
© dpa/Kay Nietfeld
„Alles andere wäre naiv“: Baerbock verteidigt Stationierung weitreichender US-Raketen in Deutschland
SPD-Fraktionschef Mützenich hat Bedenken gegen die Pläne der USA und der Bundesregierung. Die Außenministerin hält mehr Abschreckung gegenüber Putin dagegen für dringend notwendig.
Stand:
In den Parteien der Ampelkoalition gibt es Differenzen über die Notwendigkeit, wieder amerikanische Langstreckenwaffen in Deutschland zu stationieren. Außenministerin Annalena Baerbock hat die geplante Maßnahme nun gegen Kritik verteidigt. „Die traurige Wahrheit ist: Putins Russland ist derzeit die größte Sicherheitsgefahr für uns und unseren Frieden in Europa“, sagte die Grünen-Politikerin. Diesen Frieden verteidigten die Menschen in der Ukraine an jedem einzelnen Tag.
Der russische Präsident Wladimir Putin habe „das Arsenal, mit dem er unsere Freiheit in Europa bedroht, kontinuierlich ausgebaut“, sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Dagegen müssen wir uns und unsere baltischen Partner schützen, auch durch verstärkte Abschreckung und zusätzliche Abstandswaffen.“ Alles andere, betonte Baerbock, „wäre nicht nur verantwortungslos, sondern auch naiv gegenüber einem eiskalt kalkulierenden Kreml“.
Die Gefahr einer unbeabsichtigten militärischen Eskalation ist beträchtlich.

Rolf Mützenich, SPD-Fraktionschef
Die Ministerin verwies darauf, dass Putin schon vor Jahren „mit Abrüstungsverträgen und unserer gemeinsamen europäischen Friedensarchitektur gebrochen“ habe. „Er will uns damit Angst machen, unter Druck setzen und unsere Gesellschaften spalten.“
Am Rande des Nato-Gipfels hatten das Weiße Haus und die Bundesregierung kürzlich bekannt gegeben, dass die USA von 2026 an in Deutschland wieder Waffensysteme stationieren wollen, die weit bis nach Russland reichen. Darunter sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit einer Reichweite von bis zu 2.500 Kilometern sein, die technisch gesehen auch nuklear bestückt sein können, sowie Luftabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Hyperschallwaffen.
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hatte am Wochenende erhebliche Bedenken gegen die Stationierung neuer US-Raketen in Deutschland geäußert. „Wir müssen unsere Verteidigungsfähigkeit angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine verbessern, aber wir dürfen die Risiken dieser Stationierung nicht ausblenden“, sagte er den Zeitungen. „Die Raketen haben eine sehr kurze Vorwarnzeit und eröffnen neue technologische Fähigkeiten. Die Gefahr einer unbeabsichtigten militärischen Eskalation ist beträchtlich.“
Die Nato verfüge auch ohne die neuen Systeme über „eine umfassende, abgestufte Abschreckungsfähigkeit“, argumentierte Mützenich. „Mir erschließt sich auch nicht, warum allein Deutschland derartige Systeme stationieren soll. Unter Lastenteilung habe ich bisher etwas anderes verstanden.“
- Ampelkoalition
- Annalena Baerbock
- Bundesregierung
- Krieg in der Ukraine
- Nato
- Russland
- SPD
- Ukraine
- USA
- Wladimir Putin
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: