
© SYMBOLBILD - Russian Defense Ministry Press Service/dpa
„Für zahlreiche Opfer verantwortlich“: Russland setzt im Krieg offenbar alte Bomber der Ukraine ein
Vor 25 Jahren übergab Kiew mehrere strategische Bomber an Russland, um Gasschulden in Millionenhöhe zu begleichen. Jetzt kommen die Flugzeuge im Krieg gegen die Ukraine zum Einsatz.
Stand:
Die russische Armee setzt im Krieg gegen die Ukraine offenbar alte Militärflugzeuge ein, die noch in den 1990er Jahren das Hoheitsabzeichen der Ukraine trugen. Das berichteten Militäranalysten des Investigativ-Projektes „Schemes“ vom Radiosender „Radio Liberty“ am Mittwoch.
Demnach soll Kiew vor 25 Jahren mehrere strategische Bomber des Typs Tupolew Tu-160 an Russland übergeben haben. Im Gegenzug erließ Moskau der Ukraine Schulden, die im Rahmen von Gaslieferungen entstanden, so die Experten.
Die „Schemes“-Analysten untersuchten Daten aus dem internationalen Luftfahrtregister und verglichen sie mit Seriennummern aus Aufzeichnungen des Abkommens von 1999. Demnach kamen sie zu dem Schluss, dass es sich um dieselben Bomber handele, berichtet „Radio Liberty“.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Mindestens sechs der damals transferierten TU-160 seien aktuell bei der russischen Armee im Einsatz, heißt es weiter. Sie sollen heute teilweise in Kampfformationen fliegen.
Strategische Bomber wurden in Russland umbenannt
Das Investigativ-Team konnte unter anderem einen ukrainischen Militärbomber mit der Seriennummer „8“ identifizieren, der nach der Überführung nach Russland den Namen „Isborsk“ erhielt. Ein weiteres Flugzeug mit der Nummer „10“ wurde in Russland in „Mykola Kusnezow“ umgenannt. Der ukrainische TU-160-Bomber mit der Seriennummer „11“ erhielt später in Russland den Namen „Wassyl Senko“.
Die Analysten konnten das Flugzeug „Wassyl Senko“ anhand von russischem Bildmaterial identifizieren, das bei einer Militärparade in Moskau entstand. Einer der Piloten dieses Bombers soll „Schemes“ zufolge der russische Kommandeur Oleg Skytskyi gewesen sein.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Ebenjener ist dem ukrainischen Militärgeheimdienst (HUR) zufolge „für zahlreiche Opfer und Zerstörungen in der Ukraine verantwortlich“ gewesen. Der Kommandeur flog den Analysten zufolge am 28. April 2022 den Großangriff auf Kiew, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen.
Putin unterschrieb das Abkommen 1999
Um seine Gasschulden bei Russland zu begleichen, hat die Ukraine Russland im Jahr 1999 schließlich mehrere Flugzeuge, Raketen und Militärausrüstung in Höhe von 275 Millionen US-Dollar (etwa 261 Millionen Euro) überlassen. Das Abkommen wurde seinerzeit von Wladimir Putin und dem damaligen Ministerpräsidenten der Ukraine Walerij Pustowojtenko unterzeichnet.
Einem Bericht der ukrainischen Luftwaffe zufolge sollen damals insgesamt 124 Eisenbahnwaggons nötig gewesen sein, um die gesamte technische Ausrüstung nach Russland zu transportieren.
Früherer Präsident der Ukraine verteidigt damalige Entscheidung
Der frühere ukrainische Präsident Leonid Kutschma erklärte den Militäranalysten von „Schemes“ auf Nachfrage, dass das Verhältnis zu Russland zur Zeit des Abkommens ein anderes gewesen sei. „Die Ukraine hat die Waffen nicht an einen Feind weitergegeben, also an das gegenwärtige imperialistische Russland, sondern an ein Land, das selbst vom Westen als voll verantwortlicher strategischer Akteur und als zuverlässiger Partner betrachtet wurde“, erklärte der von 1994 bis 2005 amtierende Präsident.
Kutschma sagte weiter: „Ich bin davon überzeugt, dass die Übergabe von Bombern an Russland im Jahr 1999 technisch und wirtschaftlich sinnvoll war und damals keine realistische Bedrohung darstellte.“ Ob er gen Ende seiner Amtszeit, „als sich der revanchistische Charakter der russischen Regierung zeigte“, ebenso gehandelt hätte, sei Kutschma zufolge fraglich. „Aber die Geschichte kennt keinen Konjunktiv.“
Der ehemalige Präsident betont, dass strategische Waffen wie die Tu-160-Bomber zur Zeit des damaligen Abkommens „gar nicht in den ukrainischen Maßstab“ gepasst hätten. „Wir hatten keine Raketentestgelände. Wir hatten nicht einmal genügend territorialen Raum, um diese Waffen zu betreiben. Strategische Waffen benötigen strategischen Raum.“
Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes wurde nicht darauf hingewiesen, dass die strategischen Bomber des Typs Tupolew Tu-160 eigentlich aus sowjetischer Produktion stammen. Wir haben diesen Sachverhalt nun im Rahmen einer Info-Box an entsprechender Stelle ergänzt.
- Gene
- Krieg in der Ukraine
- Russland
- Ukraine
- Wladimir Putin
- Українські журналісти в Tagesspiegel/Ukrainische Journalistinnen im Tagesspiegel
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: