Ein Benefiz für die, die es brauchen, nicht mehr und nicht weniger ist das diesjährige "Konzert des Bundespräsidenten" für Johannes Rau. Dass der Erlös Berliner Straßenkindern zugute kommen soll, zwingt zum Nachdenken über die Situation der Stadt und ihrer Ärmsten.
Berliner Philharmoniker
Berlins Spitzenorchester bangen: Nachdem in der heutigen Plenarsitzung entgegen den politischen Zusagen nicht über die Umwandlung der Berliner Philharmoniker in eine Stiftung beraten wird, bemühten sich gestern der künftige Philharmoniker-Intendant Franz Xaver Ohnesorg und Orchestervorstand Peter Riegelbauer vergeblich darum, wenigstens im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses eine Entscheidung herbeizuführen. Kommt die Rechtsformänderung nicht zustande, will der designierte Chefdirigent Simon Rattle sein Amt im Herbst 2002 nicht antreten.
Simon Rattle, designierter Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, ärgert sich darüber, dass sein Vertrag als Nachfolger von Claudio Abbado ab 2002 noch nicht unterzeichnet ist. Der Dirigent sei "sehr ungehalten", berichtete Kultursenator Christoph Stölzl auf seiner voraussichtlich letzten Kulturausschuss-Sitzung im Berliner Abgeordnetenhaus.
Ist Robert Schumann überhaupt zu fassen? Dieser vielseitig begabte, literarisch versierte, poetisch hochsensible, kompositorisch so mutige Feingeist?
Manchmal kann man es hören, dass Musik eine alterierte Form des Lärms ist. Bei Strawinsky und bei Schostakowitsch zum Beispiel.
Wie kann das Sinfonieorchester, das Lieblingskind unser Urgroßväter, den Wandel zu einer Institution des 21. Jahrtausends bewältigen?
Überschwänglichkeit und Kontrolle: dieses atmosphärische Mittel ist es, was an Claudio Abbados Interpretation der siebenten Symphonie von Gustav Mahler fasziniert. Drei ausverkaufte Konzerte, und die Hoffnung auf Eroberung einer Karte für das erste bleibt für viele in der Warteschlange hängen, die sich im Foyer der Philharmonie staut.
So viel Harmonie war nie bei Berlins geliebten Philharmonikern: Zwar tritt Franz Xaver Ohnesorg erst Anfang September sein neues Amt als Philharmoniker-Intendant an, doch schon jetzt wird klar, dass die Zeiten Weingartenscher Ministerialrats-Nüchternheit endgültig vorbei sind: Statt eines scheidenden Chefdirigenten, eines kommenden Kulturmanagers und zweier Orchestermusiker saßen bei der Präsentation des neuen Philharmoniker-Programms vier Freunde im Duz-Rausch im Philharmonie-Foyer und demonstrierten Einigkeit. Neben dem Xaver noch der Claudio (Abbado), der Pit (Peter Riegelbauer) und der Andreas (Wittmann), die davon erzählten, wie großartig man sich verstehe und was für tolle Sachen man im letzten Jahr miteinander erlebt habe.
Wäre der Platz zwischen den Sitzreihen der Berliner Philharmonie nicht allzu knapp bemessen, hätten 2700 Menschen an diesem Abend kniefällig danken und beten müssen. Danken für eines der grandiosesten, mitreißendsten Philharmoniker-Konzerte seit langem.
Man kann sich die Schlagzeile vorstellen: "Landowsky verhindert Simon Rattles Enagement in Berlin." Mit Genuss wird der einstige Kulturstaatsminister und jetzige "Zeit"-Herausgeber Michael Naumann die Geschichte aus dem Sommer 2000 erzählen.
Es gibt Tage, da lässt man sich nicht gerne Wasser in den Sekt schütten. Franz Xaver Ohnesorg, der künftige Intendant der Berliner Philharmoniker, und Kultursenator Christoph Stölzl wollten gestern bei der Unterzeichnung von Ohnesorgs Fünf-Jahres-Vertrag einfach keine Kassandrarufe hören.
Am kommenden Montag wird Franz Xaver Ohnesorg seinen Vertrag als Intendant der Berliner Philharmoniker ab Herbst 2001 unterzeichnen. Ob der designierte Abbado-Nachfolger Simon Rattle wie geplant 2002 in Berlin beginnen kann, steht dagegen erneut in Frage.
