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Dringliche Gesetzentwürfe: Union will weitere rot-grüne Vorhaben unterstützen
Scholz hält am Ziel eines „Pakts für Industrie“ fest + Söder: „Ich kenne keinen, der uncooler ist als Sie, lieber Herr Scholz“ + Bayerns Ministerpräsident nennt Ende der Ampel „Schmierenkomödie“ + Der Newsblog.
Stand:
Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist nach knapp drei Jahren im Amt gescheitert. Nach dem Bruch durch den Streit mit der FDP wollen die Kanzlerpartei SPD und die Grünen nun bis zu möglichen Neuwahlen im kommenden Jahr vorerst in einer Minderheitsregierung weiterregieren. Wie es nach dem Knall in der Regierung weitergeht, können Sie bei uns im Liveblog verfolgen.
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Union will weitere rot-grüne Vorhaben unterstützen
Neben dem Schutz des Bundesverfassungsgerichts hat die CDU/CSU-Fraktion ihre Unterstützung für weitere Projekte von SPD und Grünen in Aussicht gestellt. Fraktionsgeschäftsführer Patrick Schnieder (CDU) erwähnte bei einer Aktuellen Stunde im Bundestag erweiterte Ermittlungsbefugnisse bei der Verfolgung von Einbrecherbanden. Ferner nannte er eine Änderung des Abgeordnetengesetzes, die den Rechtsrahmen für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundestagsfraktionen erweitern soll.
Seit dem Ende der Ampel-Koalition bilden SPD und Grüne eine Minderheitsregierung, die im Bundestag keine eigene Mehrheit hat und auf die Unterstützung anderer Fraktionen angewiesen ist.
Die Bereitschaft der Union zur Zusammenarbeit beschränke sich auf einige wenige Gesetzentwürfe, die sowohl richtig als auch dringlich seien, erläuterte Schnieder. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hatte bereits Unterstützung für das Vorhaben signalisiert, das Bundesverfassungsgericht durch eine Grundgesetzänderung besser gegen politische Einflussnahme zu wappnen. (dpa)
Habeck will Intel-Milliarden zur Senkung der Netzentgelte nutzen
Wirtschaftsminister Robert Habeck hat vorgeschlagen, freigewordene Intel-Milliarden zur Senkung der Netzentgelte zu nutzen und damit die Wirtschaft zu entlasten. Der Grünen-Politiker machte am Abend bei einer Feier zum 150-jährigen Bestehen der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Berlin deutlich, man könne die erste eigentlich geplante Tranche der Intel-Gelder nehmen, um im kommenden Jahr die Netzentgelte um vier Milliarden Euro zu senken.
Die Intel-Förderung sollte aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) kommen - einem Sondertopf des Bundes. Habeck sagte, diese könnten zur Senkung der Netzentgelte genutzt werden, dazu brauche es eine Mehrheit im Haushaltsausschuss des Bundestags. Rot-Grün hat nach dem Scheitern der Ampel aber keine Mehrheit mehr. Die CDU-Wirtschaftspolitikerin Julia Klöckner reagierte zurückhaltend. Sie sagte beim Abend der Stahlindustrie, es brauche nun einen kompletten Politikwechsel.
Dazu kommt, dass der neue Finanzminister Jörg Kukies (SPD) die durch die Verschiebung beim Intel-Chipwerk in Magdeburg freiwerdenden Fördermittel nutzen will, um eine Haushaltssperre in diesem Jahr zu verhindern. Hintergrund ist, dass es völlig unklar ist, ob es in diesem Jahr einen geplanten Nachtragshaushalt gibt.
Habeck hatte vor dem Scheitern der Ampel angeboten, dass die im KTF freigewordenen Intel-Milliarden einen Beitrag leisten könnten, um eine Lücke im Haushalt 2025 zu reduzieren. Dies war ein Entgegenkommen Habecks in Richtung des damaligen Finanzministers Christian Lindner (FDP). Die Ampel zerbrach dann aber.
Die Wirtschaft fordert seit langem eine Senkung der Netzentgelte und damit der Stromkosten. Für eine Absenkung macht sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stark. (dpa)
Trotz Ampel-Aus: Scholz hält am Ziel eines „Pakts für Industrie“ fest
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält auch nach dem Scheitern der Ampel-Koalition am Ziel eines „Pakts für die Industrie“ fest. Das machte er am Abend bei einer Feier zum 150-jährigen Bestehen der Wirtschaftsvereinigung Stahl klar. Ziel sei es, den Industriestandort zu stärken und Industriearbeitsplätze zu sichern, sagte Scholz. Es gehe vor allem um günstige Energiepreise und verlässliche Netzentgelte. Man brauche Klarheit in dieser Frage.
