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Na, klingelt's? Weihnachtsfeier für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Kreuzwerker GmbH in der Ritterstraße in Berlin-Kreuzberg.

© Ismael Jimoh/kreuzwerker GmbH

Serie "Berliner Firmenweihnachtsfeiern": Angestellte der Kreuzwerker bringen ihre Kids mit zur Party

Der Tagesspiegel besucht Weihnachtsfeiern Berliner Unternehmen, um den Puls der lokalen Wirtschaft zu spüren. Teil 1: Ein Besuch bei der kreuzwerker GmbH

Wer kleinere Kinder hat, will den Nikolausabend in der Regel nicht beim Job verbringen. Arbeitgebern, die für diesen Tag einen Termin um 18 Uhr ansetzen, darf man getrost einen Anschlag auf den adventszeitlichen Familienfrieden unterstellen. Es sei denn, er lädt die Familien inklusive aller Kinder mit ein. Genau das haben die Chefs der kreuzwerker GmbH gemacht. So haben einige der rund 90 Angestellten auch Partner und Kinder zur internen Weihnachtsfeier nach Kreuzberg mitgebracht.

Diese relativ ungewöhnliche und familienfreundliche Aktion war ein Anlass für unsere Redaktion, diese mittelständische IT-Firma vorzustellen – zum Auftakt unserer neuen Serie über „Berliner Firmenweihnachtsfeiern“.

Schnell wurde klar: Die Einladung der Kinder war tatsächlich mehr als nur ein Akt der Höflichkeit. Das merkte man schon daran, dass die Kleinen nicht einfach nur mit Süßem abgespeist worden sind. Eigens abgestellte Mitarbeiter haben mit ihnen gegessen, gespielt und „Traumfabriken“ aus Legosteinen gebaut. So konnten Eltern auch tatsächlich entspannt mitfeiern. Die drei besten Skulpturen wurden vor dem Essen der Großen prämiert. Hier wird offenbar eine Kultur der Wertschätzung gepflegt.

Weihnachtsfeier der IT-Firma Kreuzwerker GmbH aus Kreuzberg: Unsere Reporterin vergab die maximale Punktzahl fürs Catering. Das Buffet lieferte der Havelland Express.

© Ismael Jimoh/kreuzwerker GmbH

Manche Weihnachtsfeier ist kaum mehr als eine Pflicht-Veranstaltung. Zum Fest der kreuzwerker (bei der Firma legt man viel Wert auf das kleine F im Firmennamen) gehen die Beschäftigten sichtlich gerne – offenbar auch die kinderlosen. Das liegt vielleicht an der betont zwanglosen Atmosphäre. „Die Kreuzwerker sind nicht protzig, sie müssen nichts ausgefallenes machen wie etwa ein Boot mieten“, sagt Mitarbeiter David Fischer. Das gefalle ihm.

Mitarbeiter aus 13 Nationen - Man spricht Englisch

Das Unternehmen wurde 2010 in Mainz gegründet und residiert seit 2011 in Berlin. Die kreuzwerker unterstützen vorwiegend Mittelständler bei der digitalen Transformation – ohne dort eine Show abzuziehen. „Wir gehen nicht im Anzug zum Kunden“, erklärt Geschäftsführer Tilmann Eing. „Wir begreifen unsere Arbeit als ehrliches Handwerk, wir orientieren uns an der Sache.“

Daher stamme auch die Firmierung „kreuzwerker“ – eine Mischung aus Kreuzberg und Handwerker. Wie wichtig den Chefs das ist, ist auch auf der Webseite nachzulesen. Da heißt es etwa: „Wir sind mit ganzem Herzen aus Kreuzberg und nicht aus irgendeiner Mitte oder irgendeinem Valley. Kunst ist hier noch Lack auf Beton und nicht Öl auf Leinwand.“

Dennoch sind die kreuzwerker kosmopolitisch. Mittlerweile unterhält das Unternehmen Dependancen in München, Warschau und Zürich und beschäftigt Menschen aus 13 Nationen. Für die beiden Geschäftsführer Tilmann Eing und Daniel Meisen ist das aber noch lange kein Grund, abzuheben. Hierarchien werden zumindest auf dieser Feier ausgeblendet, die Chefs mischen sich unter die Mitarbeiter, sie halten auch keine Rede.

Das überlassen sie „der Seele des Unternehmens“: Ulrike König. Sie war damals die erste Festangestellte, ist heute in der Personalabteilung tätig. In einem Mix aus Englisch (der Firmensprache) und Deutsch heißt König alle willkommen, dankt den Helfern und den Kindern. Nach wenigen Minuten ist der Vortrag beendet, die nette Frau mit den graumelierten Haaren steigt vom Podest vorm Weihnachtsbaum herab. Das Buffet ist eröffnet. Endlich! Denn das ist der ultimative Höhepunkt.

Weihnachtsfeier 2019 im Büro der Firma Kreuzwerker in Kreuzberg. Subjektive Diagnose: Tolle Leute, Super-Essen. Aber unsere Jurorin hätte sich noch etwas mehr "Bling-Bling" gewünscht.

© Ismael Jimoh/kreuzwerker GmbH

Man kann gar nicht so viel schlemmen, wie man möchte. So gut schmeck es. Austern, ein Räucherfischsortiment sowie Matjes mit Apfel und Lauch locken unter anderem als Vorspeise, Paderborner Maishähnchenbrust, Ente und Wokgemüse als Hauptspeise, Pflaumencrumble, Kekse und Käse als Dessert. Dazu werden wunderbare Weine serviert, wer mag, nimmt sich ein Bier aus dem Kühlschrank, Softdrinks und Kaffee werden ebenfalls bereitgehalten.

Etwas mehr Deko hätte nicht geschadet

Für das mehrere Meter lange Buffett ist Marcin Gietka von Havelland Express verantwortlich. Er nutzt die große Küche, in der sonst drei Mal die Woche für die Belegschaft Mittagessen zubereitet wird. Seit Stunden ist er hier, um alles vorzubereiten. Einige Mitarbeiter-Kinder haben ihm tatkräftig zur Seite gestanden, erzählt Eing. Seine eigenen Söhne, 12, 15 und 19, waren mit von der Partie. Vom Bespaßungsprogramm haben zumindest die älteren nicht mehr profitiert. Aber ein so erstklassiges Essen lassen sie sich nicht vorenthalten.

Da geht es ihnen wie den Erwachsenen, den Angestellten. Sogar aus Polen und der Schweiz sind einige angereist. Insgesamt sind etwa 90 Teilnehmer an Bord – bei etwa 65 Mitarbeitern am Berliner Standort. Sie freuen sich über Präsente – nachhaltige Wollsocken mit Logo und Schokoladentäfelchen.

Im größten Raum, dort, wo sonst fast 25 IT-ler an ihren Schreibtischen Lösungen für die Kunden erarbeiten, sitzen jetzt alle, prosten sich zu. Im Hintergrund läuft leise Musik, zwei, drei Lichterketten und der geschmückte Baum vermitteln Weihnachts-Ambiente – allerdings auf nicht all zu hohem Niveau. Bodenständigkeit schön und gut: Etwas mehr Dekoration hätte aber nicht geschadet. Fazit: Eine Feier für alle mit höchsten Gaumenfreuden, freundlicher Atmosphäre, aber kaum Bling-Bling.

Ambiente: 4 von 6 Sternen

Essen und Getränke: 6 von 6 Sternen

Rede der Chefs: (entfällt)

Gesamtnote: 5 von 6 Sternen

Sabine Hölper

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