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Scholz’ engster Vertrauter: Wolfgang Schmidt will in den Bundestag
Seit zwei Jahrzehnten ist Wolfgang Schmidt engster Mitarbeiter von Olaf Scholz. Jetzt will er eigene Wege gehen. Einen Scholz-Bonus gebe es nicht mal in Hamburg, ätzt die FDP.
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Fast ein Vierteljahrhundert arbeitet Wolfgang Schmidt an der Seite von Olaf Scholz. Was hat der heutige Kanzleramtsminister nicht schon alles mit und für Scholz getan! Schmidt, 53, stammt wie Scholz, 65, aus Hamburg. Als SPD-Chef und Kanzler Gerhard Schröder Scholz 2002 zum SPD-Generalsekretär machte, wurde Schmidt dessen Referent im Willy-Brandt-Haus. Wann immer Scholz einen neuen Posten antrat, folgte ihm, auf Schritt und Tritt, Wolfgang Schmidt. Über weite Teile seines Lebens dürfte Scholz mehr Stunden mit Schmidt als mit seiner Ehefrau Britta Ernst verbracht haben.
Umso bemerkenswerter ist nun der Schritt, den Schmidt plant. Er will für die SPD in den Bundestag, strebt also, erstmals seit seinen Juso-Zeiten vor bald 40 Jahren eine eigene politische Karriere an.
Auf einen Scholz-Bonus kann Schmidt nicht einmal mehr in Hamburg so richtig hoffen.
Wolfgang Kubicki (FDP), Bundestagsvizepräsident
Schmidt bewirbt sich um die SPD-Kandidatur im Wahlkreis Hamburg-Eimsbüttel, den 2021 Niels Annen (SPD) verloren und der Grüne Till Steffen gewonnen hatte. Zuerst hatte „t-online“ darüber berichtet. Schmidt also will sich von seinem Alter Ego Scholz freischwimmen – und das, während der Kanzler unbeliebt ist wie nie und die Umfragewerte für die SPD bei rund 14 Prozent wie in Beton gegossen erscheinen.
Gewiss, auch Angela Merkels Kanzleramtschefs Ronald Pofalla, Peter Altmaier und Helge Braun (alle CDU) saßen im Bundestag (Thomas de Maizière zog dort erst später ein).
„Dass die Chefs des Bundeskanzleramtes sich auch um Sitze im Deutschen Bundestag beworben haben, war in den vergangenen Jahrzehnten eher die Regel und keine Besonderheit. Helge Braun zog sogar als hessischer Spitzenkandidat in den Wahlkampf“, sagte Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) dem Tagesspiegel. Deshalb könne Schmidt „selbstverständlich antreten“. Ob es sich lohne, werde sich zeigen. „Auf einen Scholz-Bonus“, sagte Kubicki, „kann er jedenfalls nicht einmal mehr in Hamburg so richtig hoffen.“
Union hält Kandidatur „für das Normalste der Welt“
Aus Sicht von Unions-Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei muss Schmidt selbst entscheiden, ob er während des Wahlkampfes Chef des Bundeskanzleramtes bleibe. Es sei ein politisches Amt „und wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer von Abgeordneten des Bundestages wahrgenommen. Ich halte die Kandidatur von Schmidt daher für das Normalste von der Welt.“
Schmidt könnte auch nach der Bundestagswahl 2025 Kanzleramtschef im Ministerrang bleiben, sollte Scholz eine zweite Amtszeit gelingen. Doch selbst in der SPD mehren sich, hinter vorgehaltener Hand, die Stimmen derer, die einen Wahlsieg von Scholz anzweifeln.
Will Schmidt also auf Nummer Sicher gehen? Die Annahme liegt nahe. Hinzu kommt ein verbreiteter Unmut über Schmidt, der ja für ein reibungsloses Regieren verantwortlich ist, für die Koordination mit den Koalitionspartnern Grüne und FDP. Da hat die Ampel, bekanntermaßen, noch Luft nach oben.
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