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Deir Al-Balah in Gaza

© Reuters/Ramadan Abed

Schritt für Schritt in die Eskalation: Die Chronologie der Gewalt seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges

Seit rund einem Jahr herrscht wieder Krieg im Nahen Osten – und ein Ende scheint nicht in Sicht. Ein Überblick über die wichtigsten Eskalationsstufen seit dem 7. Oktober 2023.

Stand:

Seit dem Terrorangriff der Hamas vor rund einem Jahr spitzt sich die Lage im Nahen Osten immer weiter zu. Längst reicht Israels Krieg weit über Gaza hinaus. Zugleich wird der einzige jüdische Staat von seinem Erzfeind Iran und dessen Proxys attackiert. Hier sind die wichtigsten Ereignisse der vergangenen Monate:


7. Oktober 2023: Hamas-Kämpfer dringen aus dem Gaza-Streifen nach Israel ein, töten rund 1200 Menschen und verschleppen etwa 250 weitere nach Gaza. Der Angriff traumatisiert Israel. Der jüdische Staat ruft erstmals seit dem Yom-Kippur-Krieg von 1973 den Kriegszustand aus und beginnt mit Luftangriffen gegen die vom Iran unterstützte Hamas.

Die USA schicken militärische Verstärkung in die Region, um Israel vor weiteren Angriffen zu schützen.

Palästinenser transportieren einen gefangenen israelischen Zivilisten aus dem Kfar Azza Kibbuz.

© dpa/Hatem Ali

8. Oktober: Einen Tag nach dem Hamas-Überfall beginnt die ebenfalls vom Iran ausgerüstete Hisbollah-Miliz im Libanon mit fast täglichen Raketenangriffen auf Israel, um die Hamas zu unterstützen.

Der Iran weist den Vorwurf zurück, von den Angriffsplänen der Hamas gewusst zu haben.

13. Oktober: Erste israelische Bodentruppen marschieren in den Gaza-Streifen ein. Der Krieg zerstört in den Monaten darauf Städte und Dörfer, treibt Millionen Zivilisten in die Flucht und erschwert die Versorgung der Bevölkerung mit Hilfsgütern.

In den zehn Monaten bis August 2024 sterben nach Hamas-Angaben fast 40.000 Menschen. Kritiker im In- und Ausland werfen Israel vor, auch Schulen und Krankenhäuser anzugreifen.

Rache in Gaza: Seit Kriegsbeginn Mitte Oktober 2023 sind laut Hamas knapp 40.000 Männer, Frauen und Kinder im Gazastreifen getötet worden.

© Imago/Xinhua/Rizek Abdeljawad

17. Oktober: Der Iran droht erstmals mit einer militärischen Auseinandersetzung mit Israel wegen des Gaza-Krieges. Teheran erklärt einen „Präventivschlag“ gegen den jüdischen Staat für möglich. Revolutionsführer Ali Khamenei warnt, wenn die Muslime wegen Israels Feldzug in Gaza die Geduld verlören, „kann sie niemand aufhalten“.

19. November: Die Huthi-Rebellen im Jemen, die wie Hamas und Hisbollah zu den iranischen Verbündeten in der „Achse des Widerstandes“ gegen Israel und die USA gehören, kapern ein Schiff im Roten Meer südlich des Suez-Kanals.

04.09.2024


In den Tagen und Wochen darauf beschießen die Huthis weitere Frachter und würgen damit den Verkehr auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt ab. Die Rebellen bezeichnen die Anschläge als Unterstützungsaktion für die Hamas. Der Westen reagiert mit Luftangriffen auf die Huthis und der Entsendung von Kriegsschiffen, die Tanker und Frachter schützen sollen. Deutschland beteiligt sich mit einer Fregatte.

Das Schicksal von mehr als 100 Geiseln ist noch immer unklar.

© Imago/Debbie Hill

24. November: Die bisher einzige Waffenruhe im Gaza-Krieg tritt nach der Vermittlung durch Ägypten und Katar in Kraft. Die Hamas lässt mehr als hundert Geiseln frei, Israel entlässt mehr als 200 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen. Die Feuerpause hält bis zum 1. Dezember.

25. Dezember: Israel tötet einen hochrangigen Offizier der iranischen Revolutionsgarde in Syrien. Anfang Januar stirbt auch der Hamas-Vizechef Saleh al Aruri bei einem israelischen Luftschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Einen Tag später töten Selbstmordattentäter im iranischen Kerman mehr als 90 Menschen. Obwohl sich der Islamische Staat zu der Tat bekennt, macht Teheran die Israelis verantwortlich.

15. Januar 2024: Der Iran schießt Raketen auf einen angeblichen Stützpunkt des israelischen Geheimdienstes Mossad im Norden von Irak.

20. Januar: Ein israelischer Luftangriff in Syriens Hauptstadt Damaskus tötet fünf Offiziere der iranischen Revolutionsgarde.

