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Ganz viel Platz. Noch ist es leer auf Mallorca. Nach einer mehr als zweimonatigen Zwangsschließung wegen der Corona-Pandemie haben die Urlaubsinsel und viele andere Regionen Spaniens am Montag ihre Strände wieder geöffnet.

© dpa

Regierung will Reisen in Europa erlauben: Malle statt Meck-Pomm

In 31 Länder soll man bald wieder reisen können. Was das für Urlauber bedeutet, was die Tui plant und warum Busfahrer morgen trotzdem in Berlin demonstrieren.

Was wegen Covid-19 lange unmöglich schien, rückt jetzt doch in greifbare Nähe: Nicht nur ein Sommerurlaub in Deutschland, sondern auch im Ausland scheint machbar – zumindest innerhalb Europas.

Rechtzeitig vor Beginn der Sommerferien bereitet Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) ein Ende der weltweiten Reisewarnung ab dem 15. Juni für 31 europäische Staaten vor. Neben den 26 EU-Ländern gehören dazu Großbritannien und die vier Staaten des grenzkontrollfreien Schengen-Raums, die nicht in der EU sind: Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein. Das ergibt sich aus einem Eckpunktepapier des Auswärtigen Amts, das dem Tagesspiegel vorliegt. Das Papier befindet sich derzeit in der Ressortabstimmung, könnte aber bereits an diesem Mittwoch vom Kabinett beschlossen werden.

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Die Reisebranche jubelt. „Wenn die weltweite Reisewarnung aufgehoben wird, können Pauschalreisen wieder stattfinden“, sagte Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV). Das gebe nicht nur den Reiseunternehmen eine Perspektive, „sondern auch den vielen Deutschen, die sich auf ihren Urlaub zum Beispiel am Mittelmeer freuen“, freut sich DRV-Präsident Norbert Fiebig. Am 22. Juni beginnen die Sommerferien in Mecklenburg-Vorpommern, am 25. Juni folgen Berlin und Brandenburg.

Urlaub in Deutschland: Lange sah es so aus, als ob Ferien im eigenen Land in diesem Sommer alternativlos sind. Doch jetzt wendet sich das Blatt.
Urlaub in Deutschland: Lange sah es so aus, als ob Ferien im eigenen Land in diesem Sommer alternativlos sind. Doch jetzt wendet sich das Blatt.

© dpa

Die weltweite Reisewarnung besteht seit dem 17. März, sie gilt bis zum 14. Juni und hat erhebliche Konsequenzen: Pauschalreisen finden in dieser Zeit nicht statt, Kunden können ihr Geld zurückverlangen.

Mit der Aufhebung der globalen Reisewarnung ändert sich das. Statt der allgemeinen Warnung würden dann wieder länderspezifische Hinweise gelten, das heißt, es muss für jedes Urlaubsland geschaut werden, in welchen Regionen Reisen möglich sind. „Das Geschäft wird sukzessive anlaufen“, glaubt Schäfer. „Es kann sein, dass nicht alle Regionen eines Landes bereist werden können. Wir werden nicht von null auf 100 Prozent hochfahren können.“

Spanien will seine Grenzen am 1. Juli wieder öffnen

Beispiel Spanien: Das von Covid-19 schwer getroffene Land ist das Lieblingsurlaubsziel der Deutschen im Ausland. Am 1. Juli will Spanien seine Grenzen für Touristen wieder öffnen. Europas größter Reiseveranstalter Tui hat bereits angekündigt, Mallorca anfliegen zu wollen, sobald die lokalen Behörden grünes Licht geben. Möglich ist aber, dass nicht alle Regionen besucht werden können. Städtereisen nach Madrid müssen möglicherweise noch warten.

Italien, das zweitbeliebteste Auslandsziel, will sogar Touristen schon ab dem 3. Juni wieder ins Land lassen. In Griechenland soll es ab dem 15. Juni Flüge aus dem Ausland nach Athen, ab dem 1. Juli zu allen Regionalflughäfen geben, kündigt Tourismusminister Charis Theocharis an.

Die Türkei will auch von der Reisewarnung ausgenommen werden

Die türkische Regierung drängt darauf, dass Deutschland seine Reisewarnung auch für die Türkei aufhebt. Das Land sei ab Mitte Juni bereit, Touristen aus dem Ausland zu empfangen, betont der türkische Botschafter in Berlin, Ali Kemal Aydin. Doch Drittstaaten und interkontinentale Reisen sind erst der zweite Schritt, wenn es um Reiselockerungen geht, heißt es im Auswärtigen Amt.

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Wichtig ist der Bundesregierung, dass die Urlauber im Reiseland sicher sind. Deshalb will sie sich in der EU für gemeinsame Kriterien einsetzen.

