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Bitteres Pokal-Aus gegen den 1. FC Köln: Das Schicksal spielt ein böses Spiel mit Hertha BSC
Die Berliner wehren sich mit aller Macht gegen die Niederlage, werden für ihre Mühen allerdings nicht belohnt. In letzter Sekunde kassieren sie das 1:2 gegen die Kölner.
Stand:
Das Schicksal spielte ein böses Spiel mit Hertha BSC. Es lockte Hertha offenbar bewusst auf eine falsche Fährte – nur um dann umso härter zuzuschlagen.
Mehr als 90 Minuten – inklusive Nachspielzeit – wehrte sich der Berliner Fußball-Zweitligist nun schon in Unterzahl gegen die Niederlage und damit das Aus im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den 1. FC Köln. Er tat das nicht nur mit bewundernswertem Eifer, sondern auch mit einigem Geschick. Zwei Bälle waren bis in die zweite Hälfte der Verlängerung auf das Tor von Tjark Ernst gekommen, beide von eigenen Mitspielern. Viele Gelegenheiten, sich auszuzeichnen, hatte Herthas Torhüter bis dahin nicht gehabt.
Das änderte sich in den letzten zehn Minuten des Spiels. In der 112. Minute flog ein etwas krummer Schuss des eingewechselten Damion Downs auf den Winkel des Berliner Tores zu. Tjark Ernst erhob sich in die Lüfte und lenkte den Ball zur Ecke.
In der 117. Minute versuchte es Dejan Ljubicic mit einem Flachschuss, der wohl präzise neben dem Pfosten im Tor gelandet wäre. Ernst streckte sich und brachte seine Hand an den Ball. So wie auch eine Minute später, als er einen Kopfball des Kölner Verteidigers Timo Hübers abwehrte.
So auszuscheiden ist bitter. Den Jungs kann man nichts vorwerfen.
Herthas Trainer Cristian Fiél
Im Angesicht des bevorstehenden Elfmeterschießens, auf das sich die Partie beim Stand von 1:1 scheinbar unabwendbar zubewegte, mussten Ernsts Glanztaten für die Kölner wie eine Drohung und ein Menetekel wirken: Wie sollen wir diesen Teufelskerl denn überhaupt bezwingen?
Am Ende aber sah sich Tjark Ernst, der in den vergangenen Wochen nicht immer den sichersten Eindruck hinterlassen hatte, nicht fünf (oder mehr) Kölner Schützen gegenüber. Am Ende trat nur Dejan Ljubicic gegen ihn an – weil Gustav Christensen in letzter Minute der Verlängerung die Beine des Kölners Florian Kainz getroffen hatte und nicht den Ball. Ljubicic schritt zum Elfmeter, verwandelte zum 2:1 und beendete damit Herthas Traum vom Pokalfinale im heimischen Stadion.

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„So auszuscheiden ist bitter“, sagte Herthas Trainer Cristian Fiél nach der schmerzhaften Niederlage. „Den Jungs kann man nichts vorwerfen.“ Tatsächlich hatte Hertha den Kölnern einen epischen Kampf geliefert, der bei älteren Fans Erinnerungen an das Uefa-Cup-Spiel beim FC Fulham im Dezember 2002 weckte. Damals erreichten die Berliner durch ein 0:0 an der Loftus Road in London das Achtelfinale im Europapokal.
Vor 22 Jahren war Torhüter Gabor Kiraly der Fels in der Brandung, an dem die Angriffe der Engländer immer wieder zerschellten. In Köln war – abgesehen von Tjark Ernsts Glanztaten kurz vor Schluss – vor allem Toni Leistner diese Rolle zugedacht. Der alte Mann aus der Viererkette warf sich in jeden Schuss der Kölner.
Als deren Trainer Gerhard Struber nach dem Spiel bekannte, dass es für seine Mannschaft „ein echt fettes Brett zu bohren“ gewesen sei, da könnte er vor allem Leistner im Kopf gehabt haben, den eifrigsten unter all den Berliner Zimmermännern.
Zeefuik gab sich angemessen zerknirscht
Angesprochen auf dessen Leistung sagte Struber, dass er natürlich vor allem auf sein eigenes Team fokussiert sei, „aber dieser Leistner ist mir heute auch ins Auge gestochen, weil er extrem viel wegverteidigt hat in letzter Linie“. In Zukunft jedenfalls wolle er diesen Leistner nicht mehr gegen sich und seine Mannschaft sehen: „Der war zu gut.“
Dass es trotz allem nicht reichte, hatte mit vielen Widrigkeiten zu tun, denen Hertha sich am Mittwochabend in Köln ausgesetzt sah. Linksverteidiger Deyovaisio Zeefuik, aus guten Gründen eigentlich ein Liebling der Fans, leistete sich Mitte der ersten Hälfte eine unverzeihliche Dummheit, die seine Mannschaft am Ende teuer zu stehen kam. Zeefuik verpasste dem Kölner Verteidiger Hübers eine leichte Kopfnuss und sah dafür die Rote Karte.
Vieles lief gegen Hertha
„Es ist ganz klar, dass er einen unfassbaren Fehler gemacht hat“, sagte Trainer Fiél. Zeefuik gab sich auf seinem Instagram-Account angemessen zerknirscht. „Ich möchte mich bei der Mannschaft und allen Fans von Hertha BSC dafür entschuldigen, dass ich sie im Stich gelassen habe“, schrieb er.
Doch damit nicht genug: Wenige Minuten nach dem Platzverweis musste Mittelfeldspieler Kevin Sessa mit einer Oberschenkelverletzung vom Feld. Und gleich darauf lenkte Herthas Mittelstürmer Florian Niederlechner den Ball nach einer Ecke mit dem Knie zum 1:1 ins eigene Tor, nachdem Hertha durch einen von Ibrahim Maza verwandelten Foulelfmeter in Führung gegangen war.
Die Kölner hatten vor allem in der ersten Hälfte der regulären Spielzeit und in der zweiten der Verlängerung einige gute Chancen, aber Hertha verteidigte das Unentschieden fast bis zum Schluss. Aber eben nur fast.
„Bitterer geht es nicht“, sagte Fabian Reese, der nach seiner langen Verletzungspause zum zweiten Mal wieder zum Einsatz gekommen war. „Jetzt gerade ist alles blöd. Aber grundsätzlich bin ich sehr stolz auf das Team. Die Art und Weise, wie wir unser Herz auf dem Platz gelassen haben, ist beeindruckend. Das sollten wir mitnehmen.“
Mit dem Herz und der Leidenschaft von Köln sollte für Hertha auch im Ligaalltag mehr möglich sein, als es bisher der Fall war. Für das anstehende Auswärtsspiel am Samstag bei der Spielvereinigung Greuther Fürth aber wird sich nach der Anstrengung vom Mittwoch vor allem die Frage stellen, ob der Körper schon wieder bereit dazu ist.
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