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Finnland, Helsinki: Das Installationsschiff „Ile de Brehat“ verlegt das Sea-Lion-Unterseekabel (C-Lion) im Garnisonsgebiet Santahamina.

© dpa/HEIKKI SAUKKOMAA

Update

„Etwas ist im Gange“: Pistorius vermutet Sabotage hinter Defekt von Ostsee-Kabeln – Schweden leitet Ermittlungen ein

Unter anderem das einzige direkte Untersee-Datenkabel zwischen Finnland und Mitteleuropa wurde beschädigt. Der deutsche Verteidigungsminister vermutet eine hybride Aktion. Auch Schweden reagiert.

Stand:

Nach der Beschädigung von insgesamt zwei Kommunikationskabeln in der Ostsee ermitteln die schwedischen Behörden wegen möglicher Sabotage. Derzeit werde der Tatbestand als Sabotage eingestuft, dies könne sich aber noch ändern, teilte die Polizei des skandinavischen Nato-Landes mit. Die schwedische Küstenwache und Armee haben Schiffsverkehr verzeichnet, der sich mit den Schäden an den beiden Kabeln in der Ostsee decken. Dies sagt Katastrophenschutz-Minister Carl-Oskar Bohlin dem Sender TV4.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vermutet im Fall der beiden in der Ostsee beschädigten Datenkabel eine vorsätzliche Aktion durch Dritte.

Es sei offensichtlich, dass es sich um eine hybride Aktion gehandelt habe, sagt Pistorius vor Beratungen der EU-Verteidigungsminister in Brüssel. „Wir müssen auch davon ausgehen, dass es sich um Sabotage handelt.

Hybride Aktionen schließen Mittel der Kriegsführung abseits des Schlachtfeldes ein, die verschleiert werden sollen.

Pistorius gehe zumindest nicht davon aus, dass die Kabel zufällig von ausgeworfenen Ankern beschädigt worden seien. Es sei vielmehr „ein klares Zeichen, dass hier etwas im Gange ist“.

An einem Unterseekabel in der Ostsee zwischen Finnland und Deutschland wurde gestern ein Problem bekannt. Es sei ein Defekt an dem Seekabel Cinia C-Lion1 festgestellt worden, teilte das staatliche finnische Unternehmen Cinia mit. Es ist das einzige Untersee-Datenkabel, das direkt von Finnland nach Mitteleuropa führt.

Nach Angaben des schwedischen Zivilschutzministers Bohlin wurde überdies ein zweites Unterwasserkabel in der Ostsee beschädigt. Bei dem zweiten beschädigten Kabel handele es sich um eine Telekommunikationsverbindung zwischen Schweden und Litauen.

Litauen verstärkt Seepatrouillen

Als Reaktion auf die Beschädigung hat das Nato-Land Litauen die Überwachung seiner Gewässer verschärft. Weitere Maßnahmen würden mit den Verbündeten besprochen, teilte die litauische Marine am Dienstag mit.

Baerbock: kann kein Zufall sein

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) geht bei den defekten Datenkabeln in der Ostsee von einem hybriden Angriff aus. „Das können alles nicht einfach nur Zufälle sein“, sagt Baerbock bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihren Kollegen aus Polen, Frankreich und Italien in Warschau. Die Ministerin spricht in diesem Zusammenhang von Einschüchterungsversuchen und nennt dabei konkret den Namen von Russlands Präsident Wladimir Putin.

Innenministerin sieht „Bedrohungslage“

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte in Berlin: „Wir nehmen diese hohe Bedrohungslage sehr, sehr ernst.“ Zu der Beschädigung des Kabels sei es in schwedischen Gewässern gekommen. „Wir sind als Behörden noch nicht beteiligt, haben aber Hilfe angeboten zur Unterstützung.“

Borrell: Können Schäden an Kabeln niemandem zuordnen

Dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell zufolge können die Beschädigungen an den Kabeln bislang niemandem zugeordnet werden. „Wir können diese Vorfälle niemandem zuschreiben“, sagt er vor der Presse in Brüssel. „Es wäre von meiner Seite aus unverantwortlich, diesen, sagen wir mal, Vorfall oder Unfall oder wie auch immer man es nennen will, jemandem zuzuschreiben.“ Damit würde man nur Öl ins Feuer gießen. „Das ist nicht meine Absicht.“

Kabel verläuft teils über gleiche Route wie Nord-Stream

C-Lion1 verläuft auf einer Länge von 1173 Kilometern von der finnischen Hauptstadt Helsinki bis nach Rostock in Mecklenburg-Vorpommern, teils über dieselbe Route wie die vor zwei Jahren zerstörten Nord-Stream-Pipelines. Das Kabel ist im Frühjahr 2016 in Betrieb genommen worden und das einzige Untersee-Datenkabel, das direkt von Finnland nach Mitteleuropa führt. Ein Sprecher des schwedischen Kommunikationsunternehmens Telia bestätigte zudem, dass ein Kabel zwischen Schweden und Litauen beschädigt worden sei.

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 und den durch Sabotage herbeigeführten Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee im darauffolgenden September ist die Lage von kritischer Infrastruktur gerade in der Ostsee in den Fokus der Öffentlichkeit und insbesondere der Nato gerückt. (Reuters, dpa, AFP)

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