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Abschied nach 47 Jahren: Die britische Flagge wird in Brüssel abgehängt.

© JOHN THYS / AFP

Reaktionen auf den Brexit: „Ich bin überzeugt, dass sie nach 15 bis 20 Jahren zurückkommen“

Das UK ist jetzt Drittstaat. Der ehemalige EU-Kommissionschef Prodi geht von einer Rückkehr der Briten in die EU aus. Der Newsblog zum Brexit.

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Seit Mitternacht ist das Vereinigte Königreich kein EU-Mitglied mehr. In London feierten Befürworter des Brexit den Austritt um Mitternacht am Freitag, den 31.1.2020. In Brüssel dagegen oder auch in Berlin war die Stimmung eher melancholisch. Im schottischen Edinburgh wiederum machte die Regierungschefin selbst kämpferisch klar, dass sie Schottland wieder in die EU zurückführen möchte.

Nach diesem historischen Brexit-Datum und bis zum Jahresende gilt nun eine Übergangsphase, in der für die Bürger alles weitgehend beim Alten bleibt. In der Übergangszeit wird die britische Regierung mit den europäischen Institutionen verhandeln, wie die künftigen Beziehungen aussehen sollen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat darüber harte Verhandlungen angekündigt. „Wir werden sehr fair verhandeln, aber sehr hart“, sagte sie am Freitagabend dem ZDF. Die EU habe eine gute Ausgangsposition, weil sie bisher Absatzmarkt für fast die Hälfte aller britischen Exporte sei. Großbritannien habe großes Interesse am Zugang zu diesem Markt.

Auch Irlands Premier Leo Varadkar will einen harten Kurs fahren. In Schottland berät die SNP über den richtigen Kurs, um eine Unabhängigkeit von Großbritannien zu erreichen. Innerhalb der Partei gibt es unterschiedliche Auffassungen über das richtige Verfahren – auch verfassungsrechtliche Probleme treten auf. Auch Wales hat angekündigt, weiterhin mit der EU in Verhandlungen zu bleiben.

Der britische Premier Boris Johnson will schon am Montag in einer Rede darstellen, wie er sich die weiteren Verhandlungen mit der EU vorstellt. EU-Chefunterhändler Michel Barnier hatte im Blick auf die künftigen Beziehungen das Kanada-Modell vorgeschlagen – also ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien vergleichbar dem Ceta-Vertragswerk. Allerdings sind dort Dienstleistungen ausgeklammert, das ist für Großbritannien mit dem Starken Finanzsektor ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig. Dennoch zeigte sich Johnson offen für das Kanada-Modell.

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Julia Hoene
Author Julia Hoene

Nach dem Brexit ist noch lange nicht Schluss...

Die einen hatten sich auf diesen Tag gefreut, die anderen sich vor ihm gefürchtet: Nun ist das Vereinigte Königreich tatsächlich raus aus der EU. 
Auch dieser Blog sagt nun: "Bye bye!". Über die weitere Entwicklung nach dem Brexit halten wir Sie in anderen Texten selbstverständlich weiter auf dem Laufenden.

Denn auch wenn der Brexit nun vollzogen ist, wird es weiter Gesprächsbedarf geben. Bis Ende des Jahres bleibt das Land noch in einer Übergangsphase. In dieser Zeit müssen alle strittigen Punkte geklärt werden. Es stehen schwere Verhandlungen an...
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Julia Hoene
Author Julia Hoene

Romano Prodi: Es waren schöne, aber anstrengende Jahre

Der ehemalige Präsident der EU-Kommission Romano Prodi rechnet mit einer Rückkehr der Briten in die Europäische Union. „Ich bin davon überzeugt, dass sie Probleme bekommen werden und nach 15 bis 20 Jahren zurückkommen“, sagte der Italiener bei einer Wirtschaftsveranstaltung in Turin nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa.

