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Vietnam, Indien, Usbekistan, Türkei, Tunesien: Wo die Charité neue Pflegekräfte rekrutiert – und was dafür zu tun ist
Krankenhäuser, Heime und Pflegedienste suchen Personal im Ausland: Kommendes Jahr starten 600 neue Pflegekräfte an der Charité. Gerade bei der Wohnungssuche brauchen sie Hilfe.
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Der Aufwand ist beachtlich, für das deutsche Gesundheitswesen aber überlebenswichtig. Die Krankenhäuser suchen Pflegekräfte, auch im Ausland – nicht nur die Charité: 600 neue Pflegekräfte sollen 2025 in der landeseigenen Universitätsklinik anfangen.
Vietnam, Indien, Usbekistan, Türkei, Tunesien, Mexiko, Brasilien und Chile. Insbesondere in diesen Ländern wirbt die Charité derzeit Pflegekräfte an. Man erzeuge dort keinen Fachkräftemangel, die Staaten seien auch wegen ihrer Bevölkerungsstruktur ausgesucht worden, sagte Nagi Salaz am Donnerstag.
Monate bis zur Arbeitserlaubnis
Der Pflegeexperte leitet die zuständige Charité-Stabsstelle. Und die hat sowohl im Ausland als auch in Deutschland viel zu tun: Deutsche Botschaften besuchen, Ausschreibungen und Kampagnen vorbereiten, Kurse mit örtlichen Universitäten und Sprachschulen organisieren, Zeugnisse übersetzen, Einreise- und Arbeitserlaubnisse mit der Bundesarbeitsagentur und dem in Berlin zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales klären.
Bevor eine im Ausland ausgebildete Pflegekraft in Deutschland ans Krankenbett darf, braucht die hiesige Bürokratie je nach Amt und Zeitpunkt vier bis sechs Monate. Trotz der Pflegenot. Salaz sagt, die intensiven Sprachkurse und der immense Papierkram für die für 2025 eingeplanten 600 Neuzugänge seien fast erledigt.

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Ismail Uslu, 25 Jahre, in der Türkei studierter Pfleger, arbeitet inzwischen in der Unfallchirurgie am Charité-Campus in Wedding. Er habe seine Heimat auch deswegen verlassen, weil das Klinikpersonal dort kaum respektiert würde. Tatsächlich wird aus der Türkei zunehmend von Angriffen auf Ärzte und Pflegekräfte berichtet.
Problem ist die Wohnungssuche
Uslu bewarb sich für das Programm der Charité, die sich noch in der Türkei um Sprachkurs und kultur- und berufsspezifische Vorbereitung kümmerte. Branchenintern bekannt ist, dass Pflegekräfte in der Türkei oft größere Verantwortung übernehmen als das im deutschen Gesundheitssystem gestattet ist. Das dürfte Uslu den Start hier erleichtern.
Problematisch ist die Wohnungssuche. Die Charité bringt ihre Neuzugänge vorübergehend in von der Klinik errichteten Wohnungen unter. Weil die jungen Pflegekräfte oft noch nicht über ausreichend Einkommensnachweise verfügen und angesichts der Not auf dem Wohnungsmarkt wohl gegenüber deutschen Bewerbern das Nachsehen hätten, versuchen Salaz’ Leute zu helfen.
Von 1000 ausländischen Pflegekräften der letzten Jahre hätten weniger als drei Prozent den Job abgebrochen. Grundsätzlich gilt, dass einige auch ihren einstigen Sehnsuchtsort – die Feiermetropole Berlin – wieder verlassen.
Dabei gehe es auch, berichten Kollegen aus Krankenhäusern und Heimen, um das kalte Wetter von Oktober bis März. Und den ungewohnten Hierarchien: Nach dem in ihrer Heimat üblichen Studium entscheiden Pflegekräfte am Krankenbett oft selbst, in Deutschland müssen sie mitunter sogar für einen Verbandswechsel einen Arzt fragen.
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