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Ärztezentrum: Konflikt geheilt

Das Ärztezentrum im Bergmannkiez öffnet - und sieht besser aus als gedacht.

Die Anwohner haben sich schneller an den neuen Nachbarn gewöhnt als gedacht. Als die Pläne für das Gesundheitszentrum in der Bergmannstraße auf dem Gelände des Bewag-Umspannwerkes vor zwei Jahren vorgestellt wurden, war die Skepsis groß. Von einem „Klotz“ war in Kreuzberg die Rede, der sich nicht in die Umgebung einpassen würde und den Cafés das Licht nehme. Denn vorher befand sich an dieser Stelle eine Baulücke.

Die Stimmung scheint sich jedoch geändert zu haben. „Das ist nicht so ein Klotz, wie befürchtet“, sagt Claudia van Wickeren, die eine Logopädiepraxis auf der anderen Straßenseite hat. Und eine Anwohnerin meint gar, das Gebäude sei „superschön“ und erinnere sie „an die 20er Jahre“. Noch ist der von Säulen gestützte Eingang zum Innenhof von einem Bauzaun umgeben und wird von zwei Sicherheitsmännern bewacht. Das denkmalgeschützte Umspannwerk von 1925 bleibt somit noch unsichtbar für die Öffentlichkeit. Es wird in Zukunft als Therapie- und Präventionsbereich genutzt. In ein denkmalgeschütztes Gebäude in der Hofmitte zieht „Weilands Wellfood“ ein, ein Restaurant, das auch am Potsdamer Platz eine Filiale hat.

Der Bauzaun soll aber schon in der kommenden Woche weichen. Dann können die Anwohner auch hinter die sechsstöckige Fassade des Vordergebäudes schauen. In das ist mit einem „Kaiser’s“-Supermarkt bereits der erste Mieter eingezogen. Der erste Arzt kommt nächste Woche, die anderen ziehen nach und nach bis September ein. Dann ist die offizielle Eröffnung.

Über 20 Fachrichtungen sollen einmal in dem 40 Millionen Euro teuren Zentrum arbeiten. Dazu zählen Labors, Apotheker, Therapeuten und insgesamt 40 Ärzte. Augenheilkundler, Kardiologen und Neurologen fehlen noch. Aber die werden kommen, da ist sich Marion Wittkopf von der Investorengemeinschaft Wabe sicher. Sie ist für die medizinische Projektentwicklung zuständig. „Hier können die Ärzte gemeinsam auftreten, ohne ihre Selbständigkeit aufzugeben“, sagt Marion Wittkopf. Die Investorengemeinschaft hat einen Verein gegründet. „Wenn wir besser kommunizieren, profitieren auch die Patienten“, glaubt Sohrab Fahimi, der mit seiner Praxis in der nächsten Woche einzieht. Therapeutin van Wickeren – die Logopädin von der anderen Straßenseite – fürchtet die Konkurrenz nicht, obwohl auch drüben ein Kollege arbeiten wird. „Ich habe hier eine schöne Praxis, die weitaus weniger kostet“, sagt sie. Etwa elf Euro pro Quadratmeter zahlen die Ärzte im Zentrum. Auch Jürgen Kunisch vom Edeka-Geschäft im Nachbargebäude bleibt trotz zweier Supermärkte im Zentrum gelassen. „Es ist eine Belebung für die Straße“, findet er. Der Mieterrat Chamissokiez hingegen bleibt kritisch. „Durch die dichte Bebauung wirkt die Straße enger“, sagt der Vorsitzende Heinz Kleemann. Er fürchtet außerdem ein Verkehrschaos. Matthias Jekosch

Matthias Jekosch

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