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Schauspieler Horst Krause ist tot: Der gemütliche Polizist war die Rolle seines Lebens
Menschliches, Allzumenschliches: Millionen verbinden den Schauspieler Horst Krause mit dem Brandenburger „Polizeiruf“. Dabei konnte er noch viel mehr. Ein Nachruf.
Stand:
Der Polizist mit dem Hund im Beiwagen auf seinem alten Motorrad: Wenn Horst Krause auf dem TV-Bildschirm auftauchte, hatte der deutsche Fernsehkrimi so etwas wie eine Seele.
Der Dorfpolizist im Brandenburger „Polizeiruf“, der genauso hieß wie sein Darsteller, war tatsächlich die Rolle seines Lebens. Dabei wird oft vergessen, dass der 1941 geborene Schauspieler noch viel mehr konnte als gemütlich-warmherzig Kriminelle jagen.
Unvergessen Horst Krause in dem Kinofilm „Schultze gets the blues“ von 2003, in dem er einen Bergarbeiter in einem Dorf in Sachsen-Anhalt spielte, der allzu früh in den Vorruhestand geschickt wird. Als Schultze (Krause) eines Nachts zufällig Zydeco-Musik aus Louisiana hört, geht diese ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Warum soll der Dorfpolizist ‚Schulz‘ heißen, wenn er aussieht wie ‚Krause‘? Bei mir heißt er Krause
Regisseur Bernd Böhlich
Er folgt einer Einladung der amerikanischen Partnerstadt des Dorfes zu einem Volksfest in Texas und muss feststellen, dass die dortige „Wurstfeier“ mit Jodlern und deutscher Nationalhymne nicht mehr als eine schlechte Karikatur der Dorffeste seiner Heimat ist.
In den Bayous von Louisiana findet er schließlich „seine“ Musik, wird dann sehr krank und stirbt schließlich. Die Beerdigung in seiner Heimat in Sachsen-Anhalt wird zu einer Feier seines Lebens.

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Krause wurde in der Nähe von Danzig geboren, als jüngstes von fünf Kindern einer Bauernfamilie. Er wuchs nach der Vertreibung aus Westpreußen im brandenburgischen Ludwigsfelde auf. Sein Vater kehrte 1948 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück. In der Schule soll Krause der Klassenclown gewesen sein.
Ursprünglich lernte er den Beruf des Drehers, arbeitete zunächst in den VEB Brandenburger Traktorenwerken und studierte dann auf Anraten eines Arbeitskollegen an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin-Schöneweide.
Er spielte am Landestheater Parchim, am Schauspielhaus Karl-Marx-Stadt und am Staatsschauspiel Dresden. Bereits zu DDR-Zeiten war er im Fernsehen zu sehen, etwa in „Der Staatsanwalt hat das Wort“.
Deutscher Filmpreis als Bester Darsteller
Nach dem Mauerfall wurde er 1993 durch Detlev Bucks Kino-Komödie „Wir können auch anders …“ bekannt. Diese Rolle brachte Krause und Joachim Król den Deutschen Filmpreis 1993 als Bester Darsteller ein.
Dann ab 1999 Krauses Lebensrolle: Den gleichnamigen Polizeihauptmeister im Brandenburger „Polizeiruf 110“ gab Horst Krause an der Seite von Jutta Hoffmann, danach Imogen Kogge und zuletzt Maria Simon bis zur Pensionierung 2015.
Die Idee, dem Dorfpolizisten den Namen seines Darstellers zu geben, hatte der Regisseur Bernd Böhlich, der Krause auf eine entsprechende Frage antwortete: „Warum soll der Dorfpolizist ‚Schulz‘ heißen, wenn er aussieht wie ‚Krause‘? Bei mir heißt er Krause.“ Als Horst Krause ihn nach dem Vornamen fragte, sagte Böhlich: „Horst“. Dabei blieb es.
Von 2007 bis 2022 verkörperte Horst Krause – ebenfalls unter seinem bürgerlichen Namen – den Dorfpolizisten in der ARD-Reihe „Polizeihauptmeister Krause“, wo es dann mehr um das Privatleben des brummigen Dorfpolizisten ging, um „Hotti“ und seine Schwestern Elsa und Meta, die einen Gasthof betreiben. Wieder mit Hund im Beiwagen. Wieder mit viel Menschlichem, Allzumenschlichem.
Mehr Krause geht nicht, im Kino, im Fernsehen und im wirklichen Leben. Keiner konnte Horst Krause besser spielen als Horst Krause selbst. Die Rolle seines Lebens. Vielleicht war das Fluch und Segen zugleich in der Karriere dieses Schauspielers.
Wie am Montag bekannt wurde, starb Horst Krause am vergangenen Freitag im Alter von 83 Jahren in einem Seniorenheim in Teltow bei Berlin.
„Horst Krause hat seinen Hauptwachtmeister Krause im ,Polizeiruf 110’ aus Brandenburg mit in den neu gegründeten RBB gebracht. Die überaus beliebte Figur und ihr nicht weniger beliebter Darsteller standen für Menschlichkeit, ein klares Wort und ein großes Herz“, würdigte RBB-Intendantin Ulrike Demmer den Verstorbenen.
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