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Berlin: 230 Kilometer mit Babys an Bord

Ärzte mussten die Frühgeborenen ganz langsam transportieren

Das Neugeborene ist kaum zu erkennen vor lauter Schläuchen und Drähten, die seinen Brutkasten mit Messgeräten für Atmung, Herzfrequenz und Blutdruck verbinden. Über ihm leuchtet eine Höhensonne, ein Team von Pflegern der Klinik für Neonatologie des Virchow-Krankenhauses – Intensivmedizin für Neugeborene – überwacht seinen Gesundheitszustand. Es ist eines der 14 „Frühchen“, die in der Nacht zum Donnerstag in einer freiwilligen Aktion aus dem vom Hochwasser bedrohten Dresdner Uniklinikum nach Berlin gebracht wurden. Elf von ihnen kamen ins Virchow-Klinikum. Das jüngste ist gerade 24 Stunden alt, das kleinste wiegt 670 Gramm. „Keines ist in akuter Lebensgefahr“, sagte gestern der Direktor der Abteilung, Michael Obladen. Ungefährlich sei die rund 230 Kilometer lange Reise im Rettungswagen aber nicht gewesen. Die meisten Neugeborenen leiden unter schweren Krankheiten, viele sind frisch operiert. „Ein kritischer Zustand.“

In Dresden waren bereits die Keller einiger Gebäude der Uniklinik voll gelaufen. Vorsorglich entschied man sich für die Evakuierung. Die Gefahr, dass die Elektrik und medizinische Versorgungssysteme ausfallen könnten, war zu groß. Am Mittwochabend kam der Hilferuf nach Berlin, berichtet Obladen. Die Frühgeborenen brauchen eine Behandlung, die nicht jedes Krankenhaus anbieten kann. Die Berliner Neonatologen halfen aus. Drei mit Brutkästen ausgestattete Rettungswagen der Feuerwehr sowie Ärzte und Krankenpfleger machten sich nachts auf den Weg, holten die gefährdetsten Patienten ab. Zurück fuhren die Wagen ganz langsam. Die Ärzte wollten vermeiden, dass Erschütterungen Komplikationen hervorrufen.

„Ich sehe gute Chancen, dass alle Kinder bald wieder in Sachsen sind“, sagte Obladen. Aber auch dort werden viele noch Wochen im Krankenhaus liegen. Tobias Arbinger

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