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Rund 300 Menschen demonstrierten auf dem Alten Markt für Solidarität mit Israel.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Jahrestag des Terrorangriffs auf Israel: Rund 300 Menschen bei Kundgebung in Potsdam

Rund 300 Menschen haben am Montag auf dem Alten Markt an die Opfer des Terrorangriffs der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 erinnert. Es wurde vor wachsendem Antisemitismus gewarnt.

Stand:

Israelische Fahnen wehten auf dem Alten Markt, einige Menschen hielten Fotos der von den Hamas-Terroristen verschleppten Geiseln hoch, über einem der Lautsprecher war ein Transparent des „Nova“-Festivals gespannt, einem der Orte, den Terroristen am 7. Oktober 2023 überfallen und wo sie hunderte Feiernde ermordet haben: Am Montag erinnerten in Potsdam rund 300 Menschen bei einer Kundgebung an den Jahrestag des Terrorangriffs, gedachten mit einer Schweigeminute den Opfern und Verschleppten und demonstrierten ihre Solidarität mit Israel.

Aufgerufen hatte ein Bündnis unter anderem mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Brandenburg (DIG) und der Koordinierungsstelle Tolerantes Brandenburg. Zu den Teilnehmenden zählten neben Landtagsabgeordneten und Stadtverordneten auch Vertreter der jüdischen Gemeinden, aus Potsdams Kirchen sowie Kulturministerin Manja Schüle (SPD). Vertreter der Stadt waren nicht dabei, wie eine Stadtsprecherin bestätigte. Bürgermeister Burkhard Exner (SPD), der als einziger aus der Stadtspitze in Potsdam im Dienst war, habe „aus organisatorischen Gründen“ nicht teilnehmen können.

Der Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 sei mit rund 1200 Todesopfern das größte Massaker an Jüdinnen und Juden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, machte Anan Zen, der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Israelischen Botschaft in Berlin, klar: „Diesen Tag werden wir Israelis nie vergessen und wir auch hoffen, dass auch die Welt ihn nie vergisst.“ Er sprach in Bezug auf die Ermordungen, Vergewaltigungen und Verschleppung durch die Hamas von „Taten von Ungeheuern“. 101 Geiseln seien immer noch in der Gewalt der Terroristen.

Kulturministerin Manja Schüle (SPD) war unter den Teilnehmern.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Seit dem 8. Oktober sei das Land zudem täglich dem Raketenbeschuss durch die Hisbollah ausgesetzt. Die Dauerangriffe hätten dazu geführt, dass rund 80.000 Israelis Flüchtlinge im eigenen Land sind. „Das kann sich kein Staat auf Dauer gefallen lassen“, sagte er.

Warnung vor wachsendem Antisemitismus in Deutschland

Mehrere Redner warnten mit Blick auf den mittlerweile ausgebrochenen Mehrfrontenkrieg mit der Hamas im Gaza-Streifen und der vom Iran unterstützten Hisbollah-Terrormiliz im Libanon vor einer Täter-Opfer-Umkehr. Man dürfe Israel als „Staat, der um die Sicherheit seiner Bürger kämpft“, nicht mit Terroristen gleichsetzen, sagte etwa Josias Terschüren von der Initiative Christen an der Seite Israels.

Am Lautsprecher vor der Bühne hing ein Transparent des „Nova“-Festivals in Israel, das am 7. Oktober 2023 zu den von den Terroristen überfallenen Orten zählte.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Ud Joffe von der Potsdamer Synagogengemeinde kritisierte eine „Verwässerung der Begriffe“, was Menschen auch in seinem Umfeld verunsichere. Wenn Israel zum Beispiel ein „Genozid“, also Völkermord, vorgeworfen werde, dann sei das eine Relativierung des Genozids am jüdischen Volk.

Zen beklagte den zunehmenden Judenhass in Deutschland und verwies auf entsprechende Vorfälle an Gedenkstätten, Angriffe auf Juden und propalästinensische Demonstrationen: „Der Massenmord an Israelis wird auf offener Straße gefeiert“, sagte Zen: „Das muss ein Ende haben.“ Auch Brandenburgs Antisemitismusbeauftragter Andreas Büttner kritisierte Demonstrationen, auf denen Fahnen der Hamas und der Hisbollah geschwenkt werden, scharf. Sie stünden für „Antisemitismus und die Verherrlichung von Terror“, so Büttner.

Die Studentin Lara Jüngling vom Jungen Forum Potsdam der DIG berichtete spürbar bewegt, wie sehr sie die Ereignisse mitnehmen. Sie pflege seit ihrem ersten Besuch in Israel vor zehn Jahren enge Freundschaften in das Land, sagte die 25-Jährige. Sie versuche auch jetzt, ihren Freunden, die Angehörige verloren hätten oder in der Armee kämpften, emotional beizustehen, fühle sich aber auch hilflos. „Ich hoffe sehr, dass wir bald einen Zeitpunkt erreichen, an dem wir zur Ruhe kommen können und es möglich ist, wirklich zu trauern und das Trauma des letzten Jahres angemessen verarbeiten zu können.“

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