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Adel berichtet (12): Väter des Erfolgs

Stefan Stuckmann erzählt, wie unser Redaktionspraktikant Cedric zu Guttenberg die Stadt erlebt.

Gute Kontakte sind das Salz in der Journalistensuppe. Grund genug für mich, den großen "Tagesspiegel Talents meet Berlin Decisionmakers Day" ins Leben zu rufen. Die Idee: Jedes Jahr am Vatertag ziehen die besten Praktikanten dieser Zeitung mit Eliten aus Wirtschaft und Politik um die Häuser, um gemeinsam Visionen für Berlin zu entwickeln. Gut, ein bisschen mehr Vorlauf hätte der Sache nicht geschadet, aber als ich Mittwochmittag die Einladungen rausmaile und bis zum Abend Zusagen von drei Top-Entscheidern habe, weiß ich: Morgen entsteht etwas Großes!

Ich schnalle Taxi gerade das Zuggeschirr für den Redaktions-Bollerwagen um, als neben uns auch schon Hartmut Semken seinen Motorradhelm absetzt. Der ehemalige Chef der Berliner Piraten verliest eine kurze Erklärung, derzufolge er gute Laune hat und sich auf den Tag freut. Dann joggt Michael Preetz um die Ecke und begrüßt uns mit frisch bedruckten T-Shirts: "Hertha BSC - Deutscher Meister 2014". 80.000 Stück hat er davon bestellt - das nenne ich solide Zukunftsplanung! Zu guter Letzt stößt Manfred Körtgen zu uns. Der entlassene Flughafen-Chefplaner sieht hungrig aus: Eigentlich wollte er zu Hause Pfannkuchen machen, konnte aber die neue Dunstabzugshaube nicht rechtzeitig in Betrieb nehmen, weil er nebenbei noch ein Musical über Otto Lilienthal komponiert und zur Vorbereitung darauf eine Biografie über George Gershwin schreibt. Aufgeregt erkläre ich die Regeln der heutigen Diskussion: Jedes Mal, wenn das Wort "Wowereit" fällt, wird getrunken.

Erstes Thema: "Wer hat Schuld am Flughafendesaster?" 50 Meter später geht uns der Alkohol aus. Während Manfred und Michael an einen Baum gestützt diskutieren, wo der nächste Spätkauf ist, bestimmt Hartmut mit seinem iPhone den Käfer, der gerade den Stamm hochklettert. Die Wollige Napfschildlaus bringt uns zum zweiten Thema: "Exotische Schädlinge in Berlin - was tun?" Hartmut setzt sich auf das Fass Schultheiss, das Taxi an der Tankstelle organisiert hat, und erklärt mir seinen Traum von einer postpestizidialen Welt, in der Insekten aus innerem Antrieb das Richtige tun. Michael und Manfred dagegen skandieren bereits in Richtung Schildlaus: "Wir haben dir was mitgebracht: Hass, Hass, Hass!"

Als ich am nächsten Morgen wach werde, höre ich noch unter Kopfschmerzen meine Mailbox ab: Der Chef will mich sehen, es klingt nach Ärger. Verdammt: Hab ich dem etwa keine Einladung geschickt?

Hochachtungsvoll,

Ihr

Cedric

Stefan Stuckmann

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