
© dpa/Arne Dedert
„Sehr, sehr solide funktioniert“: Frankfurter Flughafen hält trotz Blockade an Sicherheitskonzept fest
Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ hatten am Donnerstag vorübergehend das Drehkreuz am Main lahmgelegt. Der Betreiber Fraport zeigt sich aber mit den eingeleiteten Maßnahmen zufrieden.
Stand:
250 Flüge mussten am Donnerstag annulliert, werden, mehr als 30.000 Passagiere waren von der Blockade durch Klimaaktivisten unmittelbar betroffen – dennoch verteidigt der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport seine Strategie und hält nach der Klebeaktion an seinem Sicherheitskonzept fest.
In der Gesamtsicht habe es am Donnerstagmorgen „sehr, sehr solide funktioniert“, sagte ein Unternehmenssprecher. Trotz der Einschränkungen des Flugbetriebs sei definitiv niemand zu Schaden gekommen, weil das mehrstufige System gegriffen habe, sagte der Fraport-Sprecher.
So sei nach dem illegalen Überwinden des Zauns unmittelbar Alarm ausgelöst worden und auch die Einsatzkräfte seien unter Berücksichtigung der Geländegröße sehr schnell vor Ort gewesen. Trotzdem hatten sich die Demonstranten bereits an mehreren Stellen an den Boden geklebt.
Durch die gute Koordinierung und den schnellen Zugriff der Einsatzkräfte ist niemand zu Schaden gekommen – und das ist definitiv am wichtigsten.

Stefan Schulte, Fraport-Chef
Der Flugbetrieb war am Donnerstagmorgen unmittelbar eingestellt worden, um keine Menschenleben zu gefährden. Fraport-Chef Stefan Schulte sagte dazu auf dem Portal LinkedIn: „Durch die gute Koordinierung und den schnellen Zugriff der Einsatzkräfte ist niemand zu Schaden gekommen – und das ist definitiv am wichtigsten.“
Acht Aktivisten der „Letzten Generation“ wieder frei
Der Einsatz werde nachgearbeitet und mit den Sicherheitskräften im regelmäßigen Austausch besprochen, erklärte der Fraport-Sprecher. Es sei aber noch zu früh, konkrete Maßnahmen zu benennen.
Die Polizei hatte die acht festgenommenen Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ noch am Donnerstag wieder auf freien Fuß gesetzt. Es handelte sich laut Frankfurter Polizeipräsidium um vier Männer, zwei Frauen und zwei nicht-binäre Personen im Alter zwischen 20 und 44 Jahren. Sie seien sämtlich nicht in Hessen gemeldet.
Sie müssen sich nun wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr, des Hausfriedensbruchs, der Sachbeschädigung und des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz verantworten.
Verkehrsminister Volker Wissing hatte nach den Störaktionen von Klimaaktivisten an den Frankfurt und Köln/Bonn und Donnerstag und zuvor am Mittwoch harte Maßnahmen gefordert.
„Offenbar geht es den Klimaaktivisten darum, maximalen Schaden anzurichten. Darauf muss der Gesetzgeber mit maximaler Härte reagieren“, sagte der FDP-Politiker der „Bild“. „Wir haben die Verschärfung der Strafen für solche kriminellen Machenschaften bereits auf den Weg gebracht.“
Wissings Partei fordert schnelle gerichtliche Verfahren und Strafen gegen die Aktivisten in Frankfurt. „Diese Extremisten müssen die volle Härte des Gesetzes spüren – und sie müssen schnell zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem Tagesspiegel: „Der Staat darf sich nicht von diesen Chaoten vorführen lassen.“
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Djir-Sarai sagte weiter: „Wir können es nicht dulden, dass Extremisten, die sich als Aktivisten tarnen, Straftaten begehen und den Staat erpressen wollen. Sie bedienen sich terroristischer Methoden und sie verachten unsere staatlichen Institutionen und die freiheitlich-demokratische Grundordnung insgesamt. Sie haben auch kein Interesse an einem Diskurs, sondern nur an Chaos.“
Darauf muss der Gesetzgeber mit maximaler Härte reagieren.
Volker Wissing, Verkehrsminister
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser kritisierte das Vorgehen scharf. „Diese Aktionen sind gefährlich, dumm und kriminell“, erklärte die SPD-Politikerin auf der Online-Plattform X.
„Wer Landebahnen blockiert, riskiert nicht nur sein eigenes Leben, sondern gefährdet auch andere und schadet allen Reisenden.“ Diese Taten müssten strenger geahndet werden. „Wir haben empfindliche Freiheitsstrafen vorgeschlagen“, betonte die Ministerin mit Blick auf die geplante Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes.
