
© AFP/Ennio Leanza
„Agenda zur Säuberung“?: Südafrika empört über Ankunft von Charterflügen mit hunderten Palästinensern
Ein Toter bei israelischem Luftangriff im Libanon + Bundesregierung hebt teilweisen Lieferstopp für Rüstung auf + Netanjahu kündigt „Maßnahmen“ gegen Siedlergewalt an + Der Newsblog.
Stand:
Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 mit etwa 1200 Todesopfern und mehr als 3000 Verletzten führte Israel Krieg gegen die Terrororganisation im Gazastreifen. Dabei wurden mehr als 61.000 Menschen getötet. Mitte Oktober 2025 ist eine Waffenruhe in Kraft getreten, im Rahmen eines Abkommens sind die verbliebenen Geiseln der Hamas freigelassen worden. Alle aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten finden Sie in unserem Newsblog.
Hinweis: Angaben der Regierungen und Armeen sowie Bilder und Videos aus der Region lassen sich oft nicht endgültig verifizieren. Wir geben sie dennoch mit einem entsprechenden Hinweis wieder, um einen möglichst detaillierten Blick auf die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten zu vermitteln.
Südafrika empört über Ankunft von Charterflügen mit hunderten Palästinensern
Nach der Ankunft eines Charterflugs mit 153 Palästinensern an Bord in Johannesburg hat die Regierung Südafrikas Israel Pläne zur „Säuberung“ vorgeworfen. Das Flugzeug sei am vergangenen Donnerstag unter „verdächtigen“ Umständen in Südafrika gelandet, die auf „eine Agenda zur Säuberung von Palästinensern aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland“ hindeuteten, erklärte Außenminister Ronald Lamola am Montag.
In den Reisepässen der Palästinenser habe sich kein Ausreisestempel aus Israel befunden. „Es sieht danach aus, als sei dies Teil eines umfassenderen Programms, um Palästinenser aus Palästina in viele verschiedene Teile der Welt auszuweisen“, fügte Lamola hinzu. Es handele sich „eindeutig um eine konzertierten Aktion“.
Die Palästinenserinnen und Palästinenser waren nach ihrer Ankunft in Johannesburg zwölf Stunden lang von südafrikanischen Grenzpolizisten im Flugzeug festgehalten worden. Präsident Cyril Ramaphosa bewilligte schließlich die Einreise mit einem 90-Tage-Visum.
Nach Angaben der südafrikanischen Hilfsorganisation Gift of the Givers war bereits am 28. Oktober ein erstes Flugzeug mit 176 Palästinenserinnen und Palästinensern an Bord in Südafrika gelandet. Medienberichten zufolge wurde die Ausreise beider Gruppen von einer undurchsichtigen Organisation namens Al-Madschd organisiert. (AFP)
Ein Toter bei israelischem Luftangriff im Libanon
Wieder Tote bei Zwischenfällen im Gazastreifen
Ungeachtet der geltenden Waffenruhe hat die israelische Armee eigenen Angaben zufolge Palästinenser im Gazastreifen angegriffen und getötet. Diese seien eine Bedrohung für die eigenen Soldaten gewesen, hieß es.
Bei einem Zwischenfall im Norden des abgeriegelten Küstengebiets hätten mehrere Personen die sogenannte gelbe Linie, hinter die sich das israelische Militär im Zuge der Waffenruhe zurückgezogen hat, übertreten und verdächtige Gegenstände in der Nähe der israelischen Soldaten platziert. Israels Armee habe die Gruppe angegriffen und einen Palästinenser getötet. „Die übrigen Terroristen flohen vom Tatort“, hieß es in einer Mitteilung.
Bei einem weiteren Vorfall im nördlichen Gazastreifen hat ein Palästinenser israelischen Armeeangaben zufolge ebenfalls die gelbe Linie überschritten und sich Soldaten genähert. Das israelische Militär habe ihn ebenfalls angegriffen und getötet.
