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„Immer mehr Notsignale vom Planeten“: Weltorganisation für Meteorologie misst ein Jahrzehnt der Klimaextreme
Die Anzeichen des vom Menschen verursachten Klimawandels erreichten 2024 neue Höchststände. Einige der Folgen sind über Hunderte oder Tausende von Jahren unumkehrbar.
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Das Jahr 2024 war das wärmste, das in 175 Jahren Wetterbeobachtung aufgezeichnet wurde. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hervor. Wahrscheinlich war es auch das erste Kalenderjahr, in dem die globale Durchschnittstemperatur mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau lag.
„Ein Jahr mit einer Erwärmung von mehr als 1,5 Grad bedeutet zwar nicht, dass die langfristigen Temperaturziele des Pariser Abkommens unerreichbar sind“, wird die WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo in einer Mitteilung der Organisation zitiert. Aber es sei ein Weckruf, dass wir die Risiken für unser Leben, unsere Wirtschaft und unseren Planeten erhöhen, sagte sie.
Weitere Beobachtungen der WMO zeigen, wie rapide der Klimawandel voranschreitet, weil bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Gas weiterhin Jahr für Jahr zunehmende Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO₂) freigesetzt werden:
- Der Gehalt der Atmosphäre an CO₂ hat mit über 420 ppm (parts per million) den höchsten Stand seit 800.000 Jahren erreicht.
- Jedes der vergangenen zehn Jahre war eines der zehn wärmsten Jahre in der Geschichte der Menschheit.
- In jedem der letzten acht Jahre wurde ein neuer Rekord für den Wärmegehalt der Ozeane aufgestellt. Diese Entwicklung gilt als für Jahrhunderte oder Jahrtausende unumkehrbar.
- Die 18 geringsten, je aufgezeichneten Ausdehnungen des arktischen Meereises wurden in den letzten 18 Jahren erreicht.
- Die drei geringsten Eisausdehnungen in der Antarktis wurden in den letzten drei Jahren verzeichnet.
- Der größte dreijährige Verlust an Gletschermasse wurde in den letzten drei Jahren verzeichnet.
- Die Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs hat sich seit Beginn der Satellitenmessungen verdoppelt.
„Unser Planet sendet immer mehr Notsignale aus“, sagt UN-Generalsekretär António Guterres. Aber der neue Bericht zeige auch, dass es noch möglich sei, den langfristigen globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wie es mit dem UN-Klimaabkommen von 2015 angestrebt wird.
Der UN-Generalsekretär sieht die nationalen Regierungen in der Pflicht: „Die Staats- und Regierungschefs müssen sich dafür einsetzen und die Vorteile billiger, sauberer erneuerbarer Energien für ihre Menschen und Volkswirtschaften nutzen.“ In diesem Jahr sollten neue nationale Klimapläne dazu vorgelegt werden.
Kurzfristig überschritten, langfristig noch nicht
Für die UN-Klimaziele, die globale Erwärmung auf 1,5 oder zwei Grad zu begrenzen, ist die langfristige Erwärmung über mehrere Jahrzehnte entscheidend. Bislang können unterschiedliche Berechnungsmethoden herangezogen werden. Die Ergebnisse für das Ausmaß der langfristigen Erwärmung liegen mit dem Jahr 2024 zwischen 1,34 und 1,41 Grad im Vergleich zur Zeit von 1850 bis 1900.
Unabhängig von der verwendeten Methodik sei jeder Bruchteil eines Grades Erwärmung von Bedeutung und erhöhe Risiken und Kosten für die Gesellschaft, teilte die WMO mit. „Die Daten für 2024 zeigen, dass sich unsere Ozeane weiter erwärmen und der Meeresspiegel weiter ansteigt, sagte Saulo. Die Entwicklung dieser beiden Größen im Klimasystem habe sich zuletzt auch beschleunigt.
„Gleichzeitig haben extreme Wetterereignisse auf der ganzen Welt verheerende Folgen“, so die WMO-Generalsekretärin. Tropische Wirbelstürme, Überschwemmungen, Dürren und andere Gefahren führten im Jahr 2024 dazu, dass mehr Menschen als in 16 Jahren zuvor ihr Zuhause verloren. Zudem verschärften die Wetterextreme Nahrungsmittelkrisen und verursachten massive wirtschaftliche Verluste.
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