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Saisonvorschau Fußball-Bundesliga (3): Endlich wieder Spannung an der Tabellenspitze
Schlägt der FC Bayern zurück oder gelingt den Leverkusenern die Titelverteidigung? Und was ist mit Dortmund und Leipzig? Kann Stuttgart wieder überraschen und wie stark ist Frankfurt?
Stand:
Am 23. August beginnt die neue Saison in der Fußball-Bundesliga. Erstmals seit über einem Jahrzehnt bestreitet der FC Bayern diesmal nicht das Eröffnungsspiel, diese Ehre gebührt Meister Bayer Leverkusen.
In diesem Jahr könnte der Titelkampf womöglich etwas spannender werden und am letzten Spieltag nicht nur der Abstiegskampf im Fokus stehen.
Wir blicken in drei Teilen auf die 18 Erstligaklubs und arbeiten uns dabei von unten nach oben. Weiter geht es in Teil 3 mit den Teams, die im letzten Jahr ganz oben mitgespielt haben.
Eintracht Frankfurt
Die Lage: Bleibt unklar. Trotz eines ordentlichen sechsten Platzes in der letzten Saison stand Trainer Dino Toppmöller bei den Eintracht-Fans in der Kritik. Das lag vor allem daran, dass der für Frankfurt sonst so übliche Kampfgeist von vielen vermisst wurde. Die erhoffte spielerische Entwicklung blitzte ebenfalls nur vereinzelt auf. Im Falle eines wenig überzeugenden Saisonstarts könnte dementsprechend relativ schnell Unruhe in Frankfurt Einzug halten.
Das Ziel: Endlich wieder ansehnlicher Fußball. Tabellarisch wird die Eintracht wieder um Europa mitspielen wollen, auch wenn die Top vier mit Leverkusen, Bayern, Leipzig und Dortmund enteilt zu sein scheint. Ein großer Fokus dürfte bei den Hessen zudem auf den Pokalwettbewerben liegen. In der Europa-League ist das Erreichen der K.o.-Phase das Minimalziel und auch im DFB-Pokal soll es diese Saison über das Achtelfinale hinausgehen.
Der Kader: Mit Makoto Hasebe und Sebastian Rode haben zwei absolute Führungsspieler und Identifikationsfiguren den Verein verlassen. Spannend wird, wie es die Eintracht schafft, diese Lücken zu füllen. Mit Can Uzun kam aus Nürnberg ein großes Talent, das aber erst einmal an die Bundesliga herangeführt werden muss. Zudem soll Robin Koch, der nach abgelaufener Leihe fest verpflichtet wurde, die Defensive stabilisieren.

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Der Star: Schon in der letzten Spielzeit deutete er sein großes Potenzial an, nun glänzte er im DFB-Pokal in Braunschweig bereits mit zwei Treffern. Die Hoffnungen sind groß, dass Hugo Ekitike jetzt regelmäßig für die Eintracht trifft. Für rund 16 Millionen von Paris Saint-Germain gekommen, hat der Stürmer schließlich alles, was es für einen absoluten Top-Spieler braucht.
Die Form: Die Vorbereitung liest sich bei sechs Siegen in sieben Spielen ergebnistechnisch gut. Mit der TSV Heusenstamm oder dem FSV Frankfurt waren allerdings auch durchaus Gegner von schwächerem Kaliber dabei. Den letzten Test gegen Valencia verlor die Eintracht dann knapp mit 2:3. Im Pokal gegen Braunschweig reichte zuletzt eine stärkere zweite Hälfte, um souverän in die nächste Runde einzuziehen. Mit Dortmund wartet am ersten Spieltag direkt der erste richtige Härtetest.
Borussia Dortmund
Die Lage: Ist durchaus vielversprechend. Nachdem Dortmund in der letzten Saison mit dem Meisterschaftskampf nichts zu tun hatte, sorgt Nuri Sahin als neuer und vor allem junger Trainer für frischen Wind. Zum Problem werden könnte die Situation rund um den Kapitän Emre Can. Ähnlich wie vor der EM beim deutschen Nationalteam sind die Fans nicht sehr angetan von der Leistung ihres Anführers, fordern bereits einen Bankplatz. Der Umgang mit ihm entwickelt sich für Sahin zur ersten Feuerprobe.
