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In Deutschland gibt es immer wieder Versuche, die freie wissenschaftliche Debatte an Unis einzuschränken, findet unsere Autorin.

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Wissenschaftsfreiheit wahren: Auch hier gibt es Versuche, Fächer und Forscher zu diskreditieren

Während in den USA unter der Trump freie Forschung und Lehre demontiert werden, gelten sie hier noch als hohes Gut. Doch auch wir sollten wachsam sein für Sprechverbote und politische Eingriffe an den Unis.

Ulrike Freitag
Eine Kolumne von Ulrike Freitag

Stand:

Freiheit von Lehre und Forschung ist ein bei uns zu recht geschütztes Gut. Entsprechend kritisch wird auf die USA geblickt, wo gerade reihenweise wissenschaftliche Infrastrukturen demontiert werden, die sich zum Beispiel mit Klimaforschung und Umweltschutz, aber auch mit Regionalwissenschaften oder Gender Studies befassen. Und dies ausschließlich, weil ihre Ergebnisse nicht mit der politischen Agenda der Regierenden konform gehen. Stattdessen werden Aussagen getroffen, die auch ohne Realitätscheck zur reinen Wahrheit erklärt werden, aber bestenfalls den Status von Fake News haben.

Ansätze zur Diskreditierung bestimmter Forschungsrichtungen, aber auch zur politischen Definition dessen, was lehr- und diskussionswürdig ist, bestehen auch bei uns, und zwar in unterschiedlichen politischen Lagern. Dies nimmt vielfältige Formen an, von kleinen Anfragen an Parlamente, mit denen politisch unliebsame oder kritische Fächer kartiert werden sollen, wie zum Beispiel auch bei uns Gender oder Queer Studies. Bis zu parlamentarischen Beschlüssen, welche Definition von Antisemitismus die richtige ist, letzteres gegen entschiedene Stimmen aus der Wissenschaft.

Es erstreckt sich auch auf die gezielte Diskreditierung der Dokumentation von und Forschung zum Nationalsozialismus durch die neue Rechte. In den letzten zwei Jahren haben Universitäten israelkritische Gäste ausgeladen. Genauso agitieren Aktivisten gegen Auftritte von Personen, deren Positionen sie nicht gutheißen.

Natürlich kommt dies aus je unterschiedlichen Richtungen und durch andere Akteure. Problematisch ist jedoch allemal, dass auch hierzulande die Bereitschaft steigt, Wissenschaft auf die je eigene Position zu reduzieren. Wenn wir amerikanische Verhältnisse vermeiden wollen, müssen wir bereit sein, ein breites Spektrum unterschiedlicher Positionen zuzulassen, solange sie wissenschaftsbasiert sind.

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