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Durow weiterhin in Gewahrsam: Telegram weist Vorwürfe gegen Gründer zurück
Pawel Durow ist nach Ansicht seiner Firma nicht für den Missbrauch der Plattform verantwortlich. Der französische Präsident Emmanuel Macron bestätigte seine Verhaftung am Montag.
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Der Messengerdienst Telegram hat in der Nacht zum Montag die Vorwürfe gegen seinen in Frankreich inhaftierten Gründer Pawel Durow zurückgewiesen. Es sei absurd, ihn für den Missbrauch der Plattform verantwortlich zu machen. „Wir erwarten eine rasche Klärung dieser Situation.“ Durow war Insidern zufolge am Samstagabend kurz nach seiner Landung auf dem Flughafen Le Bourget bei Paris festgenommen worden.
Er muss zunächst weiter in Untersuchungshaft bleiben. Die Untersuchungshaft sei bis Mittwoch verlängert worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Montag aus Ermittlungskreisen.
Zwei Tage nach der Festnahme hat Frankreich den Fall offiziell bestätigt. „Die Verhaftung fand im Rahmen einer laufenden gerichtlichen Untersuchung statt“, schrieb der französische Präsident Emmanuel Macron auf dem Kurznachrichtendienst X. „Das war keine politische Entscheidung.“ Die Gerichte hätten hier das letzte Wort. Der gebürtige Russe Durow besitzt die französische Staatsbürgerschaft und die der Vereinigten Arabischen Emirate.
„Telegram hält sich an die EU-Gesetze, einschließlich des Digital Services Act (DSA) – die Moderation entspricht den Branchenstandards und wird ständig verbessert“, teilte der Messengerdienst weiter mit. Der europäische DSA verpflichtet Online-Konzerne unter anderem dazu, verstärkt gegen Hass und Hetze im Internet vorzugehen. Bei Verstößen drohen Strafen von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Kritiker werfen dem Messengerdienst dagegen vor, ungefiltert Hass, Hetze und Verschwörungstheorien zu verbreiten.
Reaktionen aus Moskau und von Elon Musk
Die russische Regierung forderte nach Bekanntwerden von Durows Verhaftung die französischen Behörden auf, die Rechte des „russischen Mark Zuckerberg“ zu wahren. Sie räumte allerdings ein, die genauen Vorwürfe gegen ihn nicht zu kennen. Außerdem dementierte sie Spekulationen, Durow habe sich unlängst mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen. Dieser besucht derzeit Aserbaidschan, von wo aus Durow zu seinem Flug nach Frankreich aufgebrochen war.
Elon Musk, der Milliardär und Eigentümer des Kurznachrichtendienstes X, äußerte sich besorgt zu den Berichten über die Inhaftierung Durows. „Es ist das Jahr 2030 in Europa und du wirst hingerichtet, weil du ein Meme geliked hast“, schrieb Musk auf X. Vor der französischen Botschaft in Moskau hielt ein einzelner Demonstrant ein Plakat mit der Aufschrift „Freiheit für Pawel Durow“ hoch, um gegen die Verhaftung des Tech-Unternehmers zu protestieren.
Von Russland nach Dubai
Der 39-jährige Durow residiert mit der von ihm gegründeten Firma Telegram in Dubai. Er hatte Russland 2014 verlassen, nachdem er sich geweigert hatte, Oppositionsgruppen von der Internetplattform VKontakte auszuschließen, die er damals leitete und die er inzwischen verkauft hat. Sein Vermögen wird vom Magazin „Forbes“ auf 15,5 Milliarden Dollar geschätzt. Telegram konkurriert mit anderen Online-Netzwerken wie WhatsApp, Instagram, WeChat oder TikTok. Der Messengerdienst ist unter anderem wegen der Verschlüsselung von Inhalten in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion besonders populär. Der Dienst gilt als wichtige Quelle für ungefilterte, manchmal irreführende Nachrichten zum Ukraine-Krieg. Daher wird Telegram auch „virtuelles Schlachtfeld“ genannt.
In den vergangenen Jahren haben Behörden das Unternehmen immer wieder ins Visier genommen. Russland etwa wollte 2018 den Zugang blockieren, weil sich das Unternehmen geweigert hatte, Sicherheitsbehörden den per Gericht verfügten Zugang zu verschlüsselten Nachrichten seiner Nutzer zu gewähren. Nach Massenprotesten verzichtete die Regierung in Moskau darauf. In einigen europäischen Ländern prüfen Behörden mögliche Datenschutz- und Sicherheitsrisiken. Im April beklagte sich Durow darüber, dass Regierungen versuchten, ihn unter Druck zu setzen. Die App solle aber eine „neutrale Plattform“ bleiben und kein „Akteur in der Geopolitik“ werden. (AFP, Reuters)
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