Von Hamas kontrollierter Zivilschutz: Opfer wollten zu ihren HäusernDer von der Hamas kontrollierte Zivilschutz meldete insgesamt drei durch Israels Armee getötete Palästinenser seit dem Morgen im Norden des Küstenstreifens. Alle Opfer hätten versucht, in ihre Häuser zurückzukehren, hieß es. Ein Mensch sei in der Stadt Beit Lahia ums Leben gekommen, zwei weitere in dem Viertel Schedschaija im Osten der Stadt Gaza.
Der palästinensische Nachrichtenagentur Wafa zufolge wurden bei dem Zwischenfall in Schedschaija auch mehrere Menschen verletzt. Israels Armee habe dort eine Gruppe mit einer Drohne angegriffen.
Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Ähnliche Zwischenfälle mit Toten hatte es bereits in den vergangenen Wochen gegeben. (dpa)
Aktuelle Eindrücke aus dem Gazastreifen:
Deutschland hebt teilweisen Exportstopp von Rüstungsgütern für Israel auf
Netanjahu kündigt „Maßnahmen“ gegen Siedlergewalt an
Israels Wirtschaft wächst überraschend stark
Israelische Soldaten eröffnen Feuer auf UN-Blauhelme im Libanon
Libanon plant UN-Beschwerde gegen Israel wegen Grenzmauer
Putin und Netanjahu telefonierten zur Lage in Nahost
Aktuelle Eindrücke aus dem Gazastreifen:
Iran beschlagnahmt ausländischen Öltanker
Welternährungsprogramm fordert schnellere Grenzabfertigung für Gaza
Syrien: Explosionen in Hauptstadt Damaskus
UN: Israel hat zu Unrecht Grenzmauer auf libanesischen Gebiet errichtet
Wiederaufbau nur in "grüner Zone": US-Militär plant offenbar Teilung des Gazastreifen
Israel errichtet Betonmauern im Südlibanon
Das israelische Militär hat nach UN-Angaben im Südlibanon nahe der Grenze zu Israel Betonmauern errichtet. Bereits eine Vermessung im Oktober habe ergeben, dass eine vom israelischen Militär errichtete Betonmauer die Blaue Linie - die libanesische-israelische Grenze - südwestlich des libanesischen Orts Jarun überschritten habe, teilte die UN-Beobachtermission Unifil im Libanon mit.
Israels Armee wies dies zurück. Auf Anfrage teilte sie mit, die Mauer, deren Bau im Jahr 2022 begonnen habe, überschreite die Blaue Linie nicht
Mehr als 4.000 Quadratmeter libanesisches Territorium sei durch den Bau der Betonmauer für die libanesische Bevölkerung unzugänglich gemacht worden, sagte Unifil. Die israelische Armee sei aufgefordert worden, die sogenannte T-Mauer zu versetzen.
T-Mauern sind massive, freistehende Betonbarrieren. Sie werden häufig vom Militär eingesetzt, unter anderem als Sichtschutz oder um Bewegungen von Menschen oder Fahrzeugen zu kontrollieren. (dpa)
USA fordern rasche Annahme von Gaza-Friedensplan im UN-Sicherheitsrat
Die USA und mehrere Verbündete haben den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, rasch eine Resolution zu verabschieden, die den Friedensplan von US-Präsident Donald Trump für den Gazastreifen unterstützt. „Die Vereinigten Staaten, Katar, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, das Königreich Saudi-Arabien, Indonesien, Pakistan, Jordanien und die Türkei bekunden gemeinsam ihre Unterstützung für die derzeit in Betracht gezogene Resolution des Sicherheitsrats“, erklärten die Länder am Freitag.
Nötig sei eine „schnelle Verabschiedung“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung weiter. Allerdings legte die Vetomacht Russland einen eigenen Entwurf vor. In dem Papier ist weder von der Schaffung eines „Friedensrats“ unter Vorsitz Trumps noch von der sofortigen Stationierung einer von den USA koordinierten internationalen Stabilisierungstruppe die Rede. Zwar wird die „Initiative, die zur Waffenruhe geführt hat“ gelobt, der US-Präsident aber nicht erwähnt.