Die Berliner Philharmoniker werden künftig als Stiftung des öffentlichen Rechts geführt. Der Berliner Senat beschloss am Dienstag, die staatliche Institution "Berliner Philharmonisches Orchester" und die Gesellschaft bürgerlichen Rechts "Berliner Philharmoniker" in einer Stiftung aufgehen zu lassen, wie es auch der künftige Chefdirigent Simon Rattle gefordert hatte.
Die Sensation liegt schon im Biografischen: Ein 26-Jähriger als Dirigent der Berliner Philharmoniker, das ist ungefähr so, als ob ein Juso-Kreisvorsitzender plötzlich Bundeskanzler würde und sich Begabung und Engagement mit einem Mal gegen Profi-Routine und mächtige Partikularinteressen durchsetzen müssten. Daniel Harding, Rattle-Entdeckung und Hoffnungsträger der Klassik-Szene, tut unter diesem Gesichtspunkt das einzig Richtige: Er verkleinert den Apparat, den er beherrschen will, und beginnt sein Programm in Kammerorchester-Besetzung.
Simon Rattle wird seine Ära als Chefdirigent des Berliner Philharmonischen Orchesters symbolträchtig am 3. Oktober 2002 mit Anton Bruckners neunter Sinfonie starten.
Die hohen, lichtdurchfluteten Räume der Mercedes-Benz-Niederlassung am Salzufer sind mehr als ein Auto-Schauraum. Am Sonntag, 18.
Simon Rattle dirigiert die Berliner Philharmoniker, Michael Gielen kommt mit dem SWR-Orchester, der RIAS Kammerchor und der Rundfunkchor Berlin sind dabei und natürlich das Ensemble Modern. Zur 18.
Claudio Abbado, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, soll nach seinen umjubelten Beethoven-Konzerten in Rom nun in der Mailänder Scala auftreten. Zunächst hatte Scala-Dirigent Riccardo Muti seinen Kollegen zur Rückkehr aufgerufen.
Im Publikum, das Claudio Abbado und die Berliner Philharmoniker bei ihrem Beethoven-Zyklus in Rom feierten, saß auch der Bestseller-Autor Alessandro Baricco ("Seide", "Die Legende vom Ozeanpianisten"). Für die römische Tageszeitung "La Repubblica" hat er einen Essay geschrieben, den wir auszugsweise zitieren.
Es gibt Werke, bei denen ist die Pause zwischen dem letzten Akkord und dem Applaus mitkomponiert. Bruckners achte Sinfonie braucht die stummen Sekunden der Erschütterung als Reaktion auf ein maßloses Meisterwerk.
Kaum ein Dirigent, der sich nicht auf ihn beruft, kaum ein Stück des romantisch-klassischen Repertoires, das er nicht zu neuer Lebendigkeit geführt hätte: Wilhelm Furtwängler, der musikalische Leitstern zwischen Wien, Bayreuth und Berlin. Doch was dem 1954 verstorbenen Kapellmeister Weltruhm bescherte, nannte er selber nur "das Unglück mit dem Dirigieren".
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich das einfach so trauen würde", sagt Hans Eckhardt aufgekratzt. Soeben hat der Zwei-Meter-Mann die Berliner Philharmoniker dirigiert, zumindest ihre virtuellen Doppelgänger: Auf einem Pult vor einer Leinwand stehend hat er ihnen Lautstärke und Einsätze vorgegeben.
Vor einer ausverkauften Philharmonie hebt das ungewöhnliche Ensemble zu einem auditiven "South American Getaway" ab. Dass die neue Produktion, mit der die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker eine kleine Deutschlandtournee angehen, auch mit ihren frühen Erfolgen wuchert, ist legitim.
Kultur: Musik in Berlin: Chose mit Pose: Nigel Kennedy spielt Bach in der ausverkauften Philharmonie
Es gibt Momente, da wird selbst einem Kritiker flau: Standing Ovations am Freitag für den Geiger Nigel Kennedy und das aus Mitgliedern der Berliner Philharmoniker gebildete "Philharmonische Bach Collegium" im ausverkauften Saal der Philharmonie. Dennoch ärgerlich, dass das bunte Programmheftchen mit zehn Mark sagenhaft überteuert ist.
