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Ukraine-Invasion, Tag 1301: Der ungewöhnliche Fall eines desertierten Afrikaners
Von der Leyen sagt Trump neuen Plan zu russischer Energie zu, Benzin-Knappheit in russischen Regionen weitet sich aus, Russland attackiert Objekte der ukrainischen Bahn. Der Überblick.
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Dass Soldaten Dutzender Nationen für Russland gegen die Ukraine in den Krieg ziehen, ist hinlänglich bekannt. Die meisten von ihnen stammen aus Ländern, die auf Russland angewiesen und deshalb wohlgesonnen sind. Deshalb ist ein Fall, den die ukrainische Armee jetzt öffentlich gemacht hat, ungewöhnlich: der eines Kenianers. Denn Kenias Präsident hatte den russischen Angriffskrieg in der Vergangenheit verurteilt.
Ukrainische Soldaten wollen den Kenianer in der Region Charkiw gefangengenommen haben, berichtet eine Infanterie-Brigade laut „Kyiv Independent“. Der Mann namens Evans soll in Kenia ein Athlet gewesen und als Tourist nach Russland gereist sein.
Dort soll ihm der Mann, bei dem er wohnte, einen Job angeboten haben. Die Dokumente, die Evans unterzeichnete, stellten sich dem Bericht zufolge als Militärvertrag heraus. „Ich wusste nicht, dass ich auf einmal in die Armee aufgenommen wurde. Ich hatte vorher noch nie gedient“, sagt Evans in einem Video, das die ukrainische Brigade veröffentlichte. „Ich bin dafür nicht nach Russland gekommen.“
Nachdem er unterschrieben hatte, habe der Gastgeber ihm seinen Pass und sein Handy abgenommen und gesagt, dass er diese zurückbekommen würde. Dann seien andere Leute zu ihm gekommen und hätten ihn in ein Auto gesetzt. Das Auto fuhr ihn demnach zu einem Trainingscamp für Soldaten.
Nach nur einer Woche grundlegenden Trainings sei er an die Front geschickt worden. Dort hätten chaotische Bedingungen geherrscht. Bei der erstbesten Gelegenheit sei er zu ukrainischen Truppen geflüchtet, die ihm Essen und Wasser gegeben hätten, erklärte Evans in dem Video.
Afrikanische Kämpfer auf russischer Seite sind längst keine Seltenheit mehr, wie auch Evans bestätigte. Erst Anfang August hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von solchen Kämpfern in der Region Charkiw berichtet. Das rührt daher, dass Russland seine Propaganda-Kanäle mittlerweile auch in Afrika verbreiten lässt – und so auf Rekruten hofft.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat nach einem Gespräch mit US-Präsident Donald Trump eine Initiative für einen schnelleren Stopp aller europäischen Öl- und Gasimporte aus Russland angekündigt. Russlands Kriegswirtschaft finanziere das Blutvergießen in der Ukraine und werde durch die Einnahmen aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe aufrechterhalten, schrieb die deutsche Politikerin in sozialen Netzwerken. Mehr dazu hier.
- In einigen durch Russland annektierten ukrainischen Gebieten herrscht offenbar eine eklatante Benzin-Knappheit. Das geht aus einem Bericht des ukrainischen Bloggers und ehemaligen Beraters des ukrainischen Innenministeriums, Anton Gerashchenko, hervor, der am Mittwoch via BlueSky veröffentlicht wurde. Mehr dazu hier.
- Russland hat in der Nacht erneut Objekte der ukrainischen Bahn mit Drohnen attackiert und beschädigt. „Wegen einer umfassenden feindlichen Attacke auf Umspannwerke haben wir Verspätungen bei Zügen in Richtung Odessa und Dnipro“, teilte die ukrainische Eisenbahn auf Telegram mit. Mehr dazu hier.
- Dänemark will angesichts der Bedrohung durch Russland erstmals Langstrecken-Präzisionswaffen kaufen. Die Beschaffung der Waffen sei ein „Paradigmenwechsel in der dänischen Verteidigungspolitik“, sagte Regierungschefin Mette Frederiksen am Mittwoch. Mehr dazu hier.
- Die Ukraine hat Experten zufolge ihre Gasreserven für den vierten Kriegswinter noch nicht zusammen. Mit Vorräten von rund elf Milliarden Kubikmetern (bcm) Gas sei für rund 80 Prozent des zu erwartenden Bedarfs vorgesorgt, sagt Jurii Boiko, Aufsichtsrat des staatlichen Netzbetreibers Ukrenergo.
- Nach der Beschädigung eines Hauses durch ein Geschoss während des Eindringens von rund 20 russischen Drohnen in den polnischen Luftraum in der vergangenen Woche wird untersucht, ob der Schaden durch eine russische Drohne oder eine polnische Rakete verursacht wurde. Nach Angaben aus polnischen Justizkreisen war am Mittwoch eine Untersuchung im Gange.
- Europa ist nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj derzeit nicht für einen Krieg mit Russland gerüstet. Dies habe der jüngste Vorfall mit russischen Drohnen über Polen gezeigt, sagte Selenskyj in einem Interview mit dem britischen Sender Sky. „Sie (die Polen) können ihre Bevölkerung nicht schützen, wenn es einen massiven Angriff gibt“, sagte Selenskyj.
- Bundeskanzler Friedrich Merz hat im Bundestag vor möglichen Folgen eines von Russland diktierten Friedens in der Ukraine gewarnt. Das würde den russischen Präsidenten Wladimir Putin nur ermutigen, „sich sein nächstes Ziel zu suchen“, sagte der CDU-Chef in der Generaldebatte zum Bundeshaushalt 2025. „Putin testet längst die Grenzen“, betonte er.
- Das russische Parlament hat am Mittwoch einem Gesetz zum Austritt aus der europäischen Antifolterkonvention zugestimmt. Dadurch kann die Lage in russischen Gefängnissen nicht mehr durch den Europarat überwacht werden. Präsident Wladimir Putin hatte den Gesetzesentwurf Anfang September dem Parlament vorgelegt.
- Die ukrainische Armee soll eine Gasleitung geflutet haben, die russische Truppen als verdeckte Route für die Verlegung von Soldaten in Richtung Kupjansk nutzten. Damit sei der Vormarsch der russischen Kräfte gestoppt worden, erklärte Juri Fedorenko, Kommandeur des 429. Regiments für unbemannte Systeme, dem Sender Espreso.
- Russland will nach eigenen Angaben in Kürze ein eigenes Satelliteninternet nach dem Vorbild des Starlink-Systems des US-Unternehmers Elon Musk starten. Dies kündigte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Bakanow, laut staatlichen Nachrichtenagenturen an.
- Das Europaparlament eröffnet dauerhaft ein Verbindungsbüro in Kiew. Damit soll das Parlament Präsenz zeigen, den Austausch mit der Ukraine vertiefen und „jeden Tag an Ihrer Seite arbeiten“, sagte EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola bei einer Rede im ukrainischen Parlament. „Wir sind hier bei Euch, und wir werden hier bleiben“, betonte sie.
- Nahe dem ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja hat es nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Beschuss gegeben. „Es wurden zwar keine Opfer oder Sachschäden gemeldet, aber der Vorfall unterstreicht einmal mehr die ständigen Gefahren für die nukleare Sicherheit“, sagt IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi.
- Mehr als 10.000 Gefangene sollen vorzeitig entlassen worden sein, um für die ukrainischen Verteidigungskräfte mobilisiert zu werden, berichtet das Nachrichtenportal „New Voice of Ukraine“ unter Berufung auf das Strafvollzugsdepartement des Justizministeriums.
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