Scholz hat allerdings für mögliche, milliardenschwere Maßnahmen keine Mehrheit mehr im Bundestag, auch die Finanzierung wäre schwierig.
Am Freitag ist erneut ein Industriegipfel mit Scholz im Kanzleramt mit Vertretern von Wirtschaftsverbänden, Unternehmen und Gewerkschaften geplant. Nach dem ersten Treffen Ende Oktober hatte Scholz dazu aufgerufen, gemeinsam einen „Pakt für die Industrie“ zu schmieden.
Teilnehmer des Industriegipfels ist auch der Präsident des Stahlverbands, Gunnar Groebler. Er sagte, die Stahlindustrie stehe vor großen, in Teilen existenziellen Herausforderungen. Er nannte den Umbruch hin zu klimaneutralen Produktionsprozessen. Die Stahlindustrie trage wesentlich zur CO2-Minderung bei. Groebler sagte, Stromkosten und Netzentgelte müssten „jetzt“ gesenkt werden. Mit Blick auf das Ampel-Aus und die Neuwahl im Februar sagte er, die „politische Krise“ dürfe nicht als Ausrede dienen, um Entscheidungen zu verzögern.
Die Politik unterstützt die Branche beim Wandel mit Milliardengeldern. Die Unternehmen kämpfen unter anderem gegen Überkapazitäten in China. Schwierig ist die Lage zum Beispiel bei Thyssenkrupp. Die defizitäre Stahlsparte soll restrukturiert und verselbstständigt werden. Die Umbaupläne werden derzeit erarbeitet. Dabei ist auch ein Stellenabbau vorgesehen.
Scholz machte klar, die Politik erwarte im Gegenzug zu Fördermilliarden, dass Unternehmen Projekte zur Dekarbonisierung vorantreiben und Arbeitsplätze in Deutschland erhalten. (dpa)
Union: Finanzminister soll Nachtragshaushalt zurückziehen
Die Union hat die Minderheitsregierung von Kanzler Olaf Scholz aufgefordert, auf den eigentlich geplanten Nachtragshaushalt für dieses Jahr zu verzichten. „Ziehen Sie diesen Antrag zurück“, verlangte Unions-Haushälter Christian Haase im Bundestag. Der neue Finanzminister Jörg Kukies (SPD) sage selbst, dass der Entwurf so nicht gebraucht werde, außerdem sei er verfassungswidrig berechnet worden.
Kukies hatte zuvor erklärt, auch ohne nachträglich aufgenommene Kredite seien nach aktuellem Stand keine Haushaltssperren nötig. „Der Bund bedient seine Rechnungen“, betonte er. Niemand brauche sich Sorgen zu machen, dass Kindergeld, Bafög oder Bürgergeld nicht ankämen.
Mit dem Nachtragshaushalt sollte der Spielraum für eine Schuldenaufnahme voll ausgeschöpft werden. Die zusätzlich geliehenen Milliarden sollten auch dafür sorgen, dass der Bund seine Rücklagen in diesem Jahr schont - und dann im nächsten Jahr mehr Geld hat. Dass das gelingt, ist nach dem Bruch der Ampel nun unwahrscheinlich. Die Abgeordneten des Bundestags ließen sich aber trotzdem die Option einer nachträglichen Kreditaufnahme offen: Sie überwiesen den Nachtragshaushalt zurück in den zuständigen Ausschuss. (dpa)
Kukies hält Nachtragsetat nicht mehr für nötig
Arbeitsminister Heil schreibt Rentenpaket II ab
Weil warnt vor Stillstand bis zur Neuwahl

Kurzintervention: Mathias Middelberg (CDU) greift Stephan Weil (SPD), niedersächsischer Ministerpräsident, an: "Von Ihnen erwarte ich mehr Verantwortung für die Probleme, die Sie selbst in Niedersachsen auf dem Hof haben." Tenor: Weil solle weniger hier sprechen und mehr in Niedersachsen über VW. Immerhin ist das Land entscheidender Anteilseigner. Middelberg - schon ganz im persönlichen Wahlkampfmodus - betont zwei Mal, dass er aus Osnabrück komme, wo derzeit VW-Mitarbeiter um ihre Jobs bangen. Das stimmt; ob seine Intervention daran etwas ändert, ist allerdings fraglich.



Scholz mit Pokerface.
Lindner legt nach: Sein Nachfolger habe ausgeplaudert, dass ihm schon einen Tag zuvor das Amt angeboten worden sei. Jörg Kukies schüttelt auf der Regierungsbank den Kopf.
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