Ein Gespenst geht um in der deutschen Kulturlandschaft: Die öffentlichen Kassen sind leer, der Staat zieht sich immer mehr aus der Kulturförderung zurück. Werden zukünftig also nur noch kommerziell erfolgreiche Mainstream-Produktionen und gefällige Programme konkurrenzfähig sein?
Mit Zugaben hatten sie offenbar nicht gerechnet. Wer aber so zündende Könnerschaft verbreitet wie das Schlagzeug-Ensemble der Berliner Philharmoniker, dem verlangt das Publikum mehr ab als das offizielle Programm.
Das Jüdische Museum soll auf jeden Fall, so verlautet aus Museumskreisen, am 9. September 2001 eröffnet werden.
"Was soll ich sagen?", fragt der Filmregisseur István Szabó am Donnerstagvormittag in der Philharmonie.
Der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado, ist wieder in Berlin. Er traf nach längerer Krankheit wieder in der Philharmonie ein, wo heute die Proben für die nächsten Konzerte beginnen.
Leise Töne sind in der Ära Abbado zu einem Markenzeichen des Berliner Philharmonischen Orchesters geworden. Ob es sich um Werkdeutungen oder um die Besetzung des Chefdirigentenpostens geht, in der Philharmonie geht man sensibel zur Sache.
Daniel Barenboim fühlt sich von Berlins Kultursenator Christoph Stölzl missverstanden. Das will die Zeitung "Die Welt" erfahren haben.
Seit ungefähr zehn Jahren gleichen die Berliner Festwochen dem Römischen Reich in der Endphase seines Bestehens. Ohne inneren Zusammenhalt definiert sich das Konvolut ihrer Einzelgebiete fast nur noch durch Äußerlichkeiten und Symbole: durch dicke Programmbücher, die das kulturelle Gewicht ihrer Veranstaltungsreihen versinnbildlichen sollen, und durch ein kleines stilisiertes Fenster auf den Eintrittskarten, das für das einstige kulturpolitische Anliegen eines weltoffenen Festivals steht.
Warum ist Berliner Kulturpolitik so enervierend? Weil viel passiert und sich nichts bewegt.
Es gibt musikalische Großereignisse, die so sehr von ihrer historischen Einmaligkeit leben, dass das konkrete Resultat beinahe unerheblich ist. Jedenfalls käme man sich ziemlich kleinlich vor, wollte man den musikalischen Gewinn bemessen, den das gemeinsame Konzert der Scorpions mit dem Berliner Philharmonischen Orchester auf der Expo in Hannover abgeworfen hat.
Nach gut vier Jahren Bauzeit wird am kommenden Mittwoch das Sony-Center am Potsdamer Platz mit einer großen Feier eröffnet. Zu den Festrednern des "Grand Opening" gehören Bundeskanzler Gerhard Schröder, Sony-Chef Norio Ohga und Stararchitekt Helmut Jahn.
Diesmal war das Europakonzert für die Philharmoniker ein Heimspiel. Es wurde also nicht, wie in den Jahren zuvor, fürs Fernsehpublikum aus Versailles, Stockholm oder Krakau übertragen, sondern kam beim zehnten Male aus den eigenen heiligen Scharoun-Hallen.
Kultur und Chaos, das waren lange die Markenzeichen der Stadt; wobei Kultur immer schon für beide Teile galt und Chaos, besonders am 1. Mai, zur anscheinend unvermeidlichen Folklore zunächst des westlichen und dann des ganzen Berlin gehörte.
Das Haus hat Symbolkraft: Hier in der Nalepastraße haben die besten Symphonieorchester der DDR ihre Aufnahmen gemacht. Nach der Wende aber gingen bald die Lichter aus im Ostdeutschen Rundfunk.
Der Bund plant nach Informationen des Münchner Magazins "Focus" keine Finanzierung der Staatsoper Berlin. Unter Berufung auf den Vertragsentwurf des Bundesfinanzministeriums für die Hauptstadtkulturförderung heißt es, der Bund biete ab 2001 nur die Übernahme des Jüdischen Museums und der Berliner Philharmoniker an.
Fünf japanische Trommeln, "Wadaiko" genannt, bewachen die Matinee von oben herab, um zuletzt "schweißgebadet mit voller Kraft geschlagen zu werden". So nennt der Komponist Shigeaki Saegusa seine schöpferische Absicht im Tourneeprogramm des "Waseda Symphony Orchestra Tokyo".