Das Ziel: Alle Jahre wieder gibt es bei den Dortmundern vor dem Saisonstart die Debatte um das Saisonziel. Während Leverkusen in der letzten Saison eindrucksvoll gezeigt hat, wie die Meister-Dominanz der Bayern gebrochen werden kann, vermeidet Dortmund auch dieses Jahr eine klare Zielsetzung. Die Champions-League-Plätze bleiben aber definitiv das Minimalziel.
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Der Kader: Der Champions-League-Finalist von 2024 hat auf dem Transfermarkt ordentlich zugeschlagen, verpflichtete mit Waldemar Anton, Pascal Groß, Serhou Guirassy, Yan Couto und Maximilian Beier gleich fünf gestandene Profis. Auf der Abgangsseite stehen mit Marco Reus und Mats Hummels wiederum zwei BVB-Legenden, die aber auch nicht mehr zu den Jüngsten im Team gehörten. Obwohl mit Niclas Füllkrug der Top-Torjäger des BVB nach England in die Premier League wechselte, ist der Kader im Vergleich zur letzten Saison noch einmal besser geworden.
Der Star: Bei seinem Pflichtspieldebüt für den BVB holte Pascal Groß direkt eine „Man-of-the-Match“-Auszeichnung. Die Erwartungen an den Mittelfeldspieler, der für knapp sieben Millionen Euro aus Brighton kam, sind groß. Die Fans freuten sich vor allem über einen bereits erfahreneren Spieler. Ist die Borussia sonst bekannt für junge Talente, wurde mit Groß ein fertiger Spieler verpflichtet, der auch auf internationaler Ebene seine Klasse schon bewiesen hat.

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Die Form: Die Vorbereitung lief durchwachsen. Neben Siegen gegen Cerezo Osaka aus Japan oder Aston Villa stehen auch Remis gegen Aue und Villarreal zu Buche. Das Pokal-Spiel gegen den Regionalligisten Phönix Lübeck konnte mit 4:1 letztlich souverän gewonnen werden. Mit drei Aluminium-Treffern des Gegners bleiben aber auch in diesem Spiel noch ein paar Fragezeichen hinter der Stabilität des BVB.
RB Leipzig
Die Lage: Ist konstant. Im Gegensatz zu den letzten Sommerpausen konnte RB seinen Kader nahezu komplett zusammenhalten. Trainer Marco Rose kann nun auf eine sonst nie so dagewesene Konstanz sowie eine Offensive mit internationaler Klasse setzen.
Das Ziel: Lautet vermutlich wie jedes Jahr erst einmal die Champions League. Während der Transferphase zeigte RB mal wieder, dass es finanziell weiter bei den Großen mitmischen kann und will. Genau aus diesem Grund wird sich Leipzig allerdings auch gefallen lassen müssen, sportlich an Trophäen gemessen zu werden. Ein Fokus könnte auf dem DFB-Pokal liegen, den der Klub 2023 und 2022 schonmal gewann.
Der Kader: Ist, wie erwähnt, fast gleichgeblieben. Bis auf Dani Olmo, konnte Leipzig alle seine Schlüsselspieler halten. Auch wenn der Abgang des Spaniers schmerzt, wurde mit dem 19-jährigen Antonio Nusa schon das nächste vielversprechende Talent gefunden. Ein Coup gelang RB außerdem mit der erneuten Leihe von Xavi Simons. Im Kampf um den Mittelfeldspieler setzte man sich unter anderem gegen den FC Bayern durch.

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Der Star: Bleibt auch in der kommenden Saison der eben angesprochene Niederländer. Letzte Saison wurde Xavi bester Assist-Geber der Liga, im Zusammenspiel mit Lois Openda, immerhin drittbester Torschütze der vergangenen Saison, und Stürmer Benjamin Sesko zauberte er regelmäßig in der Offensive. Mit Neuzugang Nusa könnte das Trio dabei um einen weiteren Ballkünstler ergänzt werden.
Die Form: Wird sich noch herausstellen. In der Vorbereitung war mit zwei Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage alles dabei. Im Pokal bei Rot-Weiß Essen zog RB nach frühem Rückstand doch noch problemlos in die nächste Runde ein. Mit Bochum steht zum Auftakt eine vermeintliche Pflichtaufgabe an, am zweiten Spieltag wartet Leverkusen dann allerdings als erste echte Standortbestimmung.
FC Bayern München
Die Lage: Ist alles andere als Bayern-like. Nach der ersten titellosen Saison seit 2012 will der FCB unbedingt wieder allen zeigen, wer die nationale Nummer eins ist. Der sonst für Stabilität und Konstanz stehende Verein entwickelte sich zuletzt wieder mehr und mehr in Richtung FC Hollywood. Auf den, nach endlos langer Suche gefundenen, neuen Trainer Vincent Kompany, wartet daher keine einfache Aufgabe.
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Das Ziel: Trotz oder gerade wegen der schwachen letzten Saison sind die Ziele beim FC Bayern wie immer riesig. Dem eigenen Anspruch nach müssten die Münchener eigentlich mindestens alle nationalen Titel gewinnen. Besonderes Augenmerk gilt zudem der Champions League. Das Endspiel steigt im kommenden Jahr nämlich in der Münchener Arena.
Der Kader: Hat sich in der Sommerpause in Teilen verändert und scheint trotzdem noch nicht fertig zu sein. Königstransfer ist der französische Offensivspieler Michael Olise, der bevorzugt über den rechten Flügel kommt. Weitere Neuzugänge verbuchte Bayern mit Hiroki Ito und Joao Palhinha, der die vom ehemaligen Trainer Tuchel so oft gewünschte „holding six“ werden soll. Für Aufsehen sorgte zudem der Abgang von Innenverteidiger Matthijs de Ligt. Eine von Fans gestartete Petition, die sich gegen einen Verkauf des 25-Jährigen richtete, hatte, trotz rund 70.000 Unterschriften, keinen Erfolg. Fertig ist der Kader der Bayern aber immer noch nicht. Besonders in Fokus steht dabei Leon Goretzka. Über den Mittelfeldmann, der im ersten Pokalspiel ganz im Kader fehlte, gibt es fast täglich neue Gerüchte.

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Der Star: Muss die Offensive sein. Mit Top-Torschütze Harry Kane, den deutschen Nationalspielern Jamal Musiala und Leroy Sané sowie Neuzugang Olise verfügen die Bayern auf mehreren Positionen über Weltklasse-Spieler, die ihr Potenzial allerdings auch auf den Platz bringen müssen.
Die Form: Ist aktuell noch schwierig zu bewerten. Seine Testspiele konnten die Bayern fast allesamt für sich entscheiden. Der Kader kam aufgrund der vielen EM- und Olympia-Fahrer erst spät in seiner vollen Stärke zusammen. Dem neuen Trainer Kompany blieb also nicht viel Zeit, wobei man die bei einem Top-Klub wie dem FC Bayern vermutlich eh nie hat.
VfB Stuttgart
Die Lage: Stimmt optimistisch. Nach der grandiosen letzten Saison fiebern die VfB-Anhänger schon lange auf den Bundesligastart hin. Nach dem zwischenzeitlichen Stimmungstief durch die vielen Abgänge herrscht kurz vor dem Start in die nächste Spielzeit wieder vermehrt Euphorie.
Das Ziel: Die Erwartungshaltung ist im Stuttgarter Umfeld gestiegen. Der Kader wurde dabei auch darauf ausgelegt, das europäische Geschäft wieder zu erreichen. Mit der Dreifachbelastung wartet nun eine ganz neue Herausforderung. Ein kurzer Blick nach Berlin zum 1. FC Union genügt, um zu erkennen, dass diese nicht zu unterschätzen ist.

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Der Kader: Auch wenn der ganz große Umbruch abgewendet werden konnte, verließen den VfB mit Serhou Guirassy und Waldemar Anton gleich zwei Schlüsselspieler in Richtung der direkten Konkurrenz nach Dortmund. Besonders der Abgang des ehemaligen Kapitäns führte zu erhitzten Gemütern der VfB-Anhänger. Im Sturm soll nun Toptransfer Ermedin Demirovic, gemeinsam mit dem fest verpflichteten Publikumsliebling Deniz Undav, die entstandene Lücke schließen. Als Gewinner der Vorbereitung gilt zudem noch Youngster Justin Diehl. Der 19-Jährige kam im Sommer ablösefrei aus Köln und konnte in den Testspielen bereits sein Potenzial andeuten.
Der Star: Steht trotz des starken Kaders an der Seitenlinie. Der Trainer Sebastian Hoeneß ist einer der Erfolgsgaranten im Klub. Obwohl es hinter den Kulissen bei den Funktionären sowohl untereinander als auch mit der aktiven Fanszene ordentlich krachte, behielt Hoeneß immerzu die Ruhe und machte so aus einem Abstiegskandidaten den aktuellen Vizemeister.
Die Form: Überzeugt bereits wieder. Bis auf ein Unentschieden gegen den FC Luzern konnte Stuttgart seine restlichen Testspiele allesamt gewinnen. Im Supercup bewies das Team erneut seine Ambitionen und zeigte eindrucksvoll, dass er auch absolute Top-Klubs mehr als nur ein bisschen ärgern kann.
Bayer Leverkusen
Die Lage: Bleibt weiterhin meisterlich. Mit mehr Selbstbewusstsein als die Leverkusener kann ein Team vermutlich kaum in eine neue Bundesliga-Saison starten. Nach der historischen Spielzeit wie quasi immer noch gejubelt. Der erste Titel wurde mit dem Supercup ebenfalls direkt eingesackt und so scheint bei Bayer nach wie vor alles beim Alten.
Das Ziel: Viel Raum für Verbesserung gibt es für die Leverkusener nicht, stattdessen ist bei Bayer vor allem interessant, wie das Team es schafft, mit der Rolle des Gejagten umzugehen. Auch wenn die Konkurrenz den Sommer über aufgerüstet hat, wird Leverkusen die Mission Titelverteidigung selbstbewusst angehen. Spannend bleibt, ob Bayer seine Klasse dabei auch auf der ganz großen Bühne in der Champions League ausspielen kann.

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Der Kader: Entgegen vieler Vorhersagen hat Bayer es geschafft, seinen Kader fast komplett zusammenzuhalten. Der einzig ernstzunehmende Abgang ist der von Josip Stanisic, der nach Leihende zu den Bayern zurückgekehrt ist. Mit den Neuverpflichtungen von Martin Terrier und Aleix Garcia hat sich Bayer sogar noch einmal punktuell verstärkt. Mit dem Trainer Xabi Alonso wurde die wichtigste Personalie zudem bereits in der vergangenen Saison geklärt. Der Spanier verkündete im April, noch mindestens eine Saison in Leverkusen bleiben zu wollen.
Der Star: Der Aufstieg der Leverkusener ist vor allem mit einem Namen verbunden. Seit Florian Wirtz sich von seinem Kreuzbandriss erholt hat, läuft es bei Bayer. Auf dem zum Spieler der Saison 2023/24 gekürten 21-Jährigen ruhen auch in diesem Jahr wieder große Hoffnungen.
Die Form: Während sich die Ergebnisse der Vorbereitung eher mäßig lesen, bewies das Team von Alonso im Supercup gegen Vizemeister Stuttgart wieder seine Stärke. Trotz langer Unterzahl zeigte Bayer seine spielerische und kämpferische Qualitäten und konnte sich mit dem Ausgleichstreffer in der 88. Minute auch auf seine alten Stärken verlassen.
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