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René Gurk: "Beim Gesamtpaket sind wir unschlagbar"

Der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft René Gurk spricht mit dem Tagesspiegel über die Chancen Berlins.

Berlin entwickelt sich zur Dienstleistungsmetropole. Kommen wir langfristig auch ohne Industrie aus?
Auf keinen Fall. Dienstleistung ohne Industrie funktioniert nicht, weil die Kunden fehlen. Den Trend zur Dienstleistungsmetropole gibt es auch anderswo. Die deutsche Wirtschaft hat einen exzellenten Ruf. Große Chancen sehe ich für Zukunftsbranchen wie Gesundheitswirtschaft und Cleantech.

Wie viel Industrie halten Sie in Berlin auf lange Sicht für realistisch?
Ich sehe die Chance, wieder etwas aufzubauen in der Region Berlin-Brandenburg. Dazu müssen wir Entwicklungen und wissenschaftliche Arbeiten aus der Region bis zur Marktreife hier halten. In der Solarbranche ist uns das schon gelungen, und es kann auch in anderen Bereichen gelingen, speziell in Hightech-Branchen.

Soll Berlin also um die Produktion von Elektroautos kämpfen, statt sich nur auf die Ladestationen zu konzentrieren?
Ja, denn dieses Feld ist noch nicht bestellt. Spannend wird es dort, wo die großen Innovationssprünge passieren: bei den Batterien, beim Motor oder bei der Steuerungselektronik. Bei Letzterem sind wir in Berlin super. Also bauen wir halt diesen Teil des Autos.

Sie vermarkten den Standort Berlin als Produkt. Was verkauft sich gut, und woran mangelt es?
Berlin hat sich zum internationalsten Standort in Deutschland gemausert. Egal woher sie kommen: Ausländische Firmen können sich hier vernetzen, haben die Botschaften und Wirtschaftsclubs bei gleichzeitig günstigen Kosten. München und Frankfurt haben auch spezifische Stärken, aber beim Gesamtpaket sind wir unschlagbar. Zudem ist es für Weltkonzerne sinnvoll, sich Deutschland als größten europäischen Markt von der Hauptstadt aus zu erschließen. Unternehmen gehen dahin, wo die klugen Köpfe sind. Die haben wir. Oft fehlen uns noch gute Jobangebote für Auswärtige und für Berliner Uni-Absolventen, aber da arbeiten wir uns gerade hoch.

Können wir es uns auf Dauer leisten, nicht mit Brandenburg zu fusionieren?

Der Wirtschaftsraum ist längst zusammengewachsen. Warum die politisch- administrative Fusion so viel länger dauert, weiß ich auch nicht.

Zur Person

René Gurka, 38, ist Jurist und seit 2007 Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft

Berlin Partner GmbH.

Mit ihm sprach

Stefan Jacobs.

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