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ADEL berichtet FOLGE  86: Zwei Nullen lassen laufen

Stefan Stuckmann zeichnet auf, wie unser Redaktionspraktikant Cedric zu Guttenberg die Stadt erlebt.

„Guten Tag, Hauptstadtpresse!“, sage ich und beuge mich freundlich über die Toilettentrennwand. „Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie würden Sie die neuen Klobrill...“ Genervt drehe ich mich zu meinem Jungdackel Taxi, der in meiner Kabine laut bellend auf dem Spülkasten steht. „Was? Wofür bin ich zu schwer?“

Zugegeben, an die nächsten paar Minuten kann ich mich nicht mehr erinnern, aber als ich aus der Bewusstlosigkeit erwache, tupft Taxi mir behutsam eine mit kaltem Wasser getränkte Klorolle samt Halterung auf die Stirn, während im Hintergrund ein kleines Loch in der Trennwand den Blick auf unseren Klonachbarn freigibt. „Mahlzeit!“, rufe ich und notiere sofort einen Minuspunkt, denn zwei bis drei Jahre sollten die ja schon halten, diese Klorollenabrollgehäuse – selbst wenn mal ein chronisch aufstrebender Jungadeliger im Fallen an ihnen hängen bleibt.

17,5 Millionen Euro hat die Berlin-Brandenburger Flughafengesellschaft bereitgestellt, um den Flughafen Tegel fit zu machen für die restliche Wartezeit auf den BER. Ehrensache, dass Taxi und ich die Neuerungen in einem 24-Stunden-Test kritisch auf Herz, Nieren und vollständig vorhandene WC-Steine testen. „Was meinst du, Eukalyptus und Aloe Vera?“, frage ich und ziehe noch etwas mehr von der Flüssigseife aus dem Spender. Taxi wiegt nachdenklich den Kopf, bevor er mir zwei Dutzend Seifenblasen entgegenhustet. Dann nickt er. Volle Punktzahl.

Doch nicht nur die Toiletten sind zum großen Teil saniert worden, auch die Rollbahn wurde frisch gewachst und die Gepäckförderanlage so umgebaut, dass im Keller nicht mehr jeder dritte Koffer in einen unterirdischen Fluss aus kochender Lava fällt. Doch das ist noch nicht alles! „Ein Haarriss also, verstehe ...“, sage ich zum Sicherheitsbeamten am nagelneuen Röntgenkontrollgerät. „Ich hab mich gleich gewundert, dass der Finger beim Tippen so wehtut. Ach so, und können Sie mich rückwärts wieder rausfahren? Die Bleilamellen kratzen so am Hals.“

Am nächsten Morgen haben wir uns dann noch mit drei Tassen Espresso ans Gate gestellt, um Robert De Niro abzufangen, der diese Woche wegen einer Filmpremiere in Berlin war. Ich persönlich kann diesen Starkult ja nicht nachvollziehen, aber Taxi ist großer Fan. Leider kam dann nur Yoko Ono, die auch irgendwas in Berlin zu tun hatte, aber ich habe Taxi verboten, mit ihr zu reden. Die hat in ihrem Leben schon genug andere kreative Top-Teams auseinandergebracht!

Hochachtungsvoll,

Ihr

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