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Ein Mädchen in Beirut hält Porträts der getöteten Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah und Imad Mughniyeh hoch.

© AFP/IBRAHIM AMRO

Update

Freudenschüsse im Libanon: Waffenruhe zwischen Israel und Hisbollah in Kraft getreten

Bis kurz vor Inkrafttreten der Feuerpause fliegt Israels Armee massive Angriffe auf die libanesische Hauptstadt Beirut. Dann ruhen die Waffen. International wird dies begrüßt, auch vom Iran.

Stand:

Nach mehr als einem Jahr Krieg zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz gilt seit dem frühen Morgen eine Waffenruhe. Das israelische Sicherheitskabinett hatte die Vereinbarung zur Feuerpause am Dienstagabend gebilligt. Regierungschef Benjamin Netanjahu warnte zugleich die vom Erzfeind Iran unterstützte Miliz mit scharfen Worten: „Die Dauer der Waffenruhe hängt davon ab, was im Libanon geschieht.“

Die Feuerpause war von den USA und Frankreich vermittelt worden, um auf Sicht eine „dauerhafte Einstellung der Feindseligkeiten“ zu erreichen, wie US-Präsident Joe Biden sagte. Von der Hisbollah selbst gab es zunächst keine Reaktion auf die Verkündung der Waffenruhe.

Nach Inkrafttreten der Waffenruhe: Freudenschüsse in Beirut

Kurz nach Inkrafttreten der Feuerpause waren im Raum der libanesischen Hauptstadt Beirut Freudenschüsse zu hören. Die ersten aus dem Süden des Libanons geflohenen Menschen machten sich in Autos auf den Weg zurück in Dörfer, wo keine israelischen Truppen stationiert sind. 

Hisbollah-Anhänger schwenken nach Inkrafttreten des Waffenstillstands in den südlichen Vororten von Beirut Fahnen.

© AFP/IBRAHIM AMRO

Die Übereinkunft entspricht Berichten zufolge weitgehend der UN-Resolution 1701, mit der nach dem vergangenen Libanon-Krieg 2006 vergeblich versucht worden war, ein dauerhaftes Ende der Gewalt zu erreichen.

Ein wichtiger Punkt der Einigung dreht sich um das Arsenal der Hisbollah, die laut Experten vor Kriegsbeginn zu den stärksten paramilitärischen Gruppen der Welt zählte und im Libanon lange Jahre wie eine Art Staat im Staate agierte.

Die libanesische Regierung - derzeit nur geschäftsführend im Amt - soll alle Waffeneinfuhren ins Land sowie deren Herstellung auf eigenem Staatsgebiet so überwachen, dass sie die Hisbollah oder andere bewaffnete Gruppen nicht erreichen. Es gilt jedoch als zweifelhaft, ob der relativ schwache Staat dazu fähig sein wird.

Kurz vor Waffenruhe flog Israel noch Luftangriffe

Die israelische Luftwaffe flog bis kurz vor dem Inkrafttreten der vereinbarten Kampfpause um 4.00 Uhr Ortszeit (3.00 Uhr MEZ) noch besonders massive Angriffe auf die libanesische Hauptstadt Beirut und deren südlichen Vororte. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, bei den Angriffen in zentralen Vierteln von Beirut seien mindestens zehn Menschen getötet worden.

Überall in der Hauptstadt waren schwere Explosionen zu hören, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht schilderte. Um 4.00 Uhr seien die Explosionen und das Donnern der Kampfflugzeuge dann verstummt. Auch die Hisbollah hatte zuvor weiter Raketen auf den Norden Israels abgefeuert, wo erneut die Sirenen heulten.

Rauch nach einem israelischen Luftangriff auf Dahieh in Beirut.

© IMAGO/ZUMA Press Wire/Marwan Naamani

Libanesische Soldaten sollen im Grenzgebiet stationiert werden

Die Schiiten-Miliz soll sich laut unbestätigten Medienberichten über die Abmachung zunächst hinter den Litani-Fluss etwa 30 Kilometer nördlich der faktischen israelisch-libanesischen Grenze zurückziehen. Danach sollten sich Israels Bodentruppen binnen 60 Tagen aus dem Libanon zurückziehen.

Menschen in Beirut kehren nach Inkrafttreten des Waffenstillstands mit ihren Habseligkeiten zurück in ihre Häuser.

© AFP/-

Um eine Rückkehr von Hisbollah-Kämpfern zu verhindern, sollen Soldaten der libanesischen Armee, die am Krieg eigentlich nicht beteiligt ist, parallel zum israelischen Abzug im Grenzgebiet stationiert werden, wie ein ranghoher Vertreter der US-Regierung berichtete.

Die USA hätten nicht mit der Hisbollah über die Waffenruhe verhandelt, sondern mit der libanesischen Regierung, hieß es. Diese müsse nun die Verantwortung dafür übernehmen, was in ihrem Land passiere. Ob sie dazu angesichts der Schwäche des libanesischen Staates in der Lage sein wird, ist fraglich.

Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati forderte die sofortige Umsetzung der Abmachung. Überwachen soll die Waffenruhe Medien zufolge eine von den USA angeführte Staatengruppe mit Frankreich, dem Libanon, Israel und der UN-Friedenstruppe Unifil, die seit Jahren im Libanon stationiert ist. Die Überwachungskommission soll zudem sicherstellen, dass sich die Miliz nicht neu bewaffnet.

Biden pocht auf Israels Recht zur Selbstverteidigung

Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach von einer Chance für den Libanon. „Es ist wichtig, dass diese Waffenruhe eingehalten wird und das auf Dauer“, sagte Macron in einem auf X veröffentlichten Video.

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Das Abkommen unterstütze die Souveränität des Landes und läute „einen Neuanfang für den Libanon“ ein, sagte auch US-Präsident Joe Biden. Sollte die Hisbollah das Abkommen brechen und eine Bedrohung für Israel darstellen, habe Israel das Recht auf Selbstverteidigung, so der US-Präsident. Dies stehe im Einklang mit dem Völkerrecht.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sprach von einem „Lichtblick für die ganze Region“. Hunderttausende Frauen, Kinder und Familien im Libanon könnten nun neue Hoffnung schöpfen, ebenso Zehntausende Menschen aus dem Norden Israels, sagte die Grünen-Politikerin am Abend.

Das iranische Außenministerium begrüßte derweil das Ende der israelischen „Aggression gegen den Libanon“ und bekräftigte Teherans Unterstützung „für die libanesische Regierung, die Nation und den Widerstand“.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die Waffenruhe als Chance für den Libanon. „Es ist wichtig, dass diese Waffenruhe eingehalten wird und das auf Dauer“, sagte er in einem auf X geposteten Video.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sprach von einem „Lichtblick für die ganze Region“. Hunderttausende Frauen, Kinder und Familien im Libanon könnten nun neue Hoffnung schöpfen, ebenso Zehntausende Menschen aus dem Norden Israels, erklärte Baerbock am Abend in Berlin. (dpa/AFP)

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