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Kanzler Olaf Scholz am Tatort in Magdeburg.

© REUTERS/Christian Mang

„Furchtbare, wahnsinnige Tat“ : Scholz äußert ernsthafte Sorge um 40 Verletzte und kündigt Konsequenzen an

Am Tatort in Magdeburg zeigt sich der Kanzler schockiert von dem Anschlag. Er will eine lückenlose Aufklärung und ruft das Land zum Zusammenhalt auf.

Stand:

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die tödliche Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit fünf Toten und rund 200 Verletzten als „furchtbare, wahnsinnige Tat“ bezeichnet, die „zutiefst zu Herzen“ gehe. Es gebe keinen friedlicheren und fröhlicheren Ort als einen Weihnachtsmarkt, sagte Scholz am Tatort in Magdeburg. „Was für eine furchtbare Tat ist das, dort mit solcher Brutalität so viele Menschen zu verletzen und zu töten.“ Fast 40 Menschen seien so schwer verletzt, „dass man große Sorge um sie haben muss“.

Er erinnerte an den Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz 2016. Angesichts solcher Taten sei es wichtig, als Land zusammenhalten. Man dürfe weder diejenigen durchkommen lassen, die Hass säen wollten, noch Täter unverfolgt lassen. Es sei wichtig, die Tat „mit aller Präzision und Genauigkeit“ aufzuklären, sagte er. „Es darf nichts ununtersucht bleiben.“ Zunächst müsse man aber genau verstehen, was passiert sei und welche Motive der mutmaßliche Täter gehabt habe. „Dann werden wir mit der notwendigen Konsequenz darauf reagieren.“

Scholz warnte auch vor einer Spaltung der Gesellschaft durch die Gewalttat. Wichtig sei, „dass wir als Land zusammenbleiben, dass wir zusammenhalten, dass wir uns unterhaken, dass nicht Hass unser Miteinander bestimmt“, sagte er. Es dürften nicht diejenigen durchkommen, „die Hass säen wollen“. Er sicherte Stadt, Opfern und Angehörigen „die Solidarität des ganzen Landes“ zu und würdigte den Einsatz der Rettungskräfte.

In Magdeburg war am Freitagabend ein Auto in die Menschen auf dem Weihnachtsmarkt am Alten Markt gerast. Als mutmaßlicher Täter wurde ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien gefasst, der seit 2006 in Deutschland lebte.

Erste Spekulationen über mögliche islamistische Hintergründe der Tat werden inzwischen von vielen Fachleuten als unwahrscheinlich bezeichnet. Der 50-jährige Arzt Taleb A. hatte sich in Sozialen Medien und auch in Interviews als Islamkritiker geäußert und war als Ansprechpartner für Asylsuchende aus Saudi-Arabien aufgetreten. Außerdem hatte er mehreren Medienberichten zufolge den deutschen Staat kritisiert, vor einer Islamisierung des Landes gewarnt und die AfD sowie Elon Musk gelobt. Viele der Posts seien inzwischen gelöscht.

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), weitere Mitglieder des Kabinetts sowie der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz waren mit Scholz zum Tatort am Alten Markt gereist. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) berichtete von fünf Toten, über 200 Verletzten, darunter viele Schwerverletzte. Das sei eine unvorstellbare Dimension.

Faeser geht davon aus, dass der mutmaßliche Täter von Magdeburg islamfeindlich eingestellt war. „Wir können nur gesichert sagen, dass der Täter offensichtlich islamophob war“, sagte die SPD-Politikerin in Magdeburg. Alles Weitere sei Gegenstand der Ermittlungen. Was es an Warnungen im Vorfeld gegeben habe oder nicht, obliege den Ermittlungsbehörden, betonte Faeser. Das Bundeskriminalamt sei eingeschaltet und unterstütze die Ermittlungen.

Faeser bezeichnete den Anschlag in Magdeburg als ein furchtbares Verbrechen. „Eine Tat, die uns in ganz Deutschland tief trifft.“ Mehr als 500 Rettungskräfte seien im Einsatz gewesen. Nun gehe es darum, alle Tatumstände aufzuklären. „Da sind wir mit Hochdruck dran.“ Was die Lage auf den Weihnachtsmärkten in Deutschland angehe, habe es eine Besprechung zwischen dem Bund und allen Bundesländern wegen Sicherheitsvorkehrungen gegeben. Lageabhängig würden die Vorkehrungen vor Ort verstärkt, sagte Faeser. (lem, dpa, epd, KNA, AFP)

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