Eine Rauchwolke über Damaskus nach einem Angriff am 20. Januar 2024.
Angriff auf Damaskus

© REUTERS/SHAM FM

1. April: Israel schlägt erneut in Damaskus zu und tötet 13 Menschen. Prominentestes Opfer ist Brigadegeneral Mohammad Resa Sahedi, Kommandeur der Auslandstruppe der iranischen Revolutionsgarde im Libanon und in Syrien.

14. April: Der Iran greift Israel zum ersten Mal direkt an. Iranische Streitkräfte schießen rund 300 Drohnen und Raketen als Vergeltung für den Luftangriff von Damaskus auf Israel; die israelische Luftabwehr, die USA und arabische Länder fangen die meisten ab.

Die iranische Führung hat den Militärschlag vorher öffentlich angekündigt und lässt nach dem Beschuss erklären, diese Runde der Auseinandersetzung mit Israel sei aus Teheraner Sicht beendet.

300 Drohnen und Raketen feuerte der Iran Richtung Israel ab.

© REUTERS/Amir Cohen

19. April: Israel schickt als Antwort auf den iranischen Angriff mehrere Drohnen-Geschwader, die in der Nähe der iranischen Städte Isfahan und Täbris angreifen. Die Führung in Teheran spielt die Bedeutung des israelischen Militärschlags herunter und erklärt, eine weitere Reaktion sei nicht nötig.

19. Mai: Der iranische Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hossein Amirabdollahian sterben bei einem Hubschrauberabsturz.

31. Mai: US-Präsident Joe Biden legt einen neuen Vorschlag für eine Gaza-Feuerpause vor, der eine zunächst sechswöchige Waffenruhe und die Freilassung weiterer Geiseln vorsieht. Die Hamas erklärt sich grundsätzlich einverstanden, doch eine Einigung scheitert an Differenzen über die Freilassung von Geiseln und die Dauer der Kampfpause.

19. Juni: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah droht mit Angriffen auf das EU-Mitglied Zypern. Sollte Zypern seine Häfen und Flughäfen dem „israelischen Feind“ für Angriffe im Libanon zur Verfügung stellen, würde die Insel zur Kriegspartei und entsprechend behandelt, sagt Nasrallah.

5. Juli: Der Reformer Massud Peseschkian gewinnt die nach Raisis Tod angesetzte Präsidentenwahl im Iran. Peseschkian verspricht einen Neuanfang in den Beziehungen zum Westen, versichert nach seinem Wahlsieg jedoch der Hisbollah, sie werde weiter vom Iran unterstützt.

Hier soll auch Hamas-Militärchef Deif getötet worden sein: Palästinenser inspizieren die Schäden nach einem israelischen Luftangriff am 13. Juli in Chan Junis.

© dpa/Abed Rahim Khatib

13. Juli: Israel tötet nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff in Gaza den Hamas-Militärchef Mohammed Deif.

19. Juli: Eine Langstreckendrohne der Huthis aus dem Jemen schlägt in Tel Aviv ein. Es ist das erste Mal, dass die Huthis die israelische Luftabwehr überlisten. Israel antwortet am Tag darauf mit einem Luftangriff auf die jemenitische Hafenstadt Hodeida.

27. Juli: Eine Hisbollah-Rakete schlägt auf einem Fußballplatz auf den israelisch besetzten Golanhöhen ein und tötet zwölf Kinder und Jugendliche.

Zwölf Kinder und Jugendliche sind bei dem Beschuss durch die Hisbollah auf dem Fußballplatz in den besetzten Golanhöhen getötet worden.

© imago/Xinhua/Zong He

30. Juli: Israel tötet den Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Schukr sei für den Raketenangriff auf den Fußballplatz drei Tage zuvor verantwortlich gewesen, erklärt Israel.

31. Juli: Nur wenige Stunden nach Schukr stirbt Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran. Hanija war zur Amtseinführung des neuen iranischen Präsidenten Peseschkian nach Iran gereist und wird in einem Gästehaus der Revolutionsgarde durch eine Bombe oder eine Rakete getötet. Der Iran schwört Rache an Israel, die USA und Russland rufen Teheran zur Mäßigung auf.

8. August: USA, Ägypten und Katar appellieren an Israel und die Hamas, die Verhandlungen über eine Feuerpause in Gaza am 15. August wieder aufzunehmen. Israel sagt zu, der neue Hamas-Chef Jahja Sinwar legt Maximalforderungen vor.

15. August: Die Gaza-Vermittler USA, Ägypten und Katar starten einen neuen Versuch, eine Feuerpause für Gaza zu vereinbaren, scheitern aber. Auch ein weiterer Einigungsversuch der USA zwei Wochen später bleibt erfolglos.

17./18. September: Israels Geheimdienst Mossad sprengt manipulierte Funkempfänger und Funkgeräte der Hisbollah im Libanon und tötet fast 40 Menschen. Kurz darauf beginnt Israel mit Luftangriffen auf Stellungen der Hisbollah im Libanon, bei denen bis Ende September mehr als 1000 Menschen sterben.

27. September: Ein israelischer Luftangriff im Süden von Beirut tötet Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah.

1. Oktober: Israel beginnt mit einer Bodenoffensive im Libanon. Der Iran antwortet mit Raketenangriffen auf Israel.

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