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Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) äußerte ebenfalls scharfe Kritik an der Blockade: „Diesen unverantwortlichen und kriminellen Klima-Chaoten geht es einzig und allein darum, möglichst großen Schaden anzurichten“, schrieb er auf X. „Und das auf dem Rücken Tausender Urlauber, die sich auf ein paar Tage Ferien freuen.“ Auch Rhein forderte harte Strafen.
Die Union hält die von der Bundesregierung geplanten Strafverschärfungen wegen Blockadeaktionen von Klimaaktivisten an Flughäfen nicht für ausreichend. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) werfe „Nebelkerzen“, wenn er auf die vergangene Woche im Kabinett beschlossene Reform des Luftsicherheitsgesetzes verweise, erklärte der rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Günter Krings, am Donnerstag. Denn letztlich werde diese nicht zu höheren Strafen für die Täter führen.
„Die neue Strafnorm, mit der das unberechtigte Eindringen in die Luftseite und Sicherheitsbereiche an Flughäfen bestraft werden soll, sieht eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe vor“, so Krings. Dies entspreche dem Strafrahmen der Sachbeschädigung, die von den Tätern durch das Zerschneiden des Maschendrahtzauns jetzt bereits immer verwirklicht werde. „Ein derartiges Strafmaß ist unangemessen milde“, kritisierte Krings.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann fordert zudem beschleunigte Strafverfahren gegen die Aktivisten der „Letzten Generation“. „Der Staat muss auf solche kriminellen Aktionen schneller reagieren. Wichtig ist, dass die Zeit zwischen Straftat und Verurteilung kürzer wird“, sagte Linnemann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der CDU-Politiker begründet seine Forderung damit, dass es sich oftmals um „Intensivkleber“ handle, die kreuz und quer durchs Land reisten und in Serie Straftaten begingen. Die Justiz käme nicht mehr hinter.
Flugverkehr am Frankfurter Flughafen wieder aufgenommen
Der Flugverkehr am größten deutschen Airport in Frankfurt am Main konnte am Donnerstagmorgen nach der Störaktion wieder aufgenommen worden. Starts und Landungen fänden wieder statt, sagte ein Flughafen-Sprecher. Alle vier Start- und Landebahnen des größten deutschen Flughafens waren demnach ab 7:50 Uhr wieder in Betrieb.

© dpa/Andreas Arnold
Fluggäste wurden vor Aufsuchen des Airports dennoch gebeten, ihren Flugstatus bei ihren Fluggesellschaften zu prüfen. Laut Flughafenbetreiber Fraport wurden rund 250 der 1400 für Donnerstag geplanten Flüge annulliert. Die Zahl könne sich im Laufe des Tages noch weiter erhöhen, wenn die Fluggesellschaften weitere Flüge streichen.
Der Flughafenbetreiber Fraport kündigte an, man behalte sich rechtliche Schritte gegen die Klimaaktivisten vor. Solche Aktionen seien ein gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr. „Den Tätern drohen empfindliche Strafen und hohe zivilrechtliche Schadensersatzforderungen.“
Mehr als 30.000 Passagiere seien unmittelbar durch die Störaktionen gestern und heute betroffen gewesen, teilte der Flughafenverband ADV mit. „Wir verurteilen auf das Schärfste die gesetzbrechenden Aktionen der Letzten Generation. Das ist ein gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr“, ließ sich Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel zitieren: „Diese unbefriedigende Strafbarkeitslücke bei der Verfolgung der Eindringlinge muss umgehend geschlossen werden.“
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Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sprach von Schäden im unteren zweistelligen Millionenbereich. „Die Verluste für die Airlines und die Flughafenbetreiber dürften immens sein“, sagte sie der Funke-Mediengruppe. Hinzu kämen Kosten für Polizeieinsätze.
Bundespolizei verstärkt Schutz am Berliner Flughafen
Die Störungen in Frankfurt wirkten sich auch auf den Hauptstadtflughafen BER aus. Laut Webseite wurden am Morgen mehrere Lufthansa-Flüge von Berlin nach Frankfurt gestrichen, umgekehrt fielen auch Lufthansa-Starts von Frankfurt in Richtung Berlin aus. Bei weiteren Lufthansa-Flügen von München und Frankfurt nach Berlin kam zu Verspätungen.
