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Risiko im Stadion. Englische Fußballfans feuern ihr Team in Wembley im Halbfinalspiel gegen Dänemark an.

© Carl Recine/REUTERS

Corona und die Fußball-EM: Jung, männlich – und infiziert

Eine Vergleichsstudie in England legt nahe, dass die Fußball-EM zum Anstieg der Infektionen auf der Insel beiträgt. Premier Johnson wagt ein Massenexperiment.

Der Ausgang des EM-Endspiels am kommenden Sonntag im Londoner Wembley-Stadion zwischen England und Italien steht naturgemäß noch nicht fest. Vollkommen sicher ist hingegen, dass die Massenveranstaltung in London nicht zur Eindämmung der Pandemie beitragen wird. Mindestens 60.000 Zuschauer werden im Wembley-Stadion voraussichtlich live dabei sein.

Der britische Premierminister Boris Johnson hat einen weiteren Anstieg der Infektionszahlen gewissermaßen bereits eingepreist in seine politische Kalkulation. Man müsse sich darauf einstellen, dass die Zahl der täglichen Neuinfektionen bis zum 19. Juli auf 50.000 steigen werde, sagte Johnson jüngst. Diesen Tag hat der Premierminister zum „Freedom Day“ ausgerufen; so gut wie alle verbleibenden Corona-Beschränkungen sollen dann in England fallen.

Johnson erwartet mehr Todesfälle

Was Johnson in diesen Tagen in England durchzieht, gleicht einem gewagten Massenexperiment. Der  Premier gab selber zu, dass seine Lockerungspolitik voraussichtlich zu einem weiteren Anstieg der Todeszahlen führen werde. Dennoch glaubt sich Johnson auf der sicheren Seite, weil durch die fortgeschrittene Impfkampagne nach seinen Worten nun in der Bevölkerung eine „Mauer der Immunität“ aufgebaut worden sei. Zudem will er unbedingt jetzt eine Rückkehr zur Normalität ermöglichen, bevor in den Wintermonaten möglicherweise neue Einschränkungen nötig sind.

Dass die Rechnung nicht so wie von Johnson gewünscht aufgeht, zeigt sich aber in den Krankenhäusern. Laut einem Bericht des „Guardian“ werden in den Kliniken inzwischen wieder derart viele Covid-Patienten aufgenommen, dass erneut Krebsoperationen abgesagt werden müssen. Das Problem betreffe nicht nur seine Region, sondern den gesamten britischen Gesundheitsdienst (NHS), sagte der medizinische Gesundheitsbeauftragte Phil Wood vom NHS in Leeds.

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Zwar wird im NHS damit gerechnet, dass die gegenwärtige dritte Corona-Welle wegen der Impfungen flacher ausfallen wird als in der Vergangenheit. Aber dennoch sehen viele Mediziner dem Sommer vor allem wegen der Personalknappheit beim NHS mit Bangen entgegen.

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Johnsons Lockerungskurs ist vor allem für anfällige Personen riskant, die noch keine Impfung erhalten haben. Dies gilt in erster Linie für die unter 18-Jährigen. Auch unter den 20- bis 30-jährigen Briten gibt es trotz der fortgeschrittenen britischen Impfkampagne viele, die erst eine Dosis bekommen haben.

Hohe Positiv-Rate unter Männern

Welche Rolle die Fußball-EM und die vergleichsweise hohen Besucherzahlen auf der Insel bei der dritten Corona-Welle spielen könnten, zeigt eine Studie des Imperial College in London. Demnach vervierfachte sich die Infektionsrate in England zwischen dem 24. Juni und dem 5. Juli im Vergleich zum Vergleichszeitraum einen Monat zuvor. Erstmals lag in der Studie der Anteil der positiv getesteten Männer weit über dem der infizierten Frauen: Während bei den getesteten Männern eine Infektionsrate von 0,71 Prozent verzeichnet wurde, gab es bei den Frauen nur eine Positiv-Rate von 0,44 Prozent.

Besonders viele Positivtests gab es unter den Jüngeren im Alter bis 24 Jahre.  Der stärkste Anstieg bei den Infektionen wurde in London verzeichnet.

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