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Berlin: Alles ist offen

Wie Bäderchef Lipinsky die Zukunft sieht

Wie steht es in zehn Jahren um Berlins Bäder? Bei dieser Frage muss Klaus Lipinsky erst mal durchatmen. Der Vorstandsvorsitzende der Berliner Bäderbetriebe wäre schon froh, wenn er absehen könnte, wie es im nächsten Jahr aussieht. Und deshalb sagt er: „Wir versuchen, alle Bäder, die wir jetzt betreiben, auch weiterhin offen zu halten.“

Hundertprozentig sicher ist das nicht. Denn Kosten von 64 Millionen Euro pro Jahr drücken das Landesunternehmen. Davon gehen allein 32 Millionen für Löhne und Gehälter drauf. Der Zuschuss, den das Land leistet, deckt nur gut die Hälfte: In diesem Jahr sind es 37,3 Millionen Euro. „Müssten wir ohne Zuschüsse auskommen“, sagt Lipinsky, „würde der Eintritt im Schnitt neun bis zehn Euro kosten.“ Ein Preis, der illusorisch ist in einer Stadt wie Berlin.

Deshalb kann Lipinsky die Frage nach der Zehn-Jahres-Perspektive nur mit der Hoffnung auf Bestandssicherung beantworten. Für große Investitionen reicht das Geld nicht. Dabei wäre viel zu tun. Viele Bäder sind in einem renovierungsbedürftigen Zustand, einige sogar geschlossen: die alte Halle in der Charlottenburger Krumme Straße, weil das Glasdach über dem Becken bröckelt; die Halle in der Finckensteinallee in Lichterfelde, weil die Statik marode ist.

Um das Geld für Instandsetzungen zusammenzubekommen, suchen die Bäderbetriebe neue Wege. Im Sommer haben sie die Infrastruktur-GmbH gegründet. Sie soll Eigentümerin der Grundstücke und Hallen werden. Das soll es leichter machen, private Investoren zu finden, die sich an den Sanierungskosten beteiligen. Fertige Pläne gebe es noch nicht, sagt Lipinsky, aber: „Es gibt Anfragen von Wellness- und Fitness-Studios, die wir in die Schwimmhallen integrieren wollen.“ Ein anderes Modell sieht so aus: Supermärkte ziehen auf die Gelände der Sommerbäder. Lipinsky: „Viele Sommerbäder haben riesige Liegewiesen, die wir nicht mehr brauchen.“ Darauf könnte ein Supermarkt errichtet werden. Die Pacht für das Grundstück soll in die Sanierung der Bäder fließen.

In Adlershof sind die Bäderbetriebe mit einem Investor im Gespräch, der eine ganz neue Therme bauen will. „Wir könnten uns vorstellen“, erklärt der Bäderchef, „dass wir Wasserzeiten im Schwimmbecken mieten, um dann die Schwimmhalle am Baumschulenweg zu schließen.“ Die Bäderbetriebe wären dann nicht mehr Betreiber, sondern nur noch Nutzer. Ähnlich läuft es schon im Stadtbad Kreuzberg, in der Baerwaldstraße. Das Bad haben die Bäderbetriebe aus ihrer Regie entlassen, einem Verein übergeben, um dann wieder Wasserzeiten zu mieten, die sie wiederum Vereinen zur Verfügung stellen. „Das ist billiger, als das Bad selber zu betreiben.“

Abseits der Geldsorgen gibt es aber auch gute Nachrichten. Zum Beispiel aus dem Märkischen Viertel: Die Schwimmhalle konnte mithilfe von Investitionszuschüssen der EU und des Senates saniert werden. „Wir haben jetzt eine wärmedämmende Fassade, neue Fenster und Solarzellen auf dem Dach“, sagt Lipinsky. Das hilft, die Betriebskosten zu senken. Acht Monate wurde an der Halle gearbeitet. Am kommenden Freitag, 17. November, ist Eröffnung mit freiem Eintritt ab 15 Uhr.

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