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Auch bei der Beleuchtung soll im Deutschen Bundestag gespart werden.

© Paul Zinken/ dpa

Exklusiv

Weniger Heizen und kaltes Wasser: Wie der Bundestag wegen der Energiekrise den Verbrauch drosseln will

Im Plenarsaal soll die Klimatisierung verringert werden und im Winter die Temperatur auf bis zu 20 Grad sinken. Auch bei Licht und Warmwasser wird gespart.

Ob er denn noch Einspartipps für die Bürger habe, wie Robert Habeck, wurde Kanzler Olaf Scholz letztens gefragt. Die hanseatisch knappe Antwort: „Nö.“

Seine Parteifreundin Bärbel Bas ist da mal etwas tiefer in die Materie gestiegen, die Bundestagspräsidentin will, dass die Volksvertretung Vorreiter wird, wenn es darum geht, wegzukommen von der Abhängigkeit von russischem Gas.

Das sieht ein Konzept mit dem Titel „Einsparung von Energie beim Gebäudebetrieb des Deutschen Bundestages“ vor, das dem Tagesspiegel vorliegt und nun im Ältestenrat beraten wird.

Und die Maßnahmen, die beschlossen werden sollen, sind sehr konkret. „Generelle Absenkung der Raumtemperatur im Heizbetrieb um 2 Grad von 22° C auf 20° C“, wird für tausende Büroräume mit Blick auf den Herbst und Winter verfügt.

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Im jetzt schon sehr heißen Sommer sollen die Räume zudem nicht mehr so stark heruntergekühlt werden. „Generelle Anhebung der Raumtemperatur in klimatisierten Büroräumen im Kühlbetrieb um 2 Grad (…) auf 26 bis 28° C.“ Die Anpassung der Raumtemperatur werde zentral „durch Änderung der Kennlinien für Heizung und Kühlung (…) vorgenommen“. 

Jedes Grad Celsius spart fünf Prozent Energie

Auch für den Plenarsaal, die Fraktions- und Ausschusssäle soll die Raumtemperatur im Heizbetrieb um 2 Grad auf 20° Celsius sinken, bei der Klimatisierung sollen es nun zwei Grad mehr sein, maximal 24 bis 26 Grad. Die Verwaltung argumentiert, dass die Änderung der Raumtemperatur um ein Grad - beim Heizen oder mit weniger Kühlen - bereits 5 Prozent der Energie einspare. Klimaschützer fordern seit Jahren ein verstärktes Energiesparen, um von fossiler Energie loszukommen, durch die Lieferdrosselungen und einen möglichen Stopp der Gaspipeline Nord Stream 1 gewinnt das Thema nun erzwungenermaßen an Fahrt.

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Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sieht den Bundestag als Vorreiter.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sieht den Bundestag als Vorreiter.

© imago images/Political-Moments

Kaltes statt warmes Wasser in den Abgeordnetenbüros und weniger Beleuchtung

Als weitere Maßnahme soll es an den Waschtischen in den Büros nur noch kaltes Wasser geben. „Dafür werden die Durchlauferhitzer an den Waschtischen abgeschaltet“, heißt es in der Vorlage. Das betrifft insgesamt 1800 Durchlauferhitzer.

Ferner werden alle Abgeordneten und Mitarbeiter aufgefordert, auch selbst mehr Energie einzusparen. Für alle Mitarbeiter soll zudem eine Hotline mit umfassender Energieberatung eingerichtet werden. 

Zudem soll die Beleuchtung im Innern der Gebäude, sofern zentral steuerbar, „unter Berücksichtigung der einschlägigen arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen und der Sicherheitsbelange“, vor allem in Hallen und Sälen reduziert werden. Vor dem Hintergrund der aktuellen energiepolitischen Lage leiste der Deutsche Bundestag durch Einsparungen beim Gebäudebetrieb „einen signifikanten Beitrag zum Energiesparen“, wird in der Vorlage betont.

Union: Bundesregierung muss sich daran ein Beispiel nehmen

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion, Patrick Schnieder (CDU), sagte dem Tagesspiegel: „Wir brauchen ein umfassendes Programm für Einsparungen, gerade auch im

Gebäudebereich. Der Bundestag muss hier mit gutem Beispiel vorangehen.“ Daher begrüße die Union das Einsparkonzept. „Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie diesem Beispiel ebenfalls folgt und zügig ein eigenes Konzept für alle Bundesliegenschaften vorlegt."

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Auch bei der Beleuchtung in den Bundestags-Büros soll gespart werden.
Auch bei der Beleuchtung in den Bundestags-Büros soll gespart werden.

© imago/photothek

Bundestag setzt schon länger auf innovative Konzepte wie Kältespeicher

Die Bundesregierung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) sucht derzeit händeringend nach Wegen, um als Konsequenz aus dem russischen Krieg in der Ukraine schneller von fossiler Energie wegzukommen, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat dafür Energieeinsparkonzepte erarbeiten lassen - und auch er selbst will sein Verhalten etwa beim Duschen ändern.

Im Bundestag sieht man sich in dem Kontext auch in der Tradition der bisherigen Versuche, energiesparend zu wirtschaften. Schon beim Umbau des Reichstages vor dem Umzug 1999 nach Berlin wurde ein Konzept umgesetzt, das weitgehend auf regenerative Primärenergie setzt. Zudem sei ohnehin nur ein kleiner Teil der Sitzungsräume im Bundestag und der Plenarsaal mit einer Klimatisierung ausgestattet.

Im Jakob-Kaiser-Haus, dem Paul-Löbe-Haus und dem Marie-Elisabeth-Lüders Haus werde die Temperatur mit einer sogenannten Betonkerntemperierung zentral geregelt, betont die Verwaltung. Dazu werde im Winter Wasser aus Grundwasserbrunnen nördlich des Reichstagsgebäudes über Wärmetauscher in den Parlamentsbauten abgekühlt und in vor dem Reichstagsgebäude liegende Brunnen in einer Tiefe von etwa 60 Metern wieder eingespeichert, ein sogenannter Kältespeicher.

Das im Winter eingespeicherte kalte Wasser kühle über Röhren in den Bürodecken die Gebäude energieeffizient herunter. Dadurch sei heute schon das Effizienzniveau beim Energiesparen schon ziemlich hoch:

Denn jetzt schon werden laut Bundestag etwa 50 Prozent der im Sommer für die Klimatisierung benötigten Kühlung durch das im Winter in unterirdischen Speichern eingelagerte kalte Wasser erzielt.

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