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Landeshauptstadt: Mehr Qualität in die Kitas
Bundesministerin Schwesig besuchte Potsdam. Träger fordern Änderung des Kita-Gesetzes
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Ein Musikzimmer, eine Kinderküche, ein Theaterraum und sogar eine Sauna – die Babelsberger Kita „Sonnenkinder“ der Arbeiterwohlfahrt Potsdam (AWO) ist eine Vorzeige-Einrichtung. Davon konnte sich Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) am Montag überzeugen, als sie die Kita zum Start ihrer Sommertour durch fünf Bundesländer besuchte.
Doch nicht jede Potsdamer Kita ist so gut ausgestattet, und vor allem können viele nicht den gesetzlichen Betreuungsschlüssel umsetzen, laut dem eine Erzieherin für sechs unter Dreijährige verantwortlich sein soll. Bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren liegt das Verhältnis bei 1:12. Laut einer kürzlichen Studie der Bertelsmann-Stiftung kommen in Potsdam auf eine Erzieherin real jedoch 7,2 unter Dreijährige, bei den über Dreijährigen sind es 12,5. „Brandenburg gehört da zu den Schlusslichtern und muss etwas tun“, sagte Angela Basekow, Geschäftsführerin der AWO, die in Potsdam Träger von 24 Kitas ist.
Eine Lösung für dieses Problem hatte Schwesig nicht im Gepäck, aber immerhin eine gute Nachricht: „Wir werden am Mittwoch im Bundeskabinett Kita-Mittel für dieser Legislaturperiode um 550 Millionen Euro aufstocken, Brandenburg erhält davon knapp 16 Millionen.“ Was sich viele aber von Schwesig gewünscht hätten, wäre die Festlegung landesübergreifender Normen für die Kita-Qualität, wie sie die Ministerin ursprünglich geplant hatte. Das sei jedoch am Widerstand vom Koalitionspartner CDU und den Ländern gescheitert, so Schwesig. Im November werde es aber eine Bund-Länder-Konferenz zu dem Thema geben. „Es gab zwar bislang immer Debatten über Qualitätsstandards in einzelnen Ländern, aber noch nie auf Bundesebene“, so Schwesig.
Angela Basekow war das nicht konkret genug, sie überreichte Schwesig einen Forderungskatalog der AWO Potsdam, in der die Verbesserung der personellen und räumlichen Ausstattung sowie die Überarbeitung des derzeitigen Kita-Gesetzes gefordert werden. Letzteren Punkt betont auch Dagmar Kürschner, Geschäftsführerin der Fröbel Brandenburg gGmbH, die in Potsdam neun Kitas und Horte betreibt: „Das Problem ist, dass der Personalschlüssel für Kitas in Brandenburg erheblich von einem kindgerechten Betreuungsverhältnis abweicht, eine Erzieherin ist für doppelt so viele Dreijährige zuständig wie etwa in Bremen.“
Auch Robert Busch vom Landessportbund, dem Träger von sechs Potsdamer Kitas, findet, dass der Betreuungsschlüssel an der Realität vorbeigeht: „Der Schlüssel ist illusorisch, denn Dinge wie Urlaub, Krankheit und Fortbildung der Mitarbeiter sind gar nicht eingerechnet.“ Er sieht das Land in der Pflicht, für einen Personalschlüssel von eins zu fünf beziehungsweise von eins zu zehn bei Kindern ab drei Jahren zu sorgen.
Ministerpräsident Dietmar Woidke, der mit Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (beide SPD) am Besuch Schwesigs teilnahm, versprach, den Betreuungsschlüssel für unter Dreijährige zu verbessern. „Außerdem wollen wir im Land 1 000 neue Erzieher zusätzlich einstellen.“ Woidke betonte, dass Brandenburgs Kita-Versorgung sehr gut sei, räumte aber ein: „Wir haben 20 Jahre lang die Quantität erhalten – jetzt ist die Qualität dran.“
In Potsdam mit seinen 48 freien Trägern und rund 16 000 Kita-Plätzen scheint die Versorgungsquote gewahrt: „Wir rechnen mit Beginn des Kita-Jahres am 1. September mit circa 300 Plätzen Reserve“, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. An einzelnen Standorten könne es dennoch knapp werden. Robert Busch findet, dass auch die Stadt mehr für die Qualität der Kitas tun könnte: „Für 20 bis 25 Mitarbeiter ist derzeit nur eine halbe Stelle vorgesehen – daraus sollte Potsdam volle Stellen machen.“ Angela Basekow zog gestern ein gemischtes Fazit: „Über die inhaltlichen Verbesserungen, die in Zukunft vielleicht kommen, kann man jetzt noch nichts sagen“, so die AWO-Geschäftsführerin. „Aber es ist gut, dass das Thema endlich breit diskutiert wird.“
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