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Amoklauf: Jugendarrest für Drohung im Internet

Pascal E. wollte lustig sein: Im "SchülerVZ" drohte er mit einem Amoklauf. Der Scherz ging für den 21-Jährigen nach hinten los. Vor dem Jugendgericht beteuerte er, er habe niemals ernste Absichten gehabt.

Er wollte „der lustige und coole Kerl“ sein, sich bei seinen Freunden im Internet-Chat profilieren. „Das hat sich hochgeschaukelt“, sagte Pascal E. gestern vor einer Jugendrichterin. „Es war ein ganz dummer Scherz“, beteuerte der 21-Jährige. Von „erschreckender Dummheit" sprach später der Staatsanwalt. E. hatte vor einem Jahr im Webforum „SchülerVZ“ mit einem Amoklauf in seiner früheren Schule in Zehlendorf gedroht.

Er hatte sich auf der Seite als „Pascal Übermensch E.“ vorgestellt. Neben einem Foto eines Mannes mit angsteinflößender Maske stand: „Ich hasse Menschen.“ und „Ja, ich plane einen Amoklauf.“ Da stand bereits fest, dass er das Abitur auch im zweiten Anlauf nicht geschafft hatte. Die Sache mit dem Internet habe damit aber nichts zu tun, meinte der Angeklagte. „Ich wollte mich zu der Clique, die ich dort kennenlernte, zugehörig fühlen“, sagte der ehemalige Schüler der Wilma-Rudolph-Oberschule. Durchs Abi sei er wegen Faulheit gerasselt.

Im letzten April schrieb er: „Wie wäre es mit etwas Kollektivem auf Columbine-Style?“ An der Schule im US-Bundesstaat Colorado hatten 1999 zwei Jugendliche 13 Menschen erschossen. „Columbine, das Erfurter Gutenberg-Gymnasium – ich hatte das nur oberflächlich betrachtet“, erklärte der Angeklagte. „Nie war es mein Ziel, Menschen zu erschrecken.“ Ein anderer Schüler hatte E.s Drohungen entdeckt und den Fall ins Rollen gebracht. Es wurden aber keine Hinweise auf konkrete Anschlagspläne gefunden.

„Er lebte in einer Traum- und Scheinwelt im Internet“, sagte der Staatsanwalt. Hinter den Drohungen mit einem Massaker hätte „eher Dummheit als Bösartigkeit“ gesteckt. Pascal E. habe angeben, cool wirken wollen. Es hätte aber auch anders sein können. „Was am Mittwoch in Winnenden passiert ist, wird ihnen klargemacht haben, dass solche Drohungen ernst genommen werden müssen“, hielt ihm der Ankläger vor. Pascal E. nickte. Er hatte bereits bei der Polizei sein Verhalten als groben Unfug eingeschätzt.

Die Richterin sah den Fall wie der Staatsanwalt: Wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten verhängte sie eine Woche Dauerarrest. Zudem soll Pascal E. an fünf Beratungsgesprächen teilnehmen, um sich bewusst zu werden, was er angerichtet hat. „Ihnen und eventuellen Nachahmern muss gezeigt werden, dass es so nicht geht“, sagte die Richterin. Der derzeit arbeitslose Pascal E. nickte wieder. Der junge Mann aus Friedenau hatte bereits vor der Urteilsverkündung erklärt: „Ich werde mich fügen.“

Kerstin Gehrke

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