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Berlin: Ärzte von Protestplänen überrascht Praxisschließungen im Januar: Mediziner sind noch unentschieden

Immer weniger Zeit für die Patienten und viel zu viele Einmischungen von Seiten der Kassen, die eine vernünftige Therapie verhindern: Solche Argumente haben Berlins niedergelassene Ärzte schnell parat, wenn sie die geplanten Protestaktionen ihrer Berufsverbände begründen. Dennoch sind viele Mediziner hin und hergerissen, ob sie ihre Praxen ab Mitte Januar tageweise schließen sollen.

Immer weniger Zeit für die Patienten und viel zu viele Einmischungen von Seiten der Kassen, die eine vernünftige Therapie verhindern: Solche Argumente haben Berlins niedergelassene Ärzte schnell parat, wenn sie die geplanten Protestaktionen ihrer Berufsverbände begründen. Dennoch sind viele Mediziner hin und hergerissen, ob sie ihre Praxen ab Mitte Januar tageweise schließen sollen. „Besonders ältere Menschen leiden darunter“, so eine Augenärztin aus Treptow. „Mache ich einen Tag dicht, kommen danach umso mehr Patienten und warten ewig.“

Wie berichtet, will die Kassenärztliche Vereinigung (KV) mit einem Ärzteausstand gegen die Sparpläne der Gesundheitsministerin protestieren. An jedem Arbeitstag der Woche sollen jeweils 1000 Praxen geschlossen bleiben. Die Aktion soll mehrere Wochen dauern. Außerdem ruft die KV alle Allgemeinmediziner und Fachärzte dazu auf, in dieser Zeit „Dienst nach Vorschrift“ zu leisten.

Etliche Berliner Ärzte fühlten sich gestern allerdings überfahren. Sie hatten von der Aktion erst aus der Zeitung erfahren und fürchten nun ein Durcheinander, falls nicht schnell alles abgesprochen wird. Auch deshalb kam der KV-Vorstand am Mittwoch eiligst zusammen. Der Ärger über den „Schnellschuss „dürfe nicht wachsen“, hieß es.

Nach Einschätzung des in Moabit niedergelassenen Dermatologen Burkard Bratzke werden sich in erster Linie Ärzte mit vielen Kassenpatienten an der Aktion beteiligen. Er selbst hat eine solche Praxis und will sich beispielsweise gegen das Budget-System wehren. Danach wird jede Leistung nach Punkten abgerechnet. Für einen Patienten stehen ihm pro Quartal 360 Punkte zu – doch allein die erste Konsultation ist schon rund 280 Punkte wert, wofür Bratzke 13 Euro erhält. Bleiben noch 80 Punkte, aber danach gibt es für jede weitere Leistung im Quartal kein Geld mehr. Bratzke: „Kein Wunder, dass Patienten, die oft aufkreuzen, nicht so gerne gesehen werden. Ein krankes System.“CS

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