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Berlin: Alles nur Fassade

Der Unternehmer Heinz Bischoff will Betonsilos in Marzahn mit bunten Elementen aufpeppen, die Anwohner freuen sich – doch der Bezirk ärgert sich über die Motive

Wie verwandelt man einen eintönigen Plattenbau in ein Gebäude, das nicht gleich auf den ersten Blick als Betonsilo zu erkennen ist? Es scheint ganz einfach zu sein - die Fassade wird aufgepeppt: Mit glattem, rauem und feinem Putz, mit Stuckelementen und Leisten, die Dächer simulieren. Dann erhält das Ganze einen bunten Anstrich und wirkt wie eine Kleinstadtidylle.

Heinz Bischoff, der Inhaber eines Ingenieurbüros, dem 1200 Wohnungen am Blumberger Damm gehören, ist der „Erfinder" des modernen Plattenbau-Gesichts. Vor zwei Jahren kam ihm die eigenwillige Idee, die allerdings im Bezirk auf wenig Gegenliebe stieß. Der so genannte Gestaltungsbeirat in dem Vertreter von Wohnungsunternehmen und Architekten wirken, kritisierte die Fassaden als zu bunt und störend für das „normale Straßenbild", berichtet Heinz Bischoff. Er vermutet dahinter allerdings Konkurrenzdenken. Auch Stadtentwicklungsstadtrat Heinrich Niemann (PDS) erteilte dem großflächigen Projekt des Investors eine Abfuhr. „Mit solchen Fassaden wird ein Bild vorgegaukelt, was es eigentlich nicht gibt", sagt er. Und der Politiker betont, dass Marzahn und Hellersdorf kein Experimentierfeld für Disneyland sei.

Doch Bischoff blieb hartnäckig, überarbeitete seine Vorschläge und stellte in den vergangenen zwei Jahren sechs Bauanträge. Mittlerweile gibt es acht dicke Aktenordner zu dem Vorgang. Aber er durfte letztendlich nur fünf von 20 Fassaden ein Kleinstadt-Flair verpassen. Der Unternehmer ärgert sich über die Haltung der verantwortlichen PDS-Politiker im Bezirk.

Unterstützt wird er von den Bewohnern des Karrees am Blumberger Damm. Sie sind stolz auf ihre farbenfrohen Wohnblöcke. Eine ältere Dame spricht sogar „von den Marzahner Hundertwasserhäusern". Sogar mit einer Unterschriftensammlung haben die Anwohner für die Motive gekämpft. Stadtrat Niemann verteidigt den inzwischen gefundenen Kompromiss, der an den meisten Sechsgeschossern lediglich farbigen Putz und ein paar Stuckelemente zuließ. „Bischoff braucht sich nicht zu beschweren, schließlich haben wir auch ein Auge zugedrückt, nach dem er ohne Genehmigung einfach eine Fassade nach seinen Vorstellungen herrichtete", erklärt der Politiker. Steffi Bey

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