Der Politiker, der von 1999 bis 2004 die EU-Kommission führte, bilanzierte kurz nach dem Brexit: „Dies ist kein schöner Tag für Europa, denn Großbritannien hat für Europa viel bedeutet, sowohl aus militärisch-politischer Sicht als auch für die wissenschaftliche Forschung und die Finanzen. Aber es hat auch immer Unruhe hineingebracht.“ 
Über alles habe man diskutieren müssen. „Es waren schöne Jahre, aber die Beziehung zu Großbritannien war auch sehr anstrengend“, sagte der 80-jährige Prodi, der auch mal Ministerpräsident in Rom war. (dpa)
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Julia Hoene
Author Julia Hoene

Macron: „Ihr verlasst nicht Europa“

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat sich schriftlich an die Briten gewandt und eine London-Reise im Juni angekündigt. Der britische EU-Austritt sei ein „Schlag für Europäer“, schrieb Macron auf Englisch.
„Liebe britische Freunde, Ihr verlasst die Europäische Union, aber Ihr verlasst nicht Europa“, heißt es in dem Brief, den der 42-Jährige auf Facebook veröffentlichte.

Der Präsident erinnerte an den französischen Weltkriegshelden Charles de Gaulle, der vor knapp 80 Jahren - am 18. Juni 1940 - von London aus angesichts der militärischen Niederlage seine Landsleute dazu aufgerufen hatte, den Krieg von den Kolonien aus fortzusetzen. Er wolle im Juni die Stadt London mit dem Orden der Ehrenlegion auszeichnen, kündigte Macron an. (dpa)

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Julia Hoene
Author Julia Hoene

Brexit-Nacht verläuft friedlich - wenige Festnahmen

Trotz teilweise aggressiver Atmosphäre ist die Brexit-Nacht in London und anderen Teilen Großbritanniens weitgehend friedlich verlaufen. Es habe nur wenige Festnahmen gegeben, teilte Scotland Yard am Samstag mit. 
Fünf Männer wurden im Londoner Regierungsviertel festgenommen, unter anderem wegen Trunkenheit und Sachbeschädigung. Hunderte Menschen hatten am Platz vor dem Parlament am späten Abend den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union gefeiert.

Auch in Glasgow wurde ein Mann festgenommen. Dort versammelten sich in der Nacht im Stadtzentrum sowohl Brexit-Befürworter als auch Brexit-Gegner. Die Polizei hielt die beiden Gruppen mit einem Großaufgebot auf Abstand. (dpa)
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Julia Hoene
Author Julia Hoene

Emotionales Video britischer Weltkriegsveteranen

Britische Weltkriegsveteranen haben ihre Enttäuschung über den EU-Austritt ihres Landes mit Hilfe einer riesigen Projektion auf den Klippen der Hafenstadt Dover zum Ausdruck gebracht. „Ich bin sehr, sehr traurig über das alles“, sagte ein 95 Jahre alter Veteran namens Sid in der von einer EU-freundlichen Kampagne veröffentlichten Aufnahme, die bis zum Mittag Zehntausende Male auf Twitter geteilt wurde. „Wir wollen zusammen sein und wir werden zusammen sein, da bin ich mir sicher.“

Ähnlich äußerte sich auch der 97-jährige Stephen Goodall. „Ich bin sehr bedrückt, dass wir Europa verlassen, weil es mir so viel bedeutet hat“, sagte er in dem kurzen Film. „Ich mag es, ein Europäer genannt zu werden. Das Gefühl der Kameradschaft, das man hat, wenn man durch Europa reist, das ist echt etwas Besonderes.“ Er hoffe für seine Nachfahren, dass sich Großbritannien Europa in Zukunft wieder stark annähern werde.

Die Aufnahme, die auch ins Deutsche und Französische übersetzt wurde, endete mit einem Bild eines der zwölf europäischen Sterne. Darunter stand geschrieben: „Das ist unser Stern. Passt für uns auf ihn auf.“
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Julia Hoene
Author Julia Hoene

Söder: „Bayern-Botschaft“ in London geplant

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den  Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union bedauert. „Das ist ein trauriger Tag. Die Briten werden uns in Europa sehr fehlen“, sagte er laut Mitteilung der Bayerischen Staatskanzlei.