Die Bundespolizei verstärkt derweil den Schutz des BER. Dies bestätigte die Pressestelle der Bundespolizeidirektion Berlin. Einzelheiten könnten aber aus einsatztaktischen Gründen nicht genannt werden, sagte ein Sprecher. Das heißt, die Behörden wollen nicht, dass sich etwaige Täter darauf einstellen können. Auch eine Sprecherin des Flughafens bestätigte: „Die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Flughafengelände wurden von allen Beteiligten verstärkt.“
„Es ist mir unbegreiflich, dass es selbst bei der aktuellen Sicherheitslage möglich ist, innerhalb weniger Minuten in den Sicherheitsbereich großer Flughäfen einzudringen“, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Alexander Throm, der Nachrichtenagentur Reuters: „Ich erwarte von der Innenministerin, dass sie ihn endlich zu ihrer Priorität macht, konkrete Maßnahmen ergreift und diese auch mit Haushaltsmitteln hinterlegt.“ Auch die Flughafenbetreiber müssten in die Verantwortung genommen werden.
Acht Klimaaktivisten festgesetzt – einer war am Zaun hängengeblieben
Auch der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch reagierte mit scharfer Kritik an den Störaktionen. „Ich halte überhaupt nichts von dieser Form des Protests. Das ist eine Straftat“, sagte er in der RTL/ntv-Sendung „Frühstart“. Klimaschutz gehe in einer Demokratie nur, „wenn man die Leute mitnimmt“, unterstrich der SPD-Politiker.

© dpa/Andreas Arnold
Wegen der Aktion von Aktivisten der „Letzten Generation“ war der Flugverkehr in Frankfurt vorläufig eingestellt worden. Mehrere Demonstranten waren am frühen Morgen gegen 5 Uhr auf das Gelände eingedrungen und hatten sich festgeklebt. Die Bundespolizei hat acht Menschen festgesetzt. Während ein Mensch am Zaun hängengeblieben war, konnten sieben Personen am frühen Morgen in den Sicherheitsbereich vordringen und sich an den Köpfen der beiden zentralen Start- und Landebahnen festkleben, wie ein Sprecher berichtete.
Nicht die erste Flughafen-Blockade in dieser Woche
Die Gruppe hatte am Mittwochmorgen schon den Flughafen Köln/Bonn etwa drei Stunden lang blockiert. Im Laufe des Vormittags waren Starts und Landungen hier wieder freigegeben worden. Es sei Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr und Hausfriedensbruchs aufgenommen worden, hatte eine Polizeisprecherin gesagt.
Ähnliche Proteste gab es am Mittwoch auch am Londoner Flughafen Heathrow, wo neun Aktivisten der Gruppe Just Stop Oil festgenommen wurden. In Norwegen kam es zu einer Blockade am Osloer Flughafen von zwölf Aktivisten. Auch aus Spanien und Finnland wurden ähnliche Vorfälle gemeldet.
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Am Mittwoch hatte die „Letzte Generation“ von einer internationalen Protestkampagne gesprochen, die gleichzeitig an Flughäfen in weltweit mehr als zehn Ländern stattfinde.
Auch Proteste am Stuttgarter Flughafen
Auch in Stuttgart protestierten mehrere Aktivisten zum Start der Sommerferien am Flughafen für mehr Klimaschutz. Sie seien mit Bannern im Terminal 1 und 3 auf erhöhte Position geklettert, teilte eine Airport-Sprecherin mit. Die Aktivisten kletterten eigenen Angaben zufolge unter anderem auf Ticketschalter. Der Flugbetrieb laufe laut Airport-Sprecherin aber normal und reibungslos weiter.
Nach Angaben der Polizei beteiligten sich insgesamt acht Personen an dem Protest. Sie hätten unter anderem Seifenblasen versprüht und ihre Forderungen über ein Megafon verbreitet. Alles sei friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher.
Auch zu dieser Störaktion bekannte sich die Gruppe „Letzte Generation“. Man wolle ein Zeichen gegen den wachsenden Flugverkehr, die Klimastrategie des Flughafens und den fehlenden raschen Ausstiegsplan aus fossilen Energieträgern seitens der Bundesregierung setzen. Auf den Plakaten stand laut einer Mitteilung unter anderem „Umbuchen – Es brennt! Flüge reduzieren“.
Im Rahmen der Proteste in Frankfurt wiederholte die Gruppe am Donnerstagmorgen ihre Forderung vom Vortag an die Bundesregierung, „ein rechtsverbindliches internationales Abkommen mitzugestalten und zu unterzeichnen, das den weltweiten Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle bis 2030 regelt“.
„Die weitere Förderung und Verbrennung von Öl, Gas und Kohle ist eine Bedrohung unserer Existenz“, hieß es von den Aktivisten in einem Posting auf X. „Wir haben uns international zusammengeschlossen: Raus aus den Fossilen bis 2030!“ (dpa, AFP, Reuters, epd, Tsp)
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