Die USA hatten am Donnerstag vor den Risiken gewarnt, falls ihr Resolutionsentwurf nicht angenommen werde. „Die Versuche, Zwietracht zu säen, während aktiv an einer Einigung über diese Resolution gearbeitet wird, haben schwerwiegende, greifbare und völlig vermeidbare Konsequenzen für die Palästinenser im Gazastreifen“, erklärte ein Sprecher der US-Vertretung bei den Vereinten Nationen. Die Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas sei „zerbrechlich“. (AFP)
UN registriert über 260 Siedler-Angriffe auf Palästinenser im Westjordanland in einem Monat
Das UN-Menschenrechtsbüro hat neue Angriffe radikaler israelischer Siedler auf palästinensische Einrichtungen und Häuser im besetzten Westjordanland verurteilt. Ein Sprecher sprach in Genf von einem Muster wachsender Gewalt gegen Palästinenser. Mehrere Menschen seien bei den Angriffen unter anderem auf eine Milchfabrik verletzt worden. Im Oktober seien mehr als 260 Angriffe registriert worden, mehr als in jedem einzelnen Monat seit 2006.
Israelische Behörden hätten ihre Aktivitäten intensiviert und zerstörten Häuser, beschlagnahmten Besitztümer, beschränkten die Bewegungsmöglichkeiten der Palästinenser immer mehr, während Siedlungen ausgebaut würden und Tausende Palästinenser durch Siedler und das Militär vertrieben würden.
„Die dauerhafte Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung innerhalb der besetzten Gebiete kommt einer unrechtmäßigen Umsiedlung gleich, die ein Kriegsverbrechen darstellt. Israels Umsiedlung von Teilen der eigenen Zivilbevölkerung in die von ihm besetzten Gebiete kommt ebenfalls einem Kriegsverbrechen gleich“, sagte der Sprecher. (dpa)
Trotz geltender Waffenruhe ist palästinensischen Angaben zufolge eine Frau im Norden des Gazastreifens bei einem israelischen Drohnenangriff getötet worden. Aus medizinischen Kreisen der Schifa-Klinik hieß es, die Leiche der Palästinenserin sei in das Krankenhaus in der Stadt Gaza gebracht worden. Anwohner erklärten, sie soll bei einem israelischen Drohnenangriff ums Leben gekommen sein. Auch palästinensische Medien meldeten den tödlichen Zwischenfall. Die Hintergründe sind unklar. Eine israelische Armeesprecherin sagte auf Anfrage, ihr sei kein Drohnenangriff in der Gegend bekannt. (dpa)
Indonesien bereitet 20.000 Soldaten für Gazastreifen vor
Der indonesische Präsident Prabowo Subianto hat die Streitkräfte seines Landes angewiesen, 20.000 Soldaten für eine mögliche Friedensmission der Vereinten Nationen (UN) im Gazastreifen bereitzuhalten. Das erklärte Verteidigungsminister Sjafrie Sjamsoeddin am Freitag, wie die Nachrichtenagentur Antara berichtet.
Die Truppe werde darauf vorbereitet, Kriegsopfer zu behandeln, die Grundversorgung wiederherzustellen und beim Wiederaufbau der für das tägliche Leben im weitgehend zerstörten Gazastreifen notwendigen Infrastruktur zu helfen, sagte Sjamsoeddin demnach in einer Rede im Verteidigungsministerium in Jakarta.
Die Beteiligung Indonesiens werde sich auf den Schutz der Zivilbevölkerung und die Unterstützung internationaler Bemühungen zur Sicherung eines dauerhaften Friedens konzentrieren. Es sei noch kein Zeitplan für den Einsatz festgelegt worden, fügte er hinzu. Präsident Prabowo werde die endgültige Entscheidung treffen, sobald die UN ihre Anforderungen präzisierten. (dpa)
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