von Epstein im Jahr 2019, dass er den Kontakt zu ihm schon vor Jahren abgebrochen habe. Zahlreiche Prominente und Politiker – darunter auch der frühere US-Präsident Bill Clinton – hatten sich schon lange vorher von Epstein distanziert. Einen Grund für das Zerwürfnis mit Epstein nannte Trump damals nicht.
Auch Trumps früherer Berater Elon Musk hatte sich kurzzeitig in die Debatte eingeschaltet, als er behauptete, das FBI veröffentliche die Akten nicht, weil der Name des Präsidenten darin auftauche. „Die Wahrheit wird ans Licht kommen“ schrieb Musk Anfang Juni.
Trump sieht sich seit Tagen immer größerem Druck – auch aus dem eigenen Lager – ausgesetzt. Heftige Kritik weht auch Justizministerin Bondi entgegen – Trump hatte sich hinter sie gestellt. Welche Bedeutung die von ihm angekündigten Dokumente haben und ob eine Veröffentlichung für seine eigenen Anhänger ausreichend sein wird, ist unklar. Auch nicht absehbar ist, wann die Unterlagen einsehbar sein könnten.
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