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Das Kreuzberger Myfest ist eigentlich die friedliche Gegenveranstaltung zu den jährlichen Krawallen am 1. Mai.

© Mike Wolff

1. Mai: Linksextreme wollen Myfest stören

Im Internet kursiert ein Aufruf zu einer unangemeldeten Demonstration auf dem Myfest in Kreuzberg. Auch für die Nacht zum 1. Mai sind mehrere Veranstaltungen geplant - es wird zur "antikapitalistischen Walpurgisnacht" aufgerufen.

Von Frank Jansen

Die unklare Lage bei der Anmeldung der „Revolutionären Maidemo“ in Kreuzberg lässt nach Ansicht von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) nicht darauf schließen, dass die Veranstaltung ausfällt. „Der Anmelder steht nicht mehr zur Verfügung, aber die Anmeldung wurde nicht zurückgezogen“, sagte der Senator. Ein Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke (Linkspartei) hatte, wie berichtet, die Demonstration angemeldet, sich dann aber aus der Geschichte verabschiedet. „Wir gehen davon aus, dass eine andere Person die Anmeldung übernimmt“, sagte Körting. Außerdem bleibe die Revolutionäre Maidemonstration besonders „störanfällig“.

Bislang geht der Senator davon aus, dass die Demonstration am Kottbusser Damm beginnt und dann an der Hasenheide vorbei zum Südstern führt. Dass ein als wirr geltender Linksradikaler eine weitere Demonstration für den Abend des 1. Mai angemeldet hat, nehmen die Sicherheitsbehörden nicht weiter ernst. Die sonst übliche, ebenfalls „revolutionäre“ Maoisten-Demonstration am Maifeiertag, die regelmäßig um 13 Uhr in Kreuzberg begann, fällt in diesem Jahr wahrscheinlich aus. In den vergangenen Jahren war die Teilnehmerzahl kontinuierlich geschrumpft.

Bereits zum neunten Mal findet am Feiertag das Myfest in SO36 statt. Das diesjährige Motto lautet: „Gegen Verdrängung, gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Wir sind Kreuzberg 36!“ Auf mehr als 15 Bühnen bieten Livebands bis spät in die Nacht von Punk bis Hip Hop fast jede Musikrichtung. Darüber hinaus gibt es eine „Jugendstraße“ mit Sportangeboten, Streetball und Kletterwand sowie einen „Sammelpunkt für verloren gegangene Kinder“.

Wie im Jahr 2010 hat das Bezirksamt für das Fest knapp 150 000 Euro bereitgestellt. Die Veranstalter sehen das Myfest als „Gegenveranstaltung zu den regelmäßigen Mai-Ausschreitungen“. Auch Politiker, Anwohner und Polizei loben das Fest. Allerdings wird auf linksextremen Internetseiten für 16 Uhr eine „unangemeldete Demonstration auf dem Myfest“ angekündigt.

Für das Myfest wurden insgesamt 250 Stände von Anwohnern und Gewerbetreibenden genehmigt. Nur Glasflaschen und Dosen dürfen am 1. Mai wieder nicht verkauft werden. Das bezirkliche Ordnungsamt und die Polizei sind angehalten, das Verbot durchzusetzen. Damit versuchen die Veranstalter zu verhindern, dass in der Nacht Flaschen als Wurfgeschosse missbraucht werden.

„Die Idee und die Durchführung des Myfestes halte ich für sehr erfolgreich“, sagte der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne). Während es vor fünf bis sechs Jahren noch regelmäßig zu heftigen Ausschreitungen kam, sei durch das Fest inzwischen an diesem Abend in großen Teilen Kreuzbergs eine friedliche Stimmung entstanden, bei der aber auch Raum für politische Diskussionen bleibe. „Die politische Auseinandersetzung war von Anfang an ein wichtiges Standbein für die Konzeption des Festes“, betonte Schulz. Jedes Jahr strömen zehntausende Besucher am 1. Mai nach Kreuzberg.

Als störanfällig gelten die beiden Veranstaltungen am 30. April. Linksradikale mobilisieren für eine „antikapitalistische Walpurgisnacht“. Geplant sind eine Demonstration vom Rosenthaler Platz in Mitte zum U-Bahnhof Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg sowie eine Veranstaltung auf dem Friedrichshainer Wismarplatz, nur wenige Minuten entfernt vom Boxhagener Platz, auf dem in der Nacht zum 1. Mai schon öfter heftig gefeiert wurde. (fan/Tsp)

Das Programm des Myfestes steht auf www.myfest36.de

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