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Berlin: Aktien für das neue Schloss

Ein schlossähnlicher Neubau auf dem Schlossplatz werde Berlins Attraktivität entscheidend erhöhen und sogar zusätzliche Steuereinnahmen bringen, erklärte am Freitag der Vorsitzende der Expertenkommission Historische Mitte Berlin, Hannes Swoboda. Es sei schwer vorstellbar, dass gerade eine Stadt in Finanznöten auf ein Projekt dieser Art verzichten könne.

Ein schlossähnlicher Neubau auf dem Schlossplatz werde Berlins Attraktivität entscheidend erhöhen und sogar zusätzliche Steuereinnahmen bringen, erklärte am Freitag der Vorsitzende der Expertenkommission Historische Mitte Berlin, Hannes Swoboda. Es sei schwer vorstellbar, dass gerade eine Stadt in Finanznöten auf ein Projekt dieser Art verzichten könne. Die Belastung der öffentlichen Haushalte sei "durchaus tragbar", sagte Swoboda nach der gestrigen Sitzung der Schlossplatzkommission. Das Gremium legte kurz vorm Abschluss seiner fast einjährigen Beratungen ein "von seriösen Fachleuten abgeklopftes" Finanzierungskonzept vor, demzufolge die Baukosten eines Gebäudes auf dem Grundriss des alten Schlosses mit einer Obergrenze von 668 Millionen Euro kalkuliert sind.

Nach Ansicht der Kommission müssten letztlich "nur" 230 Millionen Euro von den öffentlichen Haushalten Berlins und des Bundes, den Grundstückseigentümern, aufgebracht werden. Peter Klemm, Mitglied der 17-köpfigen Expertengruppe und ehemals Finanzstaatsekretär in Bonn, erläuterte das Konzept. Demnach müssten von der Gesamtsumme rund 80 Millionen Euro für die geplante Barockfassade abgezogen werden, die der Förderverein Berliner Stadtschloss im Laufe mehrerer Jahre aufbringen könne. Für 358 Millionen Euro könnten Aktien mit einer Dividende von zwei Prozent gezeichnet werden, überwiegend von institutionellen Anlegern. Eine Betreibergesellschaft solle auf der geplanten "Agora" Läden, Restaurants und Veranstaltungssäle vermieten und jährlich rund sieben Millionen Euro erwirtschaften. Dem öffentlichen Beitrag ließen sich über die Jahre eingesparte Renovierungskosten und Grundstücksverkäufe der künftigen Nutzer des Schlossplatz-Areals gegenüberstellen. Die Kommission empfahl, wie berichtet, auf dem Gelände in Mitte die Ansiedlung der in Dahlem ausgestellten außereuropäischen Sammlungen, der Sammlungen der Humboldt-Uni und Teile der Zentral- und Landesbibliothek.

Die Expertenkommission, die wegen "höherer Lebendigkeit" für die öffentliche Agora einen Anteil von 20 Prozent an der Gesamtfläche vorschlägt, wird Anfang März ihren endgültigen Abschlussbericht vorlegen. Swoboda betonte, Vergleiche eines schlossähnlichen Neubaus mit Disneyland seien falsch. Auch der Louvre verbinde alten mit neuem Stil. Die Politik solle sich die Empfehlungen der Kommission genau ansehen, beraten und dann entscheiden. Wie berichtet, hatten Bund und Berlin in den vergangenen Tagen auf leere Kassen für den Schlossplatz hingewiesen. Nächste Woche will Swoboda im Kulturausschuss des Bundestags über die Empfehlungen berichten.

C. v. L.

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