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Polen, Dänemark und Schweden: EM-Gruppe der deutschen Fußballerinnen birgt Stolperpotenzial
Auf den ersten Blick ist die EM-Gruppe Deutschlands eine der leichteren. Trotz Favoritenrolle mahnt Bundestrainer Christian Wück zu Recht zur Vorsicht vor den ambitionierten Gegnerinnen.
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Als die Zeremonie in Lausanne am Montagabend zu Ende ging, lautete der Tenor bei der deutschen Delegation: herausfordernde, aber machbare Konstellation. Die Auslosung der Gruppen für die Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz, die vom 2. bis 27. Juli ausgetragen wird, ergab für das deutsche Team Polen, Dänemark und Schweden. „Jeder, der sich für die Europameisterschaft qualifiziert, wird ein herausfordernder Gegner sein“, sagte Bundestrainer Christian Wück. „Es hätte schlimmer kommen können, aber wir müssen höllisch aufpassen.“
Auch Sportdirektorin Nia Künzer blickte mit Respekt auf die gegnerischen Nationen. „Sicherlich eine starke Gruppe mit Dänemark, Schweden als ganz erfolgreicher Frauenfußballnation und Polen, die wir in der EM-Quali oder Nations League auch hatten und die es uns ein bisschen schwer gemacht haben“, so die 44-Jährige.
Die Rekord-Europameisterinnen aus Deutschland, die vor der Auslosung bereits als Kopf von Gruppe C feststanden, starten am 4. Juli in St. Gallen gegen Polen (21 Uhr) ins Turnier. Danach geht es am 8. Juli in Basel gegen Dänemark (18 Uhr) weiter und zum Vorrundenfinale am 12. Juli in Zürich gegen den WM-Dritten aus Schweden (21 Uhr). Damit gehen die Olympia-Dritten dem Titelverteidiger England zumindest in der Vorrunde aus dem Weg.
Was auf den ersten Blick nach einem leichten Weg ins Viertelfinale aussieht, stellt sich bei näherer Betrachtung deutlich verzwickter dar. Der vermeintlich einfachste Gegner ist Polen. Das Team von Trainerin Nina Patalon hat sich zum ersten Mal für ein großes Turnier qualifiziert und schaltete dafür in der zweiten Runde der Play-offs das mit vielen Bundesligaspielerinnen gespickte Österreich aus.
In der Hauptrunde der EM-Qualifikation war gegen Deutschland mit zwei deutlichen Niederlagen nichts zu holen und dennoch haben Kapitänin Ewa Pajor und ihre Kolleginnen gezeigt, dass sie in entscheidenden Situationen zur Stelle sind. Eine Stärke, die vor allem bei einem Turnier wichtig ist.
Die schwerste Aufgabe dürfte Schweden sein
Als Zweites trifft das DFB-Team um Kapitänin Giulia Gwinn auf Dänemark und damit auf alte Bekannte. Bereits bei der EM 2022 in England waren die Däninnen Gruppengegner und auch in der Nations League kam es zum Aufeinandertreffen. Während das deutsche Team in England mit einem fulminanten 4:0-Sieg den Grundstein für ein herausragendes Turnier legte, waren die Auftritte in der Nations League eher durchwachsen. Das Hinspiel verlor die Nationalelf in Viborg mit 0:2, im Rückspiel gelang dann ein 3:0-Sieg. In diesem Jahr sind die Däninnen, die von Bayern-Spielerin Pernille Harder angeführt werden, aber zunehmend gereift und haben mehrmals gezeigt, dass der Abstand zu den Top-Nationen nicht mehr ganz so groß ist.

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Zum Abschluss der Vorrunde wartet mit Schweden dann die wohl schwerste Aufgabe. Die Auswahl von Trainer Peter Gerhardsson hat als einzige europäische Nation an allen Welt- und Europameisterschaften sowie allen olympischen Fußballturnieren bis auf die jüngsten Spiele in Frankreich teilgenommen. Es konnte bislang allerdings nur einen Titel holen: 1984 krönte man sich zu den ersten Europameisterinnen und gewann bei den europäischen Turnieren danach drei weitere Male Silber.
Mit unserem Potenzial haben wir natürlich den Anspruch, uns in dieser Gruppe durchzusetzen und ins Viertelfinale einzuziehen.
Nia Künzer, DFB-Sportdirektorin
Hinzu kommen zwei Silbermedaillen bei Olympia 2016 und 2020 sowie die WM-Finalteilnahme 2003. Das Endspiel entschied Deutschland durch ein Golden Goal für sich. Nach der WM 2023, bei der Schweden wie im Jahr 2019 Dritter wurde, konnte das Team nicht mehr ganz so sehr überzeugen. Das Turnier galt als letzte Möglichkeit, sich mit dem starken, aber mittlerweile im Durchschnitt deutlich älteren Kader einen Titel zu sichern. Entsprechend groß war die Ernüchterung nach der Halbfinal-Niederlage gegen Spanien.
Dennoch darf das schwedische Team bei der EM in der Schweiz nicht unterschätzt werden. In einer Qualifikationsgruppe mit Frankreich, England und Irland hat es zwar nur Platz drei belegt, demonstrierte in den anschließenden Play-offs dann aber seine große Qualität.
Insgesamt hat Deutschland also eine Gruppe mit Stolpergefahr erwischt. Doch angesichts der Konstellation in Gruppe D mit Frankreich, England, Wales und den Niederlanden hätte es das Team von Christian Wück durchaus härter treffen können. Dennoch lässt sich die Favoritenrolle Deutschlands nicht bestreiten. „Mit unserem Potenzial haben wir natürlich den Anspruch, uns in dieser Gruppe durchzusetzen und ins Viertelfinale einzuziehen“, sagt Sportdirektorin Künzer.
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