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Berlin: Abschiedstour für Klein Erna S-Bahn zieht Züge aus den

30er Jahren aus dem Verkehr

Vorbei. Niemand muss länger kräftig ziehen, wenn er die Türen öffnen will. Niemand muss sich auch mehr erschrecken, wenn sie dann mit einem lauten Knall ins Schloss fallen. Nicht mehr zu hören sein wird das Heulen der Motoren, wenn sie beschleunigen. Und nur noch Geschichte ist das Zischen der Bremsen beim Halten. Die S-Bahn war, seit sie elektrisch fährt, schon am Geräusch zu erkennen. Ganz typisch für Berlin. Heute nimmt die S-Bahn die letzten Fahrzeuge dieser Baureihen offiziell aus dem Betrieb. Die Oldtimer drehen ihre Abschiedsrunden am Abend mit vier Zügen zu je zwei Wagen zwischen Mahlsdorf und Strausberg Nord, bei der S-Bahn „Klein Erna“ genannt. Alle Linien sind für den Funk mit Buchstaben gekennzeichnet. E wie Erna steht für die Verbindung nach Strausberg. Und nun für das Ende der alten Baureihe 477.

Seit den 20er Jahren fuhren Bahnen dieses Typs über die Gleise. Die ältesten, von den Fans besonders geliebten „Stadtbahner“, waren bereits Ende 1997 ausgemustert worden. Die Baureihe 477 war das Modernste, was die S-Bahn in den 30er und 40er Jahren zu bieten hatte. Mehrfach umgebaut, waren sie fast 70 Jahre im Einsatz. Doch sie fuhren und fuhren. Vielleicht sind sie sogar unverwüstlich, Aber der S-Bahn werden sie auch zu teuer. Und auch nicht jeder Fahrgast legt Wert darauf, Tag für Tag die Technik der 30er Jahre hautnah zu erleben. Die Spandauer waren nach der Wiedereröffnung „ihrer“ Strecke Ende 1998 sogar stinksauer, als bei ihnen zunächst nur die „alten Krücken“ fuhren.

Wer heute Abschied nehmen will, kann um 18.18 Uhr im Bahnhof Friedrichstraße zum letzten Mal in einen „langen“ Zug steigen. Anschließend fahren die Zweier-Züge zwischen Mahlsdorf und Strausberg Nord. Wer danach noch nicht genug hat, kann am 28. September noch einmal auf Sonderabschiedstour über den Ring fahren. Karten gibt’s nur im Vorverkauf. Und für den 2. November plant die S-Bahn ein Abschiedsfest. Danach ist es vorbei. Endgültig. Fast zumindest. Denn eine Museumsgarnitur bleibt erhalten. Damit man das typische Geräusch nicht nur von der Schallplatte hören muss. Die gibt es wirklich.

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