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Berlin: Am Ende bleiben Brachen

Entwicklungsgebiete kosten 1,2 Milliarden Euro

Fast dreizehn Jahre arbeitet die Stadtentwicklungsgesellschaft Eldenaer Straße (SES) an ihrem Projekt. Sie soll aus dem 50 Hektar großen Areal des ehemaligen zentralen Schlachthofs von Berlin ein Stadtviertel machen. Entstanden ist größtenteils eine freie Fläche. Und dennoch meldet die Gesellschaft nun: „Ziel erreicht!“ Am Jahresende ist Schluss.

Der Grund dafür liegt zweieinhalb Jahre zurück. Damals beschloss der Senat, in den fünf großen Entwicklungsgebieten der Stadt, unter anderem am ehemaligen Schlachthof, die Reißleine zu ziehen. Statt weiter Geld hineinzupumpen, sollte die Entwicklung nun beendet, und die noch freien Grundstücke sollten verkauft werden – statt in der Regie der Stadtentwicklungsverwaltung weiter zu planen und zu bauen. Am Jahresende wird die Verwaltung nicht nur das Gebiet des ehemaligen Schlachthofs, sondern auch die Rummelsburger Bucht, Biesdorf-Süd und die Wasserstadt Oberhavel aus dem Status des Entwicklungsgebiets entlassen. Einzig der Wissenschaftsstadt Adlershof bleibt erhalten.

Die Entwicklungsgebiete haben das Land viel Geld gekostet. Schätzungen der Stadtentwicklungsverwaltung gehen davon aus, das sie bis zum Jahresende 1,58 Milliarden Euro für diese Projekte ausgegeben haben wird. 402 Millionen Euro wird sie eingenommen haben, zum Beispiel durch Grundstücksverkäufe, so dass unterm Strich das Defizit von 1,17 Milliarden Euro bleibt.

Ursache dafür ist, dass Anfang der 90er Jahre die Prognosen der Verwaltung davon ausgingen, Berlin werde im Jahr 2006 nicht 3,4, sondern weit mehr als vier Millionen Einwohner haben. 31 300 Wohnungen sollten in den Entwicklungsgebieten entstehen. Jetzt sollen es am Ende nur 16 500 sein, 6300 sind in Bau oder fertig gestellt. Die jetzt brach liegenden Grundstücke sollen über den Liegenschaftsfonds verkauft werden.

Das Ende der Entwicklungsgebiete bedeutet auch das Aus für die Stadtentwicklungsgesellschaften. Neben der SES betrifft das vor allem die Wasserstadt GmbH, die die Gebiete an der Rummelsburger Bucht und an der Havel betreut.

Trotz dieser Bilanz bemüht sich Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge- Reyer (SPD), die Entwicklungsgebiete nicht als Desaster erscheinen zu lassen: „Das Land hat eine Entwicklung angestoßen, die von alleine nicht in Gang gekommen wäre.“ Den öffentlichen Investitionen stünden private Investitionen in Milliardenhöhe gegenüber. Davon ist beim alten Schlachthof indes noch nicht allzu viel zu sehen.

Das soll sich ändern, wenn der rechtliche Status des Entwicklungsrechts gefallen ist. In die denkmalgeschützte Rinderauktionshalle sollen Fachmärkte und Händler einziehen, eine Lidl-Filiale sowie weitere Shopping-Flächen und Supermärkte sind geplant. Und auch Wohnungen sind vorgesehen, dazu 105 Appartements. w

Matthias Oloe

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