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Berlin: ABSTRAKTION IN SCHWARZ Von Maler zu Maler

Prominente zeigen ihr MoMA-Lieblingsbild: Norbert Bisky mag Ad Reinhardts „Abstraktes Gemälde“

„Ein freies, nicht manipulierbares, nutzloses, nicht marktfähiges, irreduzibles, nicht fotografierbares, nicht reproduzierbares, unerklärbares ikonisches Bild.“ So beschrieb Ad Reinhardt (1913 – 1967) sein „Abstraktes Gemälde“. In seinen wichtigsten Bildern entstehen durch kaum wahrnehmbare Nuancen einer Farbe geometrische Formen. Indem Reinhardt Farbe und Form immer mehr reduzierte, gelangte er schließlich zu den „Black Paintings“, zu denen auch das „Abstrakte Gemälde“ gehört.

Der Berliner Maler Norbert Bisky, 1970 in Leipzig geboren und Sohn des PDSChefs Lothar Bisky, hat sich unter den 200 Gemälden der MoMA-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie in Ad Reinhardts „Abstraktes Gemälde“ (1963) verguckt.

„Das Bild hat mich völlig unerwartet getroffen. Ich bin kreuz und quer durch die Ausstellung gelaufen – ein Besucher hat mich übrigens als Banause beschimpft, weil ich an vielen wichtigen Sachen einfach vorbei bin. Auf jeden Fall stand ich plötzlich vor dem Bild von Reinhardt. Eigentlich hätte ich gedacht, dass mir etwas von Balthus oder Giorgio de Chirico am besten gefallen würde – weil ihre Kunst viel mehr mit meiner zu tun hat. Aber das Reinhardt-Bild hat mich doch viel mehr fasziniert.

Weil es ein sehr radikales Bild ist. Eigentlich erzählen Künstler immer etwas in ihren Werken. Oder sie drücken Gefühle aus, malen mit einem ausdrucksstarken Gestus. Oder sie spielen mit Licht und Schatten. Und hier? Nichts von alledem. Reinhardt verzichtet auf ganz viel. Keine Geschichte ist zu erkennen, auch kein Pinselstrich. Auf den ersten Blick sieht man einfach nur Schwarz. Erst wenn man eine Weile davor steht, fängt es an, in verschiedenen Nuancen zu flimmern: rotschwarz, blauschwarz, olivschwarz. Ich habe 14 unterschiedliche Schwarztöne gezählt. Im Katalog sieht es ja so aus, als ob Reinhardt ein schwarzes Kreuz auf schwarzem Grund gemalt hätte. Aber ich sehe einfach sehr viele verschiedene Farbflächen.

Neben dem Bild von Reinhardt wirken alle Werke, die drum herum hängen, wie Tand. Natürlich sind die auch von ganz tollen Malern. Aber sie sind viel gefälliger. Und sie wirken viel geschwätziger. Reinhardt hat sich selbst ganz zurückgenommen. Ich glaube, ich könnte das nicht, ich würde wahrscheinlich doch immer versuchen, mich selbst auszudrücken.

Eigentlich habe ich ja ein Problem mit dunklen Bildern. Ich brauche Frohsinn und Sonne, Schwarz habe ich gar nicht bei mir im Atelier. Aber dieses Bild ist sehr sensibel. Die Nuancen zwischen den Farben sind mini-, mini-, minimal. Sowas klappt nicht beim ersten Mal, da steckt sehr viel Lebenszeit und Erfahrung drin. Ich habe keine Ahnung, wie er das gemacht hat. Vielleicht kriege ich das ja raus. ase

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