Söder betonte, es gelte jetzt, die Beziehungen weiter eng aufrechtzuerhalten. Bayern plane daher bereits eine Repräsentanz in London. Diese „Bayern-Botschaft“ werde noch vor dem Sommer eröffnet, sagte Söder. „Wir bleiben als Europäer verbunden!“ (dpa)
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Julia Hoene
Author Julia Hoene

EU-Institutionen entfernen britische Flaggen

Wegen des Brexits haben die EU-Institutionen britische Flaggen entfernt. Im großen Ratsgebäude in Brüssel holten zwei Mitarbeiter den Union Jack kurz vor dem britischen EU-Austritt in der Nacht zum Samstag ohne großes Zeremoniell aus der Reihe der Fahnen der bisher 28 EU-Länder und trugen sie davon, wie offizielle Bilder zeigten. 
An der britischen Vertretung bei der EU - seit dem Austritt Großbritanniens nun offiziell Botschaft eines Drittstaats - wehte schon am Freitagnachmittag keine EU-Fahne mehr.

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Julia Hoene
Author Julia Hoene

Freude bei Frankreichs Bierbrauern

Frankreichs Bierbrauer feiern den Brexit. Mit dem Austritt Großbritanniens habe Frankreich nun erstmals wieder die meisten Brauereien in der Europäischen Union, erklärte der Verband Brasseurs de France.
Frankreich zähle "fast 2.000" Brauereien, die rund 6000 verschiedene Biersorten herstellten, betonte der Verband. In Großbritannien seien es rund 2.100 gewesen, aber die zählten nun nicht mehr.

Deutschland komme nach dem Brexit mit rund 1500 Brauereien nur auf Platz zwei, betonte der französische Brau-Präsident Maxime Costilhes. Allerdings räumte er ein, dass die Bundesrepublik immer noch mit Abstand "die größten Brauereien mit der höchsten Bierproduktion" in der EU hat. (AFP)
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Julia Hoene
Author Julia Hoene

Roth: Europa musste als "letzter Lumpenhund herhalten"

Europastaatsminister Michael Roth (SPD) erwartet schwierige Verhandlungen mit Großbritannien über ein neues Kooperationsabkommen. Die EU-Standards etwa in der Sozialpolitik und bei Verbraucherfragen dürften "nicht unter Druck geraten", betonte Roth  im Inforadio des RBB. Auch Dumping um die niedrigsten Löhne und Steuern dürfe es nicht geben, sagte Roth weiter.

Roth warnte die Regierung von Großbritanniens Premierminister Johnson vor "Rosinenpickerei". Die verbliebenen 27 EU-Staaten seien "gerade dabei, die EU in der Sozialpolitik zu stärken". Ziel sei die Bekämpfung des Dumpings "um die niedrigsten Löhne", "die niedrigsten sozialen Standards" sowie "die niedrigsten Unternehmenssteuern", sagte Roth dem Sender.

Der SPD-Politiker prangerte auch die britische Europapolitik der vergangenen Jahre an. London habe über Jahrzehnte ein distanziertes Verhältnis zur EU gepflegt. Kaum eine Regierung habe versucht, dem durch eine positive Grundhaltung entgegenzuwirken. In Großbritannien habe Europa mit Blick auf alles, was schiefgehe, als "letzter Lumpenhund herhalten" müssen, kritisierte Roth. (AFP)
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Julia Hoene
Author Julia Hoene

Blauschimmelkäse und Yorkshire-Pudding für Johnson

Premierminister Boris Johnson feierte im kleineren Kreise in seiner Residenz in der Downing Street mit englischem Sekt und einer ausgeprägt britischen Auswahl an Häppchen, darunter Shropshire-Blauschimmelkäse und Yorkshire-Pudding mit Rindfleisch und Meerrettich. 
"Für viele Menschen ist dies ein erstaunlicher Moment der Hoffnung, ein Moment, von dem sie glaubten, dass er nie kommen würde", sagte er in einer Videobotschaft, deren Inhalt in Auszügen bereits zuvor veröffentlicht worden war. Er rief die Briten zur Einheit auf und sagte, dies sei die Gelegenheit zur "echten nationalen Erneuerung". "Wir wollen, dass dies der Beginn einer neuen Ära freundlicher Zusammenarbeit zwischen der EU und einem energiegeladenen Großbritannien wird." (Reuters)
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Julia Hoene
Author Julia Hoene

Lange Party bei den Befürwortern

Bis in die Nacht  hinein haben mehr als  5000 Brexit-Befürworter vor dem Parlament in London den Abschied aus der Staatengemeinschaft gefeiert. Sie stimmten patriotische Lieder an, schwenkten britische Fahnen, ließen Feuerwerksraketen aufsteigen und Champagnerkorken knallen. "Wir sind frei", sagte der 53-jährige Tony Williams. "Das ist ein fantastischer Tag." 

Sichtbare Gegenproteste aus den Reihen der Millionen Briten, die im Juni 2016 beim Brexit-Referendum für einen Verbleib in der EU gestimmt hatten, gab es keine.  (Reuters)
Ausgelassene Stimmung unter den Brexit-Anhängern.
Ausgelassene Stimmung unter den Brexit-Anhängern.   Bild: REUTERS/Henry Nicholls
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Kai Portmann
Author Kai Portmann

Brexit spaltet auch die britische Presse

Die Spaltung der Briten angesichts des nun vollzogenen Brexit hat sich am Samstag auch in den Medienkommentaren widergespiegelt. Die rechtsgerichtete Boulevardzeitung "Daily Express" rief nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs in der Nacht zum Samstag "ein glorreiches neues Britannien" aus. Der Londoner "Standard" prophezeite den Briten hingegen einen "holprigen Weg" aus der EU.

Das Boulevardblatt "Sun", das vor dem Brexit-Referendum im Juni 2016 vehement für den Austritt geworben hatte, feierte den Vollzug mit dem Titel "Muscles without Brussels" (Muskeln ohne Brüssel). Der "Daily Telegraph" kommentierte: "Gut gemacht, britisches Volk - endlich draußen". Der Fernsehsender Sky News ließ hingegen Wehmut erkennen mit der Laufband-Botschaft "Farewell, au revoir, Auf Wiedersehen".

Der mit öffentlichen Geldern finanzierte Sender BBC, der wegen seiner Brexit-Berichterstattung sowohl von Befürwortern als auch Gegnern wiederholt kritisiert worden war, berichtete betont nüchtern: "Brexit: Das Vereinigte Königreich verlässt die Europäische Union", lautete einer der Titel.

Die linksgerichtete Zeitung "The Guardian" verwies auf die anhaltende Spaltung der Briten im Brexit-Streit. "Die gemischten Gefühle am Brexit-Tag zeigen, dass Großbritannien sich noch nicht wohl in seiner Haut fühlt", kommentierte die Zeitung.

Trotz der Appelle von Premierminister Boris Johnson, die Brexit-Wunden in der britischen Gesellschaft zu heilen, seien sich Befürworter und Gegner nur in einer Sache einig: Beide sähen im Brexit-Vollzug "eine epochale Veränderung in der Geschichte dieser Inseln".

Die Zeitung "i" ließ anklingen, dass auch nach dem Brexit noch einiges zu regeln ist. "What next?" (Was kommt als nächstes?), fragte sie auf ihrer Titelseite.

Großbritannien hatte um Mitternacht (MEZ) den Brexit vollzogen. Es trat damit als erstes Mitgliedsland aus der EU aus. Dem Schritt waren das Referendum vor dreieinhalb Jahren und ein langes politisches Gezerre mit mehreren Verschiebungen des Brexit-Termins vorausgegangen. In einer Übergangsphase bis Jahresende sollen nun die künftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien ausgehandelt werden. (AFP)
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Ruth Ciesinger
Author Ruth Ciesinger

Nach dem Brexit ist vor dem nächsten Krach


Der Brexit ist vollzogen, nach jahrelangem Hin- und Her ist das Vereinigte Königreich ausgetreten. Das heißt natürlich nicht, dass jetzt alles wieder etwas entspannter wird. Im Gegenteil, jetzt gehen erstmal die Verhandlungen mit der EU los - und viele können sich auch vorstellen, dass jetzt durch die schottischen Absetzbewegungen das UK selbst auseinander fällt. 
Was auch immer geschieht, wir halten Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden. Und an dieser Stelle schon einmal vielen Dank für Ihr Interesse, das war es für heute mit unserem Blog zum Brexit Day.
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