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Berlin: 40 Jahre Freizeitheim Mariendorf und Kita Rathausstraße - Leiter Ed Koch tritt Aufgabe ab

Das Büro eines Sozialpädagogen stellt man sich anders vor. Wolfgang "Ed" Kochs Arbeitsstätte in der Kurfürstenstraße sieht eher aus wie eine Künstleragentur: Die Wände sind mit Prominenten-Bildern gepflastert.

Das Büro eines Sozialpädagogen stellt man sich anders vor. Wolfgang "Ed" Kochs Arbeitsstätte in der Kurfürstenstraße sieht eher aus wie eine Künstleragentur: Die Wände sind mit Prominenten-Bildern gepflastert. Zwischen Fax-Geräten und etlichen Telefonen sitzt Koch an seinem Schreibtisch, wohlbeleibt, hemdsärmelig, mit grauen Haaren und gelber Krawatte. Noch ist er Chef des Jugendfreizeitheims Mariendorf, das mit der benachbarten Kindertagesstätte an der Rathausstraße am Dienstag genau vierzig Jahre alt geworden ist. Mitte des Jahres wird er den Job, den er seit 1979 hat, abgeben.

Was Koch seitdem auf den zwei Etagen des 60er-Jahre-Neubaus auf die Beine gestellt hat, geht über das Spektrum eines Jugendzentrums mit Mini- und Kinderclub und dem typischen Angeboten der "Offenen Tür" für Jugendliche hinaus. In der Kurfürstenstraße kümmern sich Streetworker von "Outreach" um problematische Halbstarke. Seit den 70er Jahren bringt Koch mit jungen Redakteuren das jugendpolitische Info-Blatt "Paper-Press" heraus. Er betreut Vereine, die Bezirksführungen zu Stätten des Naziterrors, Jugendbegegnungsreisen und Gedenkstättenfahrten veranstalten. Zudem leitet er das Tempelhofer Forum, eine Fortbildungseinrichtung des Bezirks für Pädagogen. Um die Vereine und das Forum wird er sich auch in Zukunft kümmern.

Das Interesse der Jugendlichen am Freizeitheim selbst habe etwas nachgelassen, sagt Koch. Er führt das auf das große Freizeitangebot, Internet, Kino, Sportvereine, zurück. In den 60er Jahren hätten die Kids noch Schlange gestanden vor dem Jugendzentrum. Seine Berechtigung habe die Einrichtung aber nicht verloren, 20 bis 40 Kinder und 15 bis 20 Jugendliche würden dort täglich betreut. Das Angebot reicht von Musik-, über Werkgruppen, dem Mädchentag bis zum obligatorischen Kicker. Viele Kids wollten nach der Schule aber auch einfach nur in Ruhe gelassen werden. Kochen sei außerdem sehr beliebt, sagt Koch. Bei der Verpflegung einiger Jugendlicher in den Elternhäusern mangele es offensichtlich.

Wilder seien die jungen Leute nicht geworden. Zwar muss sich der Freizeitheim-Leiter auch heute noch mit einem aufgeschlitzten Sofa, vollgekrakelten Toiletten-Wänden und rauchenden Teenies beschäftigen. Im Vergleich mit den frühen 70er Jahren sei das aber harmlos: Damals - vor Kochs Zeit - setzte die halbstarke "Affenkopfbande" die Erzieher vor die Tür, die Polizei musste sie aus dem Heim werfen.

tob

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