Was Deutschland von den Urlaubsländern fordert

Die für Deutschland vereinbarte Obergrenze von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen will sie auch in anderen europäischen Ländern verankert wissen. Zudem sollen die Staaten tragfähige Konzepte vorlegen hinsichtlich der Prävention und Eindämmung von Infektionen (Abstandsregeln, Masken, Handhygiene) und hinreichende Testkapazitäten vorhalten.

Türkei: Das Land will auch von der Reisewarnung ausgenommen werden.
Türkei: Das Land will auch von der Reisewarnung ausgenommen werden.

© REUTERS

In den Verkehrsmitteln soll ein angemessener Abstand eingehalten werden, und Reisende sollten möglichst einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Diese Regeln sollen auf EU-Ebene und bilateral vereinbart werden. Sollten sich Länder nicht an diese Rahmenbedingungen halten, droht das Auswärtige Amt, das in den länderspezifischen Hinweisen aufzulisten. Das könnte schlimmstenfalls bedeuten, dass vor Reisen in diese Länder gewarnt wird, Pauschalreisen dorthin also nicht mehr stattfinden.

Tui: Pauschalreisen nach Spanien, Italien und Griechenland ab dem 1. Juli

Die Tui rechnet damit, dass ab dem 1. Juli Pauschalreisen nach Spanien, Griechenland, Italien und auch zu anderen Zielen wieder stattfinden.

Urlauber, die vor dem Termin abfliegen wollten, müssten ihre Reise vielleicht um ein paar Tage nach hinten verlegen und eventuell auch von einem anderen Flughafen abfliegen. „Nicht am ersten Tag stehen alle Flugzeuge bereit", sagte ein Tui-Sprecher dem Tagesspiegel.

Die Fluggesellschaften fahren den Betrieb langsam wieder hoch. Die Lufthansa will ab der zweiten Junihälfte aus Frankfurt rund 20 Ziele anfliegen, darunter Kreta, Dubrovnik, Ibiza, Malaga und Venedig. Easyjet startet wieder ab dem 15. Juni, allerdings noch nicht von Deutschland aus.

Parkplatz: Noch sind fast alle Maschinen am Boden, doch im Juni will die Lufthansa ihren Flugplan ausweiten.
Parkplatz: Noch sind fast alle Maschinen am Boden, doch im Juni will die Lufthansa ihren Flugplan ausweiten.

© REUTERS

Die Reisebranche gehört zu den Wirtschaftszweigen, die durch Covid-19 besonders belastet sind. Seit Mitte März ist das Geschäft tot, zugleich müssen die Unternehmen die Kunden für stornierte Reisen entschädigen. Die 2300 Veranstalter und 11.000 Reisebüros erwarten bis Ende Juni Umsatzeinbußen von elf Milliarden Euro. Die Branche hofft auf einen Rettungsschirm. Doch spezifische Hilfen für die Tourismusindustrie sind in der Bundesregierung derzeit nicht geplant. Stattdessen arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium an branchenübergreifenden coronabedingten Überbrückungshilfen. Geplant sind Zuschüsse von bis zu 50.000 Euro im Monat für Unternehmen mit bis zu 249 Beschäftigten, Soloselbstständige und Freiberufler. Ersetzt werden sollen die fortlaufenden fixen Betriebskosten, einschließlich der nötigen Mitarbeiter – allerdings kein Lohn für den Unternehmer selbst.

Rollender Protest: An diesen Mittwoch sind drei Buskorsos mit 300 Bussen geplant.
Rollender Protest: An diesen Mittwoch sind drei Buskorsos mit 300 Bussen geplant.

© dpa

Reisebüromitarbeiter und Busunternehmen planen an diesem Mittwoch mehrere Demonstrationen in Berlin, um auf ihre Umsatzausfälle und Existenzängste aufmerksam zu machen. 300 Busse werden auf drei unterschiedlichen Routen durch die Hauptstadt rollen. Die Korsos beginnen um elf Uhr am Olympia-Stadion, dem Flughafen Tegel und der Puschkinallee und fahren zum Brandenburger Tor, dem Reichstag und zum Potsdamer Platz. Vor dem Hotel Adlon gibt es eine zusätzliche Demo des Berliner Reiseunternehmers Wörlitz Tourist.

Der Bustourismus ist Mitte März zum Erliegen gekommen, viele Mitarbeiter sind auf Kurzarbeit, die Unternehmen kämpfen ums Überleben. In normalen Jahren macht der Bustourismus 14,3 Milliarden Euro Umsatz, in den vergangenen Wochen gab es kaum Einnahmen. Auch Klassenfahrten finden derzeit nicht statt.

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