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Instagram-Inszenierung des Kiew-Treffens: Was Macron besser macht als Merz
Das Treffen der Europäer in Kiew am Wochenende war nicht nur ein Signal der Einigkeit an Moskau, sondern auch ein mediales Ausrufezeichen des französischen Präsidenten auf Instagram.
Stand:
Am vergangenen Samstag machen sich Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Premier Keir Starmer und Polens Ministerpräsident Donald Tusk auf den Weg nach Kiew.
Der spontan angekündigte Besuch bei Wolodymyr Selenskyj wird auch medial begleitet. Visuell startet die Reise mit einem gemeinsamen Bild: vier Männer, vier Flaggen, ein Tisch.
Die Social-Media-Teams der vier Politiker posten synchron das gleiche Bild mit gegenseitiger Verlinkung. Mehr Verbundenheit geht nicht auf Instagram. Darunter in allen vier Sprachen: „Auf dem Weg nach Kiew. Für die Ukraine, für Europa“ – ein digitales Zeugnis der Einigkeit.
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Macron führt Regie
Während sich Merz, Tusk und Starmer mit Bildern, kurzen Clips oder Händeschütteln-Szenen begnügen, postet der französische Präsident am Sonntag ein aufwändig produziertes Video, das mehr an eine Netflix-Miniserie erinnert als an klassische Videoschnipsel aus den Kommunikationsabteilungen der Politiker.
Der Clip startet mit Szenen aus dem Zug Richtung Kiew. Macron steht lässig im Gang, fragt nach der Ankunftszeit und wünscht den Mitarbeitern eine gute Nacht.
Danach ein direkter Schnitt: klare Worte zum geforderten Waffenstillstand, neben ihm ein hochrangiger Vertreter der französischen Armee. Dann ist Macron zu sehen, wie er in Kiew per Handy mit US-Präsident Trump telefoniert und fragt, ob er ihn in zwei Minuten zusammen mit Selenskyj zurückrufen könne.
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Es folgen mehrere Szenen aus den Verhandlungsräumen und von Kiews Straßen, dazu Macrons Stimme aus dem Off, der die Bedeutung einer Waffenruhe und die Einigkeit mit Trump betont. Begleitet wird das Video von dramatisch arrangierter klassischer Musik, durchzogen von modernen Beats. Das Ende zeigt Macron, wie er Selenskyj umarmt und beherzt auf die Schulter klopft.
Das Video ist durchkomponiert und klar darauf ausgelegt, Macron als handlungsstarken, empathischen Strategen zu präsentieren. Merz und Starmer tauchen dagegen nur kurz auf bei einer Besprechung im Zug in Hemd und Sweatshirt. Die Botschaft des ganzen Beitrags ist klar: Macron macht die Reise nach Kiew zu seiner persönlichen Mission.
Politische Inszenierung auf Instagram ist längst gelebte Realität
Das ist kein Zufall. Macron nutzt Instagram gezielt, um eine junge französische Zielgruppe zu erreichen. Er wendet sich regelmäßig mit Selfie-Videos an seine Follower, lädt sie ein, ihm Fragen zu stellen.
Französische Politiker nutzen Außenpolitik und Diplomatie traditionell auch, um zu Hause zu punkten. Im Kiew-Video inszeniert Macron sich bewusst als europäischer Anführer. Dabei kommt ihm zugute: Merz ist gerade erst ins Amt gekommen, Starmer gehört nicht zur EU, und Tusk muss erst noch zeigen, dass er zu Europas Schwergewichten zählt.
Dagegen ist Macrons Einfluss in Europa groß und Frankreichs Präsident weiß das. Er nutzt seinen Einfluss und die seiner 4,5 Millionen Follower auf Instagram in seinem Sinne und dem Europas.
Gleichzeitig erzählt er eine eigene Geschichte – mit sich selbst im Zentrum. Da können die Bilder von Tusk vor einem Flaggen- und Blumenmeer oder Starmers Handschlag mit Selenskyj kaum mithalten.
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