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In Feierlaune. Für die Anhänger des deutschen WM-Teams ist die Fanmeile, wie schon vor vier Jahren, wieder der zentrale Treffpunkt für das Public Viewing. Foto: Imago

© imago sportfotodienst

Berlin: Alles auf Sieg gesetzt

Die Fanmeile auf der Straße des 17. Juni ist offen – und war beim Anpfiff schon komplett voll

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn war es schon ziemlich voll auf der Meile, und beim Anpfiff machte die Polizei die Eingänge dicht: Mit schätzungsweise 200 000 Besuchern war die Fanmeile zwischen Siegessäule und Yitzhak-Rabin- Straße komplett belegt. Während die Abendsonne freundlich auf die Besucher vor den Großleinwänden schien und einige Frustrierte sich schleunigst nach Alternativen umschauen mussten, türmten sich an den Eingängen die bei den Taschenkontrollen aussortierten Bierflaschen. Gleich nebenan standen die Container für die Vuvuzelas: Tröten verboten, heißt es auf der Fanmeile.

Während des Spiels herrschte dann zunehmend gespannte Ruhe, unterbrochen allenfalls von Pfiffen und bösen Zwischenrufen, sobald Kevin-Prince Boateng in Großaufnahme auf den Leinwänden erschien. Lockerer wurde die Fangemeinde erst nach Özils Tor in der 60. Minute. Richtig fröhlich wurden die Fans aber erst, als sich auch die – für Deutschlands Chancen so wichtige – Führung von Australien im parallel laufenden Spiel herumgesprochen hatte.

Am Nachmittag war die Fanmeile eher gemütlich gestartet: Bis kurz vor Beginn der ersten Live-Übertragung um 16 Uhr schlenderten nur ein paar hundert Besucher zwischen der Hauptbühne an der Siegessäule und der Yitzhak-Rabin- Straße. Beim Anpfiff des Spiels England gegen Slowenien wuchs die Zuschauerzahl immerhin auf ein paar tausend an. Gähnende Leere herrschte am Nachmittag allerdings im VIP-Bereich, wo ein Stehplatz täglich 50 Euro kostet und ein Platz auf der Tribüne mindestens 150 Euro. Laut einer Mitarbeiterin war die VIP-Zone für den Abend aber schon vorab ausgebucht.

Der Erfolg der deutschen Mannschaft erleichterte auch die Händler und Veranstalter: „Wenn Deutschland nicht weiterkommt, machen wir hier alle Pleite“, orakelte der Verkäufer an einem Bierstand vor dem Spiel. In den Tagen zuvor hatte er schon auf der Fanmeile vor dem Olympiastadion ausgeschenkt, aber kaum Umsatz gemacht: „Da war es viel zu abgelegen.“ Auch die Mitarbeiter der Buden mit schwarz-rot-goldenen Fanartikeln fieberten mit der deutschen Elf. „Notfalls können wir die Ware zurückgeben“, sagte einer. Das galt aber wohl nur für die Fanshops mit offiziellen Fifa-Fanartikeln wie Trikots. Andere Händler, die nur Hüte oder Ketten mit den deutschen Nationalfarben anboten, hatten keine solche Option – und können sich nun auf weitere gute Geschäfte freuen.

400 Ordner und 200 Helfer des Deutschen Roten Kreuzes waren im Einsatz, um das Gelände und große Teile des Tiergartens stand ein sechs Kilometer langer Zaun mit sieben Eingängen. Tabu waren Waffen, Glasflaschen und Feuerzeuge. Die Polizei verzeichnete nur einige Leichtverletzte wegen kleinerer Rangeleien.

Geradezu erstaunlich freundlich war die Stimmung in der Christian Revival Church in Wedding, wo mehrere hundert Afrikaner und Deutsche gemeinsam das Spiel sahen. Vor dem Anpfiff hatte der Reverend noch erzählt, dass er auf den freundlich angebotenen Polizeischutz verzichtet habe – zu Recht, wie sich zeigte: Die Freundschaft in der Maxstraße ging so weit, dass gar nicht immer klar war, wer eigentlich wen anfeuert und ob es so bedeutsam ist, wer das Spiel gewinnt. Zu Recht, denn am Ende waren ja tatsächlich beide Mannschaften weiter. CD/kög/obs

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