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Alice Weidel, AfD-Kanzlerkandidatin

© imago/Sven Simon/IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON

Update

Fast sechs Millionen Euro aus Dahlem: Berlinerin soll AfD auch Schöneberger Mehrfamilienhaus vererbt haben

Geldsegen aus dem Villenviertel: Eine Berlinerin hat der AfD 2023 fast sechs Millionen Euro vererbt. Auch das Immobilienvermögen der Partei wuchs beträchtlich. Nun sind Details zu der Erblasserin bekannt geworden.

Stand:

Eine Berlinerin hat der AfD fast sechs Millionen Euro vererbt. Das geht aus dem Rechenschaftsbericht der Partei für das Jahr 2023 hervor, den der Bundestag am Mittwoch veröffentlicht hat. Ein Bericht des „Spiegel“ vom Freitag legt offen, wer die Erblasserin war. 

Die AfD bestätigte den Eingang der Spende, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. „Mit großer Dankbarkeit bestätigen wir den Erhalt einer großzügigen Spende. Genauere Angaben über die Art der Spende machen wir zurzeit nicht“, teilte Schatzmeister Carsten Hütter am Mittwoch lediglich mit.

Der Rechenschaftsbericht weist Helga Schwab aus Dahlem als Spenderin aus. Sie habe „den Bundesverband im Jahr 2023 als alleinigen Erben bedacht“, heißt es. „Der Nachlasswert beträgt 5.957.969,66 Euro.“

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Schwab hatte der AfD schon im Jahr 2021 zu Lebzeiten 21.000 Euro gespendet. Sie habe unauffällig gelebt und „viel Geld gehabt und vermacht“, berichtete ein Nachbar aus dem Dahlemer Villenviertel am Mittwoch dem Tagesspiegel. Er habe Schwab vom Sehen gekannt. Sie sei vor etwa zwei Jahren verstorben.

„H.Sch.“ steht bis heute an einer der beiden Klingeln des Zweifamilienhauses. Auf einem Schild am Metallzaun lässt ein Schäferhund die Zunge heraushängen: „Ich halte Wacht. Betreten auf eigene Gefahr!“ Von der vornehmen Gegend ist es nicht weit zum Campus der Freien Universität, das traditionell links ausgerichtete Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft ist nur wenige Hundert Meter entfernt.

Wie der „Spiegel“ am Freitag unter Berufung auf Nachbarn berichtet, habe die 1942 geborene Schwab keinen Ehemann und keine Kinder gehabt. Sie habe erzählt, dass sie schon seit ihrer Kindheit in dem Haus gewohnt habe, sagte eine Nachbarin dem „Spiegel“.

Dem Bericht nach habe das Gebäude samt 1064 Quadratmeter großem Flurstück einst dem Kaufmann Karl Schwab gehört, dem Vater von Helga Schwab. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei Karl Schwab mit einem Geschäft für Rundfunk- und Fernsehgeräte zu einigem Wohlstand gekommen, berichtet der „Spiegel“. Bald habe er weitere Immobilien erworben, darunter auch ein sechsgeschossiges Mehrfamilienhaus in Schöneberg.

Helga Schwab soll nach Recherchen des „Spiegel“ als Beamtin beim Finanzamt gearbeitet und sich später um ihre Eltern gekümmert haben. 2007 sei Karl Schwab dann verstorben, woraufhin seine Tochter unter anderem das Haus in Dahlem und das Mehrfamilienhaus in Schöneberg geerbt habe.

Während der Coronazeit habe sich Schwab verändert, sagte ein Bekannter dem „Spiegel“. 2021 soll sie dann ihr Testament geändert und die AfD zur Alleinerbin bestimmt haben – im selben Jahr, in dem sie der Partei bereits 21.000 Euro spendete. Am 27. März 2023 sei Schwab nach schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren gestorben.

AfD-Parteivermögen stark gestiegen

Dem Rechenschaftsbericht zufolge stieg das Vermögen der AfD insgesamt von 23,5 Millionen Euro im Jahr 2022 auf rund 38,3 Millionen Euro im Jahr 2023 – und damit um rund 14,8 Millionen Euro. Im aktuellen Bundestagswahlkampf erhielt die AfD dem „Spiegel“ zufolge zudem gleich mehrere Millionenbeträge von vermögenden Parteispendern.

Auch das Immobilienvermögen der Partei ist beträchtlich gewachsen. Während der Rechenschaftsbericht 2022 noch Häuser, Wohnungen und Grundstücke im Wert von knapp 1,5 Millionen Euro an fünf Orten in verschiedenen Bundesländern auflistete, waren es Ende 2023 schon Immobilien an elf Orten. Ihr Wert wurde seinerzeit auf rund 6,7 Millionen Euro taxiert.

Zwei Häuser und eine Wohnung in Berlin

Allein drei Objekte kamen im Jahr 2023 in Berlin hinzu: ein Mehrfamilienhaus in Dahlem im Wert von zwei Millionen Euro, ein Mehrfamilienhaus in Schöneberg im Wert von 2,15 Millionen Euro und eine Wohnung in Charlottenburg für 300.000 Euro.

Wie der „Spiegel“ am Freitag berichtete, handelt es sich bei den Objekten in Dahlem und Schöneberg um die Mehrfamilienhäuser, die Helga Schwab gehörten. Demnach verkaufte die AfD das Mietshaus in Schöneberg ein Jahr nach Schwabs Tod für 2,15 Millionen Euro an einen Berliner Immobilieninvestor.

Die in Teilen als rechtsextrem eingestufte AfD tritt am 23. Februar mit ihrer Kanzlerkandidatin Alice Weidel an der Spitze zur Bundestagswahl an. Zuletzt hatte die Partei mit einem radikalen Wahlprogramm ihr stramm rechtes Profil geschärft.

Das Programm sieht unter anderem eine grundlegende Rückabwicklung der deutschen Politik der vergangenen Jahrzehnte vor – etwa den Ausstieg aus dem Euro und der EU, die Annäherung an Russland und die Abkehr von den Pariser Klimazielen. Derzeit schließen alle Parteien Regierungsbündnisse mit der AfD aus.

Parteien müssen laut Parteiengesetz jeweils bis zum 30. September – auf Antrag bis spätestens zum 31. Dezember – ihren Rechenschaftsbericht aus dem Vorjahr dem Bundestag vorlegen. Der Bundestag veröffentlicht diese Berichte dann später in gesammelter Form. (mit